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Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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sodass sie nicht mit dem Kind aus dem Haus gehen musste. Er hatte das nicht für Lillemor getan, und auch nicht für das Geld, das danach eine Weile lang wieder regelmäßig geflossen war. Nein, er hatte es für Camilla getan. Die Einzige, die ihn jemals geliebt hatte, auf ihre Art. Seine eigene Mutter war abgehauen, als er noch ein Kleinkind war, und sein Vater hatte im Grunde nur den Alkohol geliebt, und seine bescheuerte Religion. Und am Ende war er im Suff in diesen scheiß See gefahren, ohne sich einen Deut darum zu scheren, was aus seinem Sohn wurde. So viel zum Thema Elternliebe. Gar nicht erst zu reden von seiner Großmutter, diesem bigotten alten Weib, das ihn nur drangsaliert hatte.
    Aber Camilla hatte ihn aufgenommen, sie hatte zu ihm gesagt, dass sie sich immer einen Sohn gewünscht habe, und nun hätte sie einen. Diese Worte hatte er aufgesogen wie ein Schwamm. Ja, er hatte Camilla gerngehabt, mit all ihren Schwächen und Macken, derentwegen Lillemor in ihrer Selbstgerechtigkeit auf ihre Mutter herabgesehen hatte.
    Als Lillemor nach der Schule ausgezogen war, hatte er ihr angeboten, sie in Zukunft zu managen, wenn er dafür ein Drittel ihrer Einnahmen bekäme. Schließlich, so sein Argument, verdanke sie es ihm, dass sie so jung schon so viel Geld verdiente. Lillemor hatte ihm einen Vogel gezeigt und ihn ausgelacht. Sie hatten sich gestritten. Und dann hatte Lillemor gesagt, Camilla habe ihn nur wegen des Geldes von der Fürsorge aufgenommen, das sie von seiner Großmutter für ihn überwiesen bekam. Natürlich hatte Leif ihr kein Wort geglaubt. »Warum hat sie dich dann nicht gleich nach Göteborg mitgenommen, als sie von deinem versoffenen Vater die Nase voll hatte?«, hatte seine Stiefschwester gefragt. Diese Worte, die sie ihm zum Abschied entgegengeschleudert hatte, waren in seine Seele eingedrungen wie Säure.
    Leif wurde also nicht Lillemors Manager. Er schlug sich irgendwie durch, jobbte mal hier, mal da, glaubte eine Zeit lang, er hätte eine Karriere als Model vor sich, bis sich auch das als Trugbild erwies. Und bei alledem empfand er eine wachsende Wut auf dieses Miststück Lillemor.
    Ja, er hatte das alles für Camilla getan. Camilla, die krank und verbittert war und deren einziger Lichtblick seit langer Zeit ihr vermeintliches Enkelkind wurde. Unmöglich hatte Leif ihr sagen können, dass ihre Tochter, diese Irre, das Kind mitten auf einem belebten Platz entführt hatte. Und das auch noch vor seinen Augen, an jenem 17. August vor vier Jahren.
    Diese finnische Tangotruppe war nicht zum Pressetermin erschienen, und Eva Röög war schon zur nächsten Verabredung geeilt. Er hatte ihr versichert, er würde noch eine Weile vor dem Avalon auf die Finnen warten, aber kaum war sie außer Sicht gewesen, war er von dort verschwunden. Er hatte sich an der Markthalle in ein Café gesetzt, um seinen Kater, den er sich am Abend zuvor eingefangen hatte, auszukurieren. Zum Teufel mit den Finnen. Zum Teufel mit Eva Röög.
    Als er die Stelle in der Redaktion angetreten hatte und ihr unterstellt wurde, war er sofort ihrer Faszination erlegen. Diese Frau war anders als andere. Sie war nicht einmal besonders hübsch, aber sie hatte etwas, das einen in den Wahnsinn trieb. Das ist sie, das ist die Eine , hatte er gedacht, ausgerechnet er, der sonst Frauen konsumierte wie Drinks oder Koks. Ja, er hatte sich verliebt. Ernsthaft. Und eines Abends war er kurz davor gewesen, es ihr zu sagen oder zumindest, sie in seine Wohnung zu bringen und mit ihr zu schlafen. Aber dann hatte sie diesen plötzlichen Rückzieher gemacht, aus heiterem Himmel und obwohl sie schon ziemlich angetrunken gewesen war. Okay, hatte er gedacht, vielleicht war ihr nicht wohl, bei Frauen wusste man ja nie, die bekamen ganz unverhofft irgendwelche Malaisen. Aber so war es nicht. Denn seit diesem Abend hatte sie ihn anders behandelt. Distanzierter. Als wäre ihr das, was hätte passieren können, peinlich. Als wäre er peinlich. Nicht liebenswert. Es war nicht der erste Korb, den er von einer Frau bekommen hatte, aber der erste von einer, in die er verliebt war. Diese Schmach würde er ihr nie verzeihen, ebenso wenig, wie er Lillemor verzeihen würde oder seiner Mutter, die ihn auch nicht gewollt hatte.
    Solche Gedanken hinter seiner Sonnenbrille in seinem verkaterten Hirn wälzend, hatte er in seinem Kaffee rumgerührt und den vorbeiziehenden Menschenstrom beobachtet, als er sie plötzlich sah: Lillemor. Er hatte nicht gewusst, dass sie in der

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