Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once
zu sagen hatte. Und ihr Besuch war nützlich gewesen, keine Frage.
Eine Stunde nach der Landung waren sie und Brown im forensischen Labor des FBI Field Office in Downtown Los Angeles. Der ekelhaft süßliche Gestank nach Formaldehyd hing schwer in der Luft. Dana streifte sich ein paar dünne Latexhandschuhe über und öffnete den Asservatenbeutel mit der blutigen schwarzen Kleidung, die sich der Killer bei seiner Flucht vor dem wütenden Mob vom Leib gerissen und zurückgelassen hatte. Dr. Melissa Guthrie, die forensische Pathologin, war mit ihnen im Raum.
»Wurde das Blut bereits analysiert?«, wollte Dana von ihr wissen. Brown mochte zwar nominell für diesen einen Mord zuständig sein, doch insgesamt gehörte der Fall Dana, daher hatte sie die Führung übernommen.
»Sicher«, antwortete Guthrie. Sie war eine ausgesprochen hübsche Frau Anfang vierzig, doch sie besaß viel zu viel Grips, um ihrem Aussehen allzu große Aufmerksamkeit zu widmen. Ihre Brille war zu groß für ihr zartes Gesicht, die Gläser dick, und das strähnige blonde Haar hing schlaff über die Schultern, um sich hoffnungslos in dem chromglänzenden Stethoskop zu verfangen, das sie um den Hals trug. »Das Blut auf der Kleidung gehört zu Mary Ellen Orton. Er hat keine Spur seiner eigenen DNS hinterlassen.«
Keine Überraschung. Es sah tatsächlich nach ihrem Killer aus.
Dana drehte die Hose auf links und untersuchte die Innenseite. Sie war nicht überrascht, als sie die unregelmäßigen Abnäher entdeckte. »Haben Sie ein Skalpell da?«, fragte sie Guthrie. »Wollen doch mal sehen, was sich hinter den Nähten verbirgt.«
Die forensische Pathologin nahm ein scharfes Skalpell von einem sterilen Tablett und trennte damit die Stiche vorsichtig auf. Dana stockte der Atem, als ein kleiner Zettel zum Vorschein kam und herunterfiel.
Guthrie bückte sich und hob den Zettel mit einer Pinzette auf; dann faltete sie ihn auseinander und las die handgeschriebene Botschaft laut vor. »›Große Sache. Der Tod ging stets mit dem Land. Bis bald in Disneyland.‹«
Guthrie schüttelte verwirrt den Kopf. »›Bis bald in Disneyland‹? Was hat das zu bedeuten?«
Dana schob die Unterlippe vor und blies den Atem nach oben in ihren Pony. Sie wusste ganz genau, was die Worte zu bedeuten hatten. Sie hätte praktisch aus dem Stegreif ein Essay darüber schreiben können. »Das sind die Worte von Richard Ramirez, als er am zwanzigsten September 1989 aus dem Gerichtssaal abgeführt wurde. Er war für seine Verbrechen neunzehn Mal zum Tode verurteilt worden. Nach allem, was wir wissen, versucht unser Killer, den Night Stalker zu imitieren. Ich denke, er hat Richard Ramirez gespielt. Seine Tat sollte den Mord an einem Opfer namens Jennie Vincow darstellen …«
Noch während sie Melissa Guthrie ihre Theorie darlegte, spürte Dana, dass irgendetwas fehlte. Ein nagender Zweifel, der einfach nicht weichen wollte. Aber was war es? Was hatte sie übersehen?
Sie schüttelte den Kopf, um das Gefühl zu vertreiben, und blickte Brown an. »Wie sind Sie und Ihre Leute hier ausgerüstet? Haben Sie Zeichner, Spezialisten für Blutspritzer und Handschrifterkennung?«
»Für mehr oder weniger alle Gebiete«, antwortete Brown. »Einige unserer Leute gehören zu den Besten. Jim McGreevy macht die Kompositzeichnungen, Jeff Simmons ist zuständig für Blutanalysen, und ich bitte Fred Spangler, die Handschrift zu begutachten.«
»Was ist mit der Zeugin in der Menge, die den Verdächtigen in der Mordnacht gejagt hat, dieser Latina? Können wir einen Termin mit ihr machen? Ich bin sicher, Sie und Ihre Leute haben gründlich gearbeitet – ich würde nur gerne selbst mit ihr reden, für den Fall …«
»Hey, gar kein Problem«, sagte Brown. Er hatte bereits sein Mobiltelefon hervorgezogen und war dabei, eine Nummer einzutippen.
Dana dankte ihm erneut und wandte sich wieder an Guthrie. »Könnten Sie diesen Zettel bitte auf Fasern, Fingerabdrücke und Spuren von DNA untersuchen lassen, so schnell wie möglich, bevor der Handschriftenexperte ans Werk geht? Ich wäre Ihnen wirklich dankbar. Wahrscheinlich ist nichts zu finden, aber wir müssen ganz sicher sein.«
Nachdem Brown und Guthrie den Raum verlassen hatten, setzte sie sich in einen Plastiksessel und versuchte sich zu sammeln. Es tat gut, auf diese Weise aktiv zu werden. Gab es Grund zu der Hoffnung, dass sie endlich Fortschritte machten? Dass sie dem Cleveland Slasher zu guter Letzt doch näher kamen?
Ungebeten kam ihr
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