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Töte, Bajazzo

Töte, Bajazzo

Titel: Töte, Bajazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auf meine Hilfe angewiesen war, denn das Erscheinen dieser Clownfratze mußte unmittelbar mit ihr persönlich zu tun haben.
    Ich stieg aus, schloß den Wagen ab und brauchte nicht lange zu suchen, um eine Cafeteria zu finden. Sie war gleichzeitig auch ein kleines Restaurant, das sich in einem Hinterzimmer befand. Hier fand ich einen freien Tisch. Er war ebenso schmucklos wie der gesamte Raum, aber die Menschen an den anderen Tischen verspeisten ihren Fisch mit Genuß und ließen sich auch den Wein schmecken.
    Den bestellte ich ebenfalls. Auf Fisch hatte ich keinen Appetit, ich nahm dafür ein kleines Nudelgericht, dessen Soße ziemlich scharf war und leicht nach Fisch schmeckte.
    Da Mirella den Zug genommen hatte, würde es noch einige Zeit dauern, bis sie eintraf. Viel wußte ich noch nicht von ihr.
    Nach einer halben Stunde zahlte ich, legte ein Trinkgeld hinzu, erntete dafür ein Lächeln der Bedienung und verließ die Cafeteria. Wer wußte am besten Bescheid?
    Im Zweifelsfalle immer einer meiner uniformierten Kollegen. Carabinieri sah ich zunächst nicht, aber ich entdeckte die Polizeistation, die in einer Seitengasse lag.
    Vor der Tür stand ein dicker Polizist mit zwei Einheimischen zusammen.
    Sie erzählten sich wahrscheinlich Witze, denn alle drei lachten fast ununterbrochen.
    Als ich vor ihnen stehenblieb, verstummte das Gelächter. Der dicke Polizist zog den Bauch ein und strich den dunklen Oberlippenbart glatt.
    »Prego…?«
    »Ich möchte, daß Sie mir helfen.«
    »Wenn ich kann?«
    »Mal sehen.« Meine Sprachkenntnisse waren nicht perfekt. Ich suchte immer nach Worten, aber ich konnte dem Mann klarmachen, zu welcher Familie ich wollte.
    »Die Daleras.« Er lachte. »Ja, das sind ausgezeichnete Leute. Sie sind sehr angesehen.«
    »Ich weiß.«
    »Was wollen Sie denn von denen?«
    Bei meiner Antwort hielt ich mich ungefähr an die Wahrheit. »Es geht um die Tochter.«
    »Um welche?«
    »Mirella.«
    Der dicke Polizist verdrehte die Augen und geriet ins Schwärmen.
    »Herrlich, unsere Mirella. Der Stern dieser Stadt. La Bella, die Sängerin, weltbekannt…«
    »Ich weiß.«
    »Sie ist nicht hier!« sagte er hart. »Sie wird kommen.«
    »Wann?«
    »Heute.«
    »Sind Sie sicher?«
    Er hatte so lauernd gefragt, daß es besser war, wenn ich mir nicht sicher war. »Vielleicht auch morgen oder übermorgen. Ich werde auf sie warten. Ich komme aus England, ich habe vor, mit ihr zu sprechen. Ein Interview für eine große Zeitung, Sie verstehen.«
    Jetzt glänzten seine Augen wieder. »Und ob ich verstehe, wir verstehen alle. Dann wird Mirella noch berühmter und unsere herrliche kleine Stadt ebenfalls.«
    »Das ist durchaus möglich.«
    Auch die beiden anderen Männer mischten mit. Jeder wollte mir den Weg zum Haus erklären. Bis das Durcheinander der Stimmen sich geklärt hatte, vergingen einige Minuten. Schließlich erfuhr ich, wie ich zu fahren oder zu gehen hatte, die letzten Meter nämlich mußte ich zu Fuß zurücklegen, weil die Straße am Friedhof Privatbesitz war.
    »Ahm… am Friedhof?«
    »Da können Sie parken.«
    »Und die Daleras wohnen dort?«
    »Das große Haus am Friedhof. Sie können auf die wunderschönen Gräber schauen, aber auch bis weit auf das Meer sehen. Es ist eine sehr schöne Lage.«
    »Ich danke Ihnen.«
    Der Polizist schüttelte mir die Hand und warnte mich gleichzeitig. »Aber schreiben Sie nur gut über unsere kleine Mirella. Wir sind nachtragend.«
    »Sie ist super.«
    Er schlug mir wuchtig auf die Schulter. »Das ist es genau, Signore. Das habe ich hören wollen.«
    »Ich werde Sie nicht enttäuschen.«
    Er strahlte, als ich ging. Für ihn war es wichtig, daß der Ort und seine Bewohner nur positiv dargestellt wurden. Die Beschreibung des Wegs hatte ich mir eingeprägt. Trotzdem verfuhr ich mich zweimal in den engen Gassen, bis ich endlich ein Schild entdeckte, das zum Friedhof wies. Der schmale Weg führte in die Höhe, und der Belag war ziemlich uneben, so daß der Fiat förmlich darüber hinwegtanzte.
    Rechts und links rahmten sich die Fassaden der alten Häuser ein.
    Frauen sprachen über die Gasse hinweg miteinander, Kinder turnten auf der Straße herum, alte Männer hockten vor den Häusern und schauten unbeteiligt zu. Ich sah auch viele Jüngere, die sich in der Gasse herumdrückten und den Tag trödelten, weil sie keine offizielle Arbeit hatten. Sie lebten vielleicht vom Schmuggel, der hier nach wie vor hoch im Kurs stand. Jede Gasse hatte ein Ende, auch diese hier machte

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