Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)
Herzen.«
Ein anständiger Tod.
»Haben Sie eine Erklärung für sein Handeln?«, fragte der Kommissar.
Die kurze Phase der Verletzlichkeit war jetzt endgültig vorbei. Ihre Antwort kam schnell und hart wie ein Boxhieb: »Nein, die habe ich nicht. Braucht die Polizei eine?«
»Ich … ich habe nur aus persönlichem Interesse gefragt.«
»Kannten Sie meinen Mann denn persönlich?« Das letzte Wort betonte sie auf eine spöttische Weise.
Was hatte ihr das Leben angetan, damit sie so wurde?
»Nein«, sagte Forsberg. Er stand auf. Längst bereute er, nicht einfach eine Streife vorbeigeschickt zu haben. Vergeudete Zeit. Gutmütigkeit rächte sich immer.
Sie brachte ihn zur Tür, wo sie sich wieder auf ihre Manieren besann. »Danke für Ihr Kommen, Herr Forsberg.«
»Mein aufrichtiges Beileid, Frau Cederlund«, sagte er und flüchtete vor ihren Eisaugen.
Die Nachricht von Magnus Cederlunds Tod löste in den Redaktionsräumen des Göteborg Dagbladet mehr Betriebsamkeit als Betroffenheit aus.
Nachdem Eva Röög vom Pressesprecher des Polizeipräsidiums erfahren hatte, dass Jonköping für die Ermittlungen zuständig war, wollte sie dorthin fahren, wurde aber von Leif Hakeröd daran gehindert. »Der Alte sagt, du wärst geradezu prädestiniert, den Nachruf zu verfassen.«
»Und das bedeutet?«, fragte Eva, obwohl sie es schon ahnte.
»Du kriegst eine ganze Seite, er muss morgen fertig sein. Ich fahre selbst nach Jonköping. Tut mir leid, Eva, das war nicht meine Idee. Der Alte ist der Überzeugung, du hättest dafür das nötige Fingerspitzengefühl. Und ich denke auch, dass er damit recht hat«, säuselte Hakeröd und fuhr sich durch seine affige Wuschelfrisur.
Das Gesülze kannst du dir sparen, dachte Eva. Aber möglicherweise stimmte es sogar, dass der Auftrag, Cederlunds Nachruf zu schreiben, von Chefredakteur Petter Hinnfors selbst stammte. Die Sache war ja tatsächlich ein wenig heikel, es gab da so einige Klippen, die umschifft werden mussten.
Magnus Cederlund hatten nicht nur zwei Drittel der Anteile am Göteborg Dagbladet gehört, er war auch vier Jahre lang, von 1999 bis 2003, Chefredakteur seiner eigenen Zeitung gewesen. Unter seiner Regie hatte das Blatt ein Viertel an Auflage, Abonnenten und Anzeigenkunden verloren, und ein paar gute Leute waren zur Konkurrenz abgewandert. Wäre Cederlund nicht tot, wäre er sicher noch immer der Meinung, dass das Internet schuld daran war. Es hatte weitere vier Jahre und große Anstrengungen gebraucht, um wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Die alte Auflagenzahl hatten sie bis heute noch nicht wieder erreicht, woran vielleicht wirklich das Internet schuld war. Nach Cederlunds Weggang hatte es eine Menge böses Blut gegeben, denn es waren etliche Leute, die er eingestellt hatte, von seinem Nachfolger, Petter Hinnfors, wieder gekündigt worden. Auch Eva Röög hatte um ihren Posten gebangt, denn es war Magnus Cederlund gewesen, der ihre Festanstellung forciert hatte. Hinnfors und Reinfeldt hatten jedoch beide erkannt, dass Eva ein guter Fang war, und sie behalten, zumal sie schon jahrelang vorher als »feste Freie« für das Dagbladet geschrieben hatte.
»Gut, ich schreibe den Nachruf«, sagte Eva.
»Dank dir!« Leif Hakeröd wirkte erleichtert. »Und ich versuche, noch heute mit der Witwe zu reden.«
»Viel Spaß dabei«, murmelte Eva, als er weit genug weg war. An Marta würde er sich die Zähne ausbeißen.
Sie gab Sigrun Jenssen den Auftrag, das Netz zu durchforsten und alles, was für einen Nachruf taugte, auszudrucken und es ihr auf den Schreibtisch zu legen. Die Volontärin machte sich prompt ans Werk. Sie war seit April in der Nachrichtenredaktion und stellte sich nicht dumm an. Sie hatte sich von Anfang an auf Eva kapriziert, wie ein kleiner Hund, der ihr an den Hacken klebte und alles machte, was sie sagte. Offenbar war sie zu der Überzeugung gelangt, dass sie von Eva am meisten lernen konnte. Vielleicht mochte sie sie auch am liebsten. Sigrun war fleißig und nützlich, aber Eva war vorsichtig und ließ sich nicht allzu sehr in die Karten schauen. Nicht, dass Sigrun Jenssen die Nächste sein würde, die ihr auf der Überholspur zuwinkte. Auch Leif Hakeröd war unter ihren Fittichen gediehen, Eva hatte ihn eingearbeitet, als er vor gut vier Jahren in die Nachrichtenredaktion gekommen war. Ein Lackaffe mit einem Auftreten wie Graf Protz, Eva hatte ihn erst einmal auf Normalmaß zurechtgestutzt und ihm dann das Einmaleins des Journalismus beigebracht.
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