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Toete John Bender

Toete John Bender

Titel: Toete John Bender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Voss
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gestritten hatten, was in die Kiste gepackt werden durfte. Ihre Vorstellungen hatten weit, weit auseinandergelegen und sie hatten diese Differenzen auf ihre unterschiedlichen Geschlechter zurückgeführt. Später hatten sie am Strand Sex gehabt.
    Tom unterbrach seine Erinnerungen an diesen Abend, eilte in den Schuppen und zog unter der Arbeitsplatte an dem Linoleumboden, bis er eine kleine Luke freigelegt hatte. Er öffnete sie, zog die Kiste heran und hob sie ächzend heraus. Ganz schön schwer wurde sie damals beladen, und er fragte sich, womit sie bestückt war. Rum , erinnerte er sich noch. Er wollte auf jeden Fall, in Anlehnung an die Johnny-Depp-Filme, ausreichend Rum dabei haben. Lydia hatte auf einer guten Handcreme bestanden. Keuchend zog er die Kiste nach draußen und lachte. Zu sehr erinnerte es ihn an einen tatsächlichen Schatz und zu bizarr war die ganze Situation, in der er sich befand.
    Er lüftete den Deckel und verschaffte sich einen groben Überblick über den Inhalt. Rum – sechs Flaschen zwölf Jahre alter kubanischer Rum! Diesen holte er als erstes heraus und stellte ihn neben die Kiste. Mit diesem Joker konnte er die Abendrunde vielleicht noch retten. ›Wenn nichts in einer Gruppe hilft, dann gib ihnen Alkohol‹ , hatte einer seiner Ausbilder einmal gesagt, und tatsächlich funktionierte diese Methode gelegentlich und punktuell.
    Eine Signalpistole. War bestimmt Lydias Idee gewesen. Tom wollte sie mitnehmen. Präservative. Seine Idee! Er legte sie beiseite. Eine Flasche Lampenöl, auch gut. Vier Konservendosen mit Labskaus. Er sah auf dem Boden nach dem Verfallsdatum, nickte und stellte sie zu den brauchbaren Dingen.
    Ein ›Vier-gewinnt‹-Spiel, ein Roman von Stephenie Meyer (Tom erinnerte sich, dass Lydia ihn damit hatte ärgern wollen – und ja, sie hatte es geschafft), ein kleines, aufblasbares Schlauchboot, eine Taschenlampe mit Batterien, schwarzer Tee und ein Glas Honig, eine Angel, eine Schachtel Zigaretten und eine Holzkiste mit Zigarren.
    Tom freute es. Die alberne Idee von damals rettete ihn möglicherweise über den Abend. Er verstaute alles wieder in der Kiste, ging hinter den Schuppen und holte einen Handwagen, der sich auch gut am Strand, wenn man nah genug am Wasser ging, ziehen ließ. Im Schuppen suchte er nach weiteren brauchbaren Dingen, die er mitnehmen wollte, und packte sie auf den Wagen. Abschließend rauchte er noch eine Zigarette und begab sich dann auf den Rückweg.

    ***

    A m Boot stellte Tom den Wagen ab, legte eine Pause ein und rauchte eine weitere Zigarette. Er sah der sich langsam zum Meer neigenden Sonne nach und hätte die beginnende Dämmerung und die aufkommende, angenehme Frische gerne genossen, stattdessen legte er sich eine Strategie für seine Ankunft zurecht. Mit gemischten Gefühlen erklomm er die Dünen, zog den Wagen mit sich und erwartete eine demoralisierte Teilnehmergruppe.
    Er stockte. Lautes Rufen und Geschrei drangen an sein Ohr. Hastig eilte er weiter und bemerkte, je näher er kam, dass es Anfeuerungsrufe waren.
    »Wolf-gang! Wolf-gang!«, tönte es vom Lagerplatz.
    Er erreichte die Kuppe der ersten Düne und spähte hinüber. Genaueres konnte Tom nicht erkennen. Der Lärm drang unter dem Jurtendach hervor. Verwundert näherte er sich. Sobald man ihn von dort sehen konnte, ging er gelassenen Schrittes weiter. Wolfgang lag auf dem Bauch und blies auf in Spänen liegende Glut, umringt von den anderen, die ihn anfeuerten. Frederik lag neben Wolfgang und reichte gelegentlich ein weiteres kleines Stück Holz, das Wolfgang auf die wachsende Glut legte. Jeder weitere Atemzug fachte die Glut stärker an und das erste Flämmchen züngelte an einem Holzscheit, ehe es sein kurzes Leben wieder aushauchte.
    »Wolf-gang! Wolf-gang!«
    Tom gesellte sich zu Jens, fasste ihn an der Schulter und sah ihn fragend an. Jens versuchte, die Anfeuerungsrufe zu übertönen.
    »Wolfgang bestand darauf, das Feuer nur mit Feuerstein, Zunder und Stahl in Gang zu bekommen, und tatsächlich schaffte er es!«
    »Super!«, rief Tom und stellte den beladenen Wagen an einem der beiden Masten ab.
    Ein weiteres Flämmchen flackerte auf, sprang auf andere Späne über, neue Flammen züngelten empor, vereinten sich, und Wolfgang und Frederik legten vorsichtig Scheit um Scheit nach. Das Feuer brannte. Sascha applaudierte und alle anderen fielen in den Beifall mit ein. Nachdem er verklungen war, Wolfgang und Frederik von Sascha und Doris dankend die Schultern geklopft wurden,

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