Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once
einen wuchtigen Schlag gegen den Kopf. Für eine Sekunde sah Dana blutige Sterne vor den Augen, bevor sie einmal mehr in völliger Dunkelheit versank.
85.
Als Danas Welt sich aus den Nebelschwaden schälte und allmählich wieder zu existieren begann, waren ihre Hände immer noch gefesselt, doch diesmal lag sie auf der Kopie des Bettes, in dem sie als Kind geschlafen hatte.
Alles war genauso wie in jener grauenvollen Nacht im Jahr 1976, bis hin zur Wonder-Woman-Lampe in der Ecke.
Die Augen ihres Bruders funkelten irre, als er mit einem langen Messer in der Hand über ihr stand. Hellrote Blutstropfen glitten an der polierten Klinge hinunter, um einen winzigen Moment an der scharfen Spitze zu verharren, bevor einer nach dem anderen auf Danas Gesicht fiel wie rostfarbenes Wasser aus einem leckenden Hahn.
Dana zuckte zusammen, als ihr bewusst wurde, dass er ihr einen Schnitt über dem Magen zugefügt hatte, in Höhe des Zwerchfells.
»Nichts Ernstes, Schwesterherz«, sagte Danas Bruder, wobei er das blutige Messer lässig auf den Nachttisch neben die Pistole legte, die er benutzt hatte, um sie bewusstlos zu schlagen. »Bloß eine harmlose Fleischwunde. Zehn Stiche, und alles ist wieder zu. Keine Sache, über die du dir Gedanken machen müsstest, nicht wahr? Wozu auch? Damit du als Leiche halbwegs gut aussiehst?« Er schüttelte den Kopf. »Abgesehen davon muss alles vollkommen authentisch sein, wenn mein unverzeihlicher Fehler korrigiert werden soll, richtig? Ich brauche dein Blut, Schwester, da unsere Mutter, Gott sei ihrer Seele gnädig, nicht mehr unter uns weilt.«
Dana arbeitete hektisch an den Knoten der Fesseln hinter ihrem Rücken. Sie wusste, was der Bastard vorhatte: Er wollte sie ködern, damit sie etwas Dummes sagte oder tat, aber darauf würde sie nicht hereinfallen. Die Knoten lockerten sich allmählich, und sie musste sich irgendwie ein bisschen mehr Zeit erkaufen. Das Adrenalin, das durch ihre Venen schoss, half ihr, sich zu konzentrieren.
Ihr Halbbruder wich einen Schritt zurück und knackte mit den Fingerknöcheln. »Verrate mir doch, Schwesterherz – wie würdest du gerne sterben? Soll ich dich in kleine Stücke schneiden wie Albert Fish die junge Gracie Budd, bevor er ihr Fleisch im Ofen gegrillt und anschließend gegessen hat? Oder würdest du ein anderes Drehbuch für dein Ende vorziehen?«
Er brachte sein Gesicht ganz nah vor ihres. Der überwältigende Gestank nach Lakritz in seinem Atem drehte ihr den Magen um.
»Sag schon, Dana. Wie würdest du gerne sterben? Sag es mir nur, und ich verspreche dir, mein Bestes zu tun, dir diesen Wunsch zu erfüllen.«
Er richtete sich auf und griff nach dem Messer auf dem Nachttisch. In diesem Moment gab der Knoten von Danas Fesseln nach. Ihre Hand schoss vor und erreichte die Pistole, einen Sekundenbruchteil bevor Nathans Finger sich um den Griff der stählernen Klinge schließen konnten.
Sie rollte sich aus dem Bett an ihm vorbei und landete auf einem Knie, die Waffe im Anschlag. »Fallen lassen!«, schrie sie mit überkippender Stimme.
Der Ausdruck auf dem Gesicht ihres Bruders war unmenschlich, als er das Messer über den Kopf hob und einen Schritt auf sie zu trat, während seine dunklen braunen Augen glasig wurden. Seine tiefe Stimme klang flach und emotionslos, als er sprach. »Und wenn ich auch wanderte im finsteren Tal, so fürchte ich kein Unglück …«
Dana senkte die Waffe und schoss ihm ins linke Knie.
Zwecklos. Er rückte weiter gegen sie vor. Auf seinem Gesicht war nicht das geringste Anzeichen von Schmerz oder Furcht zu erkennen. Dana drückte noch zweimal ab, gerade als er mit der Klinge auf sie einstechen wollte.
Zwei weitere Kugeln ins rechte Knie stoppten ihn schließlich. Er kippte nach hinten aufs Bett und stieß laut die Luft aus.
Dana erhob sich und sah, wie er sie fassungslos anstarrte.
Und dann lächelte er.
»Was ist daran so lustig?«, fragte Dana.
Er antwortete, grinste immer noch, als Dana in der Hosentasche ihrer Jeans nach dem Handy suchte. Sie klappte es auf – kein Empfang.
Wütend schleuderte sie das Gerät in eine Ecke. »Du bist erledigt«, sagte sie schwer atmend. »Du wirst nie wieder jemandem wehtun. Du wanderst in die Todeszelle. Ich sorge dafür, dass man dich für deine Verbrechen hinrichtet.«
Das schmallippige Grinsen auf dem Gesicht ihres Bruders wankte nicht eine Sekunde. »Oh, ich werde nicht ins Gefängnis gehen, Dana, oder in die Todeszelle. Und ich werde auch nicht vom Staat
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