Toete John Bender
sich gewundert, wenn sie es nicht auch sinnlich gemeint hätte.
»Das Regenwasser verdunstet, ein leichter Nebel zieht auf, die Palme … richtet ihre Wedel wieder auf, und durch Luft, Wasser und Sonne gestärkt, ist sie nun kräftiger als je zuvor.«
Doris und Frederik sahen erwartungsvoll zu Silvia. Dieser Teil der Moderation ließ Platz für Auslegungen. Silvia strich behutsam das Regenwasser an Toms Körper hinab, stellte sich dicht vor ihn, sodass er ihre Brüste an seinem Oberkörper und ihren heißen Atem spüren konnte, hob seine Arme hoch und ließ lasziv ihre Zunge über ihre Lippen gleiten. Ein Anblick, der allen anderen vorenthalten blieb und Tom als wirklicher Beweis diente, dass Silvia mit ihm spielte. Kein Zufall, sondern Absicht! Er nickte ihr zu und verfluchte die Reaktion zwischen seinen Beinen.
»So, Palmen aufgewacht! Lasset den Tag beginnen!« Er klatschte in die Hände, während er seinen Oberkörper einige Male kreisen ließ.
»Äh, danke Silvia. Das hast du gut gemacht«, lobte er anschließend und bedeutete Jens mit einem Zeichen, dass nun er mit seinem Programm an der Reihe war, woraufhin dieser in Richtung Zelt lief.
Tom setzte sich in den Sand und sah einladend in die Runde. Erst folgte ihm Sascha, dann setzten sich auch die anderen.
»Wir fangen nun mit einer Gruppen- oder Partnerarbeit an. Ich denke, ihr kennt das Verfahren und wenn nicht, es lässt sich kurz folgendermaßen erklären: Ihr bekommt eine Frage und könnt diese zu zweit oder zu dritt besprechen. Anschließend stellt ihr in der Gruppe eure Ergebnisse vor. Dann verteilen wir Fragebögen mit Fragen zu euch selbst und den anderen im Team, die ihr in Ruhe ausfüllen könnt. Wir lesen eure Antworten dann ein und werten sie noch heute aus. Ah, da kommt Jens schon.«
Jens brachte fünf vorbereitete Schreibunterlagen samt Stiften und Fragebögen und verteilte diese.
Tom wartete, bis jeder die Utensilien ausgehändigt bekommen hatte. »Am besten bildet ihr ein Zweierpaar und eine Dreiergruppe«, sagte er dann.
Sie fanden sich erstaunlich schnell zusammen. Wolfgang und Doris bildeten das Paar und Sascha, Frederik und Silvia die Dreier-Gruppe.
»Sehr schön. Also, den ersten Teil des Fragebogens könnt ihr jeweils alleine für euch ausfüllen. Blatt 3 ist dann eine Gruppenfrage in Form eines kleinen Rollenspiels. Es nennt sich auch das kleine Milton-Rollenspiel, macht Spaß und zeigt humorvoll, wie viel Chef, also Führungspersönlichkeit, in euch steckt. Anschließend folgt ein längerer Teil Fragebogen, den ihr dann wieder alleine bearbeiten könnt. Wenn ihr damit fertig seid, gebt ihr die Fragebögen bitte Jens. Es ist soweit alles selbsterklärend, aber wenn ihr Fragen habt, Input braucht, der Stift kaputt ist, fragt einfach den guten Jens um Rat, der ab jetzt das Coaching übernimmt. Ich werde noch einmal kurz weg müssen. Hab’ gehört, hier soll irgendwo ein Schatz herumliegen, und ich muss noch einen Informanten treffen.« Mit diesen Worten übergab er Jens die Leitung, indem er ihm zunickte.
»Kaffee?«, fragte Wolfgang.
Alle lachten und Tom ging mit einem guten Gefühl ins Zelt, um seine Zigaretten zu holen.
***
A us dem Zelt heraus beobachtete er sie, bis sie sich in den Dünen verteilt hatten, dann nahm er die Schatztruhe und einen Spaten und brach auf. Auf dem Weg rief er sich die die jüngsten Ereignisse in Erinnerung. War das alles heute in diesen wenigen Stunden passiert? Die Begegnung mit dem Fremden, die Entdeckung des Bunkers, das Spielchen mit Silvia? Außer Sichtweite, aber noch in den Dünen, legte er die Truhe und den Spaten ab und zündete sich eine Zigarette an. Das war alles heute passiert! Wahnsinn! Er schüttelte den Kopf, als er an Silvia denken musste. Was für eine Frau! Er inhalierte tief, schloss die Augen und ließ vor seinem inneren Auge die Szene am Strand Revue passieren. Ihr gelber Bikini, die freiliegende Pobacke, ihre Füße – die machten ihn irgendwie an. Er riss sich aus weiterführenden Vorstellungen heraus, rauchte die Zigarette zu Ende und lief zum Strand hinunter. Dort schob er das Boot zur Seite und begann ein Loch auszugraben. Die Arbeit wirkte nach einiger Zeit meditativ auf ihn, wie alle Tätigkeiten, bei denen er seinen Körper im Einklang mit der Handlung wähnte – beim Laufen, beim Schwimmen, beim Sex. Er schmunzelte, spürte, wie er zu schwitzen begann, wie sich seine Atmung beschleunigte.
Jens machte seine Arbeit besser als erwartet; er hatte die Gruppe im
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