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Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Titel: Tödliches Wasser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu. Xiaolong
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für den Umweltschutz engagiert.«
    »Ach die – die macht bloß Ärger. Mag sein, dass sie auf einige dieser Probleme hingewiesen hat. Aber was nützt’s? Die Chemiefabrik ist genauso auf Profit aus wie vorher.«
    »Und schamlos ist die auch«, wusste Li zu berichten.
    Chen überlegte, was das wohl bedeuten sollte, wollte aber nicht nachfragen.
    »Man kann die Augen vor alldem nicht verschließen. Also schaut man besser tief ins Glas und vergisst seine Sorgen«, sagte Zhang und leerte seine Schale in einem Zug.
    »Das Haus von diesem Liu sollten Sie mal sehen. Ein unglaubliches Anwesen! Nur ein paar Straßen von der Fabrik entfernt. Man kann es vom Arbeiterwohnheim aus sehen. Dann wissen Sie, warum die Leute für Geld ihre Seele verkaufen.«
    »Tatsächlich?«, sagte Chen, doch dann fiel ihm etwas anderes ein. »Ich danke Ihnen für das interessante Gespräch, aber ich muss jetzt leider gehen. Wissen Sie vielleicht, ob es hier in der Nähe ein Handygeschäft gibt?«
    »Ja, immer geradeaus, nur ein paar Blocks. Sie können es nicht verfehlen. Und sagen Sie, dass Zhang Sie geschickt hat.«
    »Mache ich und nochmals vielen Dank Ihnen beiden.« Damit erhob sich Chen und beglich die Rechnung. Es war nicht viel, aber er konnte nicht verantworten, dass die beiden in diesem Tempo weitertranken.
    Außerdem waren in diesem Stadium kaum noch wichtige Informationen von ihnen zu erwarten.
    Noch bevor er den Handyladen erreichte, zog er einen Stift und ein altes Kuvert hervor, das einzige Stück Papier, das er bei sich trug. An einen blühenden Hartriegel gelehnt, notierte er sich ein wirres Durcheinander von Satzfragmenten und Bildern, die ihm plötzlich in den Sinn gekommen waren.
     
    Schreckliche Kopfschmerzen …
    Trinken, um zu vergessen …
    Ein Arzt sollte dich ansehen, Mann.
    Erinnert die Spitze des Kühlturms
    nicht an die Brustwarze einer unfruchtbaren Frau?
    Sag mir, wo du dich aufhältst.
    Am Haarband der Glücksgöttin
    oder an ihrer Krücke?
    Eine weitere Bierflasche wird schnalzend geöffnet,
    gluck, gluck, gluck …
    Sie schiebt das Glas weg und tritt
    um Mitternacht in den sauren Regen hinaus.
     
    Wer geht an ihrer Seite?
     
    Das war, wie zuvor, erst der Rohstoff zu einem Langgedicht, von dem er noch keine genaue Vorstellung hatte. Jedenfalls sollte es eine locker gefügte Form haben, so dass auch die Zeilen der beiden Trunkenbolde darin Platz fanden. Und natürlich würde Shanshan in dem Gedicht auftauchen. Die letzte Zeile könnte dabei eine Art Refrain bilden wie in dem Trinkspiel, dem er soeben gelauscht hatte. Und natürlich gab es Anklänge an ein Gedicht, das er vor langer Zeit einmal gelesen hatte. Er setzte seinen Weg zu dem Handygeschäft fort.

10
     
    NACH DREI , VIER Blocks gelangte Chen tatsächlich zu einem Gebäude, das mit seinen vielen Wäschestangen unverkennbar das Arbeiterwohnheim der Chemiefabrik war.
    Er sah sich ein wenig um. Es war noch nicht sechs, aber vor dem Gebäude saßen bereits einige Bewohner beim Abendessen zusammen. Eine Frau mittleren Alters hockte auf einem Bambusschemel und tauchte die Füße in eine Plastikwanne mit einem Kräutersud. Ein fliegender Händler hatte seine Ware auf einem weißen Tuch unter einem Baum ausgebreitet. Der Mann kam Chen irgendwie bekannt vor, er meinte ihn schon einmal gesehen zu haben. Für eine Touristenstadt wie Wuxi waren solche mobilen Straßenhändler zwar nichts Ungewöhnliches, aber das hier war keine Touristengegend, wo gute Geschäfte zu erwarten waren.
    Von einem kleinen Jungen, der mit seinem Eisenreifen spielte, erfuhr Chen, dass das Gebäude das gemeinsame Wohnheim der Chemiefabrik und einiger weiterer Betriebe war. Chen ging hinein.
    Das vierstöckige Haus aus grauem Beton war wohl ursprünglich zu einem anderen Zweck errichtet worden. Die Chemiefabrik hatte vermutlich dann in den Jahren staatlicher Wohnungszuteilung hier Wohnraum zugewiesen bekommen, doch man hatte die Räume, anstatt sie den Angestellten zur Verfügung zu stellen, offenbar immer weiter unterteilt und verkleinert, so dass sie allenfalls als vorübergehende Unterkunft dienen konnten. Häufig passte in die Zimmer kaum mehr als ein Bett hinein; im schlimmsten Fall zwei Betten, wenn zwei alleinstehende Angestellte sich ein Zimmer teilen mussten. Die anderen Fabriken schienen mit ihren Wohnraumanteilen ähnlich verfahren zu sein.
    Chen kannte solche Wohnverhältnisse aus Shanghai. Auch er hatte einmal in einem Wohnheim gelebt; zum Glück nur vorübergehend, und das

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