Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)
gebeten hatte, zunächst ihn mit Frau Tjäder reden zu lassen. Es war wohl eher die Neuigkeit über Lucie, die ihr die Sprache verschlagen hatte, dachte Forsberg, während die Literaturagentin ein wenig misslaunig fragte, warum sie hier sei, sie habe doch schon seiner Kollegin alles gesagt.
»Die Wohnung, deren Adresse Sie uns gaben, ist leer. Zeugen haben Ihre Klientin heute Morgen in ein Taxi steigen sehen, mit viel Gepäck.«
Er beobachtete sie bei diesen Worten. Das hatte ermittlungstaktische Gründe, aber es war auch eine Freude, sie anzusehen. Sie wirkte erstaunt.
»Aber sie wollte doch erst im Winter weg. Sie hat die Wohnung zum Jahresende gekündigt.«
» Sie haben gekündigt«, stellte Forsberg richtig. »Der Mietvertrag lief auf Ihren Namen.«
»Ja. Das haben wir oft so gemacht. Sie wollte sich niemandem als Eyja de Lyn vorstellen, aber als Lillemor Ahlborg konnte sie keine Einkünfte nachweisen, ohne ihr Pseudonym aufzudecken. Vermieter mögen aber gerne Mieter mit einem Einkommen. Deshalb habe meistens ich die Wohnungen auf meinen Namen angemietet. Schon früheralso, ich meine, bevor« Sie geriet ins Stottern und sagte zu niemand Bestimmtem: »Ich habe wirklich nichts davon geahnt! Ich habe ihr Kind als Säugling gesehen und dann erst wieder mit drei Jahren. Nie wäre ich auf die Idee gekommen«
Leander nickte ihr zu, Tinka biss sich auf die Lippen. Sie sah blass aus. Hoffentlich kippt sie mir hier nicht um, dachte Forsberg.
»Hat sie Ihnen gesagt, wohin sie wollte?«, wollte er jetzt wissen.
»Nein. Sie hat mir vor einigen Wochen wegen der Wohnungskündigung gemailt. Es sei mal wieder Zeit für eine Veränderung. Mehr nicht. Das ist typisch für sie.«
»Wie wär’s, wenn Sie sie anrufen und fragen, wo sie ist?«, schlug der Kommissar vor.
»Glauben Sie denn, sie würde mir die Wahrheit sagen?«, entgegnete Catherine Tjäder.
»Was denken Sie?«
»Wenn sie wirklich mit einem entführten Kind auf der Flucht ist, dann wohl eher nicht.«
»Wieso? Traut sie Ihnen nicht?«
»Ich weiß es nicht«, sagte die Agentin. »Bis vor einer Stunde hätte ich das bejaht, aber jetztEs kommt mir gerade so vor, als hätte ich sie nie auch nur ein bisschen gekannt.«
»Es käme auf den Versuch an«, beharrte Forsberg.
Sie nickte.
»Ja. Aber warten Sie! Ichich muss mir was ausdenken, warum ich sie jetzt so spät noch anrufe, es ist immerhin schon fast elf.«
Forsberg bot ihr etwas zu trinken an, und Catherine Tjäder deutete auf die Bierdose vor Leander auf dem kleinen Tisch.
»Könnte ich vielleicht auch ein kaltes Bier haben?«
Forsberg ging in die Küche, und sie folgte ihm wie ein bettelnder Hund. Offenbar wollte sie nicht gern mit den Hanssons allein sein. Verständlich, dachte Forsberg.
Sie nahm die Bierdose und stöckelte nervös in der Küche auf und ab, während sie in kleinen Schlucken wie ein Huhn trank. Das ging zwei Minuten lang so, dann stellte sie die Dose hin.
»Okay. Ich werde tun, als wäre ich auf der Messeparty und ein bisschen angetrunken und hätte jemanden getroffen, der sich für die Filmrechte ihres letzten Romans interessiert.«
»Gut«, sagte Forsberg. »Sagen Sie ihr, sie muss dringend den Regisseur treffen.«
Die Agentin kramte ihr Telefon aus der Handtasche und atmete tief aus und ein. Ihre Wangen hatten einen rosigen Schimmer bekommen. Dann drückte sie eine Taste und wartete, die linke Hand am Telefon, die rechte über die Brust gepresst, als müsse sie den zu lauten Herzschlag abschirmen.
»Sie hat’s ausgeschaltet«, sagte sie wenig später. »Der Teilnehmer ist nicht erreichbar«
»Ich brauche die Nummer für eine Handy-Ortung«, sagte Forsberg. Sie gab ihm das Telefon, und er schrieb sie auf den umgedrehten Beleg des Pizzalieferanten. Inzwischen war Leander Hansson auf der Bildfläche erschienen. Er lehnte im Türrahmen und machte keinen Hehl daraus, dass er ihnen zugehört hatte.
»Geht keiner ran«, sagte Forsberg zu ihm und wandte sich wieder an Catherine Tjäder, die auf Sir Henrys freien Stuhl gesunken war. »Frau Tjäder, die Hanssons sind in den letzten Tagen von jemandem erpresst worden, der behauptete, den Aufenthalt von Lucie zu kennen. Wer außer Ihnen könnte gewusst haben, wo Lillemor Ahlborg gewohnt hat?«
Catherine Tjäder schaute erst Forsberg, dann Hansson ungläubig an, dann schüttelte sie den Kopf. »Das weiß ich wirklich nicht. Eigentlich niemand. Nicht mal ihre Mutter wusste früher, wo ihre Tochter gerade war.«
Die Erwähnung der
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