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Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Titel: Tödliches Wasser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu. Xiaolong
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hinter sich gebracht.«
    »Da magst du recht haben. Aber nun zu etwas anderem: Was weißt du über Jiang?«
    »Er hat genauso Ärger gekriegt – ich meine, wegen seines Engagements für den Umweltschutz«, antwortete sie; ihre Hand ruhte noch immer in der seinen. »Nur dass er dabei weiter gegangen ist als ich. Allerdings habe ich keine Ahnung, was er in letzter Zeit unternommen hat.«
    Chen registrierte eine besondere Betonung auf »in letzter Zeit«. Vermutlich entsprach das sogar der Wahrheit, denn wenn sie in jüngster Zeit mit Jiang Verbindung aufgenommen hätte, hätte sie die Innere Sicherheit längst erneut verhört. Er behielt den Gedanken für sich und unterbrach Shanshan nicht.
    »Jiang ist ein Umweltaktivist. Als solcher kann man leicht Ärger bekommen. Das gilt nicht nur für ihn. Sieh dir doch dieses Zimmer an. Als ich Lius Fabrik zugeteilt wurde, hatte er mir eine Dienstwohnung versprochen. Doch kaum hatte ich den Mund aufgemacht, zerplatzte das Versprechen natürlich wie eine Seifenblase. Ich hause jetzt schon das vierte Jahr hier.«
    »Hattest du engen Kontakt mit Jiang?« Er versuchte, die Frage beiläufig klingen zu lassen.
    »Wir arbeiten auf demselben Gebiet, also haben wir uns öfter mal ausgetauscht«, berichtete sie weiter, doch dann zögerte sie. »Aber ich habe schon länger nichts mehr von ihm gehört. Vorgestern hab ich ihn angerufen, um ihm was Wichtiges mitzuteilen, aber er hat nicht reagiert. Ist weder drangegangen, noch hat er zurückgerufen.«
    »Weißt du denn nicht, was mit ihm passiert ist?«
    »Nein, wieso?«
    »Er wurde vorläufig festgenommen.«
    »Oh – so wie ich?«
    »Ja, wie du. Und sie überprüfen die Personen, die ihm nahestehen.«
    »Die sind wirklich zu allem fähig«, sagte sie kopfschüttelnd, ihr Haar war noch immer feucht und zerzaust. »Hätte ich mir doch bloß ein anderes Studienfach ausgesucht.«
    »Nein, was du tust, ist sehr wichtig für das heutige China«, widersprach er. Hatte sie damit das Gespräch von Jiang ablenken wollen? »Aber zurück zu Jiang. Hat er sich mit Liu gestritten?«
    »Die beiden sind wohl ein- oder zweimal aneinandergeraten, aber ich weiß nichts von einer Auseinandersetzung in letzter Zeit.«
    »Die Innere Sicherheit behauptet, er habe Liu erpresst – erst vor kurzem.«
    »Nein, das ist unmöglich.«
    Warum sie sich da so sicher war, sagte sie nicht. Und er konnte sie schlecht danach fragen, ohne sich als Polizist zu erkennen zu geben.
    »Ruf auf keinen Fall bei ihm an – vor allem nicht, ohne dich mit mir abzusprechen«, sagte er stattdessen. »Ich werde dich über die Entwicklungen auf dem Laufenden halten.«
    »Es ist ernst, nicht wahr?«
    »Ja, ich denke schon.«
    »Ist dir klar, wie verheerend die Umweltkatastrophe in unserem Land ist?«, hob sie erregt an. »Die Regierung brüstet sich allenthalben mit Verbesserungen bezüglich der Menschenrechte. Davon verstehe ich zu wenig, aber ich finde, dass es jedem Menschen möglich sein sollte, frische Luft zu atmen, sauberes Wasser zu trinken, ordentliche Nahrung zu sich zu nehmen und nachts die Sterne am Himmel zu sehen. Das sollten doch eigentlich die grundlegendsten Menschenrechte sein, findest du nicht? Aber die werden uns nicht gewährt. Nur ein Beispiel: Ich ging noch in die Schule, als die Pekinger Regierung zum ersten Mal eine zehnprozentige Reduzierung des Schwefeldioxydgehalts in der Luft forderte. Inzwischen, fünf Jahre später, hat die Schadstoffmenge um fünfundzwanzig Prozent zugenommen. Und was das Wasser betrifft, so hast du ja selbst gesehen, wie es um den See bestellt ist. Das Problem beschränkt sich natürlich nicht auf den Taihu. Die jahrzehntelange unkontrollierte und ungehinderte Einleitung von Abwässern hat das Wasser der meisten großen Seen und Flüsse ungenießbar gemacht. Verschmutzungsgrad 5 und darüber, das bedeutet, Menschen sollten nicht mit diesem Wasser in Berührung kommen, geschweige denn, es trinken.«
    »Moment mal, Shanshan. Basieren diese Zahlen auf deinen eigenen Untersuchungen?«
    »Ja, und sie sind keineswegs ein Staatsgeheimnis. Man findet solche Zahlen überall in der wissenschaftlichen Literatur.«
    »Das ist ja schockierend.« Er suchte in seinen Taschen vergeblich nach einem Stück Papier. »Kann ich mir hier einen Zettel nehmen? Ich möchte mir ein paar von diesen Zahlen notieren.«
    »Und wozu brauchst du die, Chen?«
    Er hatte an seinen Bericht für den Genossen Parteisekretär Zhao gedacht. Ihm fehlten immer noch konkrete Zahlen,

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