Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)
drang Forsbergs Stimme aus dem Telefon.
»Ist das wirklich nötig? Kann ich nicht Stieg anrufen?«, fragte Eva.
»Nein!«
»Gut, wenn du meinst«, lenkte sie ein.
»Ja, das meine ich!«
Forsberg klang ungewohnt ruppig, aber insgeheim war Eva ganz froh über seinen Anruf. Die Aussicht, längere Zeit allein in dieser muffigen Hütte zu verbringen, erschien ihr von Minute zu Minute weniger verlockend. Sie hatte dem Vorschlag von Leander und Tinka hauptsächlich deshalb zugestimmt, um die beiden erst einmal loszuwerden und in Ruhe nachdenken zu können. Aber das Nachdenken hatte nicht viel gebracht, und ehe Forsbergs Anruf kam, war sie kurz davor gewesen, Stieg anzurufen, damit er sie abholte. Er hatte mit einem Kunden essen gehen wollen, fiel ihr ein. Ein Alibi Unfug!
»Und es wäre besser, wenn du dein Handy ausmachst. Obwohl – jetzt ist es ohnehin schon zu spät«, sagte Forsberg.
»Wirklich, Forsberg, du verstehst es, einem Mut zu machen«, sagte Eva und merkte selbst, wie klein und ängstlich ihre Stimme hinter ihrem Sarkasmus klang.
»Sieh zu, dass du die Pistole immer griffbereit hast. Kannst du damit umgehen?«
»Ich weiß nicht«
»Das ist eine Glock. Sie hat keinen Sicherungshebel, der Abzug hat einen Druckpunkt, wenn man den überwindet, dann kracht es.«
»Gut. Frag doch mal das reizende Ehepaar, ob das Ding auch geladen ist.«
»Fühlt sie sich schwer an?«
Eva wog die Waffe in der Hand. »Ziemlich.«
»Dann ist sie geladen. Und jetzt bleib ruhig, Selma wird gleich da sein.«
»Wer?«
»Selma Valkonen und Pontus Bergeröd. Sei so gut und erschieß keinen von ihnen.«
»Okay«, sagte Eva. »Aber eigentlich dachte ich, ich wäre Chefsache.«
Darauf ging Forsberg nicht ein.
»Und du weißt wirklich nicht, wer dich?«, fragte er stattdessen.
»Glaubst du, ich würde es dir verheimlichen?«
Forsberg verabschiedete sich etwas unvermittelt, und Eva ließ sich wieder in das muffige, gestreifte Kissen sinken.
Kaum hatte Forsberg aufgelegt, surrte sein Telefon erneut.
»Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht«, sagte Anders Gulldén. Jedem anderen hätte Forsberg deutlich gesagt, was er von solchen Sätzen hielt, so aber beherrschte er sich und schielte hinüber ins Wohnzimmer, wo inzwischen die Hanssons auf dem roten Sofa Platz genommen hatten. Sie hingen in den Ecken, erschöpft und doch angespannt, wie zwei Boxer vor der letzten Runde. Leander hielt eine Dose Bier in der Hand und Tinka hatte ein noch unberührtes Glas Wasser vor sich auf dem Tisch stehen. Forsberg hatte ihnen noch nichts gesagt, sie nur gebeten, noch eine Weile dazubleiben.
»Die Wohnung ist leer«, erklärte Gulldén, »nur noch ein paar Möbel sind drin. Der Hausmeister sagte, Frau Ahlborg sei heute Morgen sehr früh mit drei großen Koffern und dem Mädchen in ein Taxi gestiegen. Die Wohnung war auf den Namen Catherine Tjäder gemietet, sie ist zum Jahresende gekündigt worden. Frau Ahlborg hat dem Hausmeister den Schlüssel in den Briefkasten geworfen und einen Zettel geschrieben, er dürfe die Möbel verkaufen und das Geld behalten. Hört sich für mich ein bisschen nach überstürzter Abreise an. Die dänischen Kollegen sind noch dabei, die Hausbewohner zu befragen. Nach dem Taxifahrer wird auch schon gesucht.«
»Und was ist die gute Nachricht?«, fragte Forsberg.
»Na jadas MädchenDie Spurensicherung ist jetzt in der Wohnung und sie werden sicherlich DNA finden, die wir vergleichen können. Und wenn es Lucie ist, dann wird weltweit«
»Ja, schon klar«, sagte Forsberg. »Ich melde mich wieder, wenn ich mit Frau Tjäder gesprochen habe.«
»Kannst du mir mal erklären, warum du das alles nicht vom Präsidium aus machst?«, fragte Gulldén.
»Ja«, sagte Forsberg. »Ich muss aufhören, es hat geklingelt.«
Das war geschwindelt, aber Forsberg hatte es eilig, in den Keller zu kommen und diesem Wäschetrockner seine Garderobe zu entreißen, ehe er auch noch die nächste Besucherin in Amundsen empfangen musste. Nichts gegen das Textil, aber er hatte die Befürchtung, dass es seine Autorität untergrub.
Selma krallte sich am Beifahrersitz des Dienstwagens fest und dachte darüber nach, warum die Hanssons jetzt in ihrer Wohnung waren und diese Journalistin im Sommerhaus der Hanssons. Hatte Forsberg das angeleiert? Warum bloß? Hatte er einen sitzen? Sie biss die Zähne zusammen. Bloß keine Bemerkung über Pontus Bergeröds Fahrstil verlieren! Dieser entsprach so ziemlich seinem Wesen: aggressiv und
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