Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
Vom Netzwerk:
von Firmen, auf ihrem Weg durch die Stadt mussten sie Schlüsselanhänger, Pappkronen und Fähnchen zurückweisen. Rote Schirmkappen, wie Lucie eine bekommen hatte, gab es dieses Jahr wohl nicht.
    Die Markthalle befand sich am nördlichen Rand des Kungstorget. Das Gebäude stammte aus dem neunzehnten Jahrhundert und erinnerte mit seinem Dach aus Stahl und Glas an einen alten Bahnhof. Rund um die Halle gab es Cafés mit Außenbestuhlung. Auf der Westseite des Platzes stand während des Kulturfestes eine große Bühne, auf der jeden Abend Konzerte stattfanden. Im Süden säumte die Basargatan den Platz, die wiederum direkt an den Wallgraben grenzte. Dort reihten sich Imbissbuden aneinander, die den Festbesuchern Speisen aus aller Welt anboten, von Heuschrecken bis Wiener Schnitzel. Am Abend würde sich ein nicht abreißender Strom von Flaneuren über die Avenyn, den Kungstorget und die angrenzenden Straßen wälzen und die Kneipen bevölkern. Auch jetzt war rund um die Markthalle schon einiges los. Die Stora Saluhallen wurde in jedem Reiseführer als Sehenswürdigkeit genannt, und so mischten sich ausländische Touristen und Landvolk mit den Göteborgern, die fürs Wochenende einkaufen wollten.
    Selma sollte den Buggy dort abstellen, wo Tinka Hansson seinerzeit Lucie hingestellt hatte. Dann sollte sie ein paar Dinge einkaufen, mindestens vier oder fünf, und sie bezahlen, indem sie der Verkäuferin zur Kasse folgte. Malin sollte in der Nähe lauern und sich den Buggy schnappen, spätestens dann, wenn Selma bezahlte.
    »Wo soll ich denn warten?«, fragte Malin.
    »Was fragst du mich? Du bist die Täterin, überleg dir was!«, antwortete Forsberg. »Und denk schon mal darüber nach, wie du mit dem Kind von hier wegkommst. Wenn dein Handy klingelt, bleibst du stehen und sagst mir, wo du bist.«
    Für wie lange sie Lucie denn aus den Augen gelassen habe, hatte Forsberg damals von Tinka Hansson wissen wollen.
    Nur so lange, wie die Verkäuferin gebraucht habe, um die einzelnen Posten einzutippen, so lange, wie Tinka benötigt habe, ihre Geldbörse zu zücken, einen Schein herauszuziehen und ihr hinüberzureichen, so lange, wie die Frau hinter der Kasse gebraucht habe, um das Wechselgeld abzuzählen, es Tinka zu geben, die es in ihrer Geldbörse verstaut und diese in die Handtasche gesteckt habe. Danach habe sie sich mit ihrem vollen Korb zurückgedrängelt.
    Eine Minute vielleicht.
    »Selma, wenn du bezahlt hast, gehst du mit deinen Einkäufen ans Ende des Standes und danach ein paar Mal vor den Ständen auf und ab, so als würdest du nach deinem Kind suchen.«
    Zwölf Meter. So lang war der Stand, das hatte die Polizei später nachgemessen. Am Ende beschrieb er noch einen sanften Knick. Die Kasse stand in der Mitte. Sechs, sieben Meter war Lucie demnach von ihrer Mutter entfernt gewesen, als diese für kurze Zeit nicht auf sie geachtet hatte.
    »... und anschließend läufst du über den Kungsportsplatsen zu den Straßenbahnhaltestellen.«
    Tinka hatte ausgesagt, sie sei zuerst panisch vor den Ständen auf und ab geirrt. Dann aber habe sie eine Frau bemerkt, die einen schwarzen Buggy vor sich her schob, mit einem Kind darin, das eine rote Kappe trug. So eine, wie Lucie sie kurz vorher geschenkt bekommen hatte. Die Frau sei über den Kungsportsplatsen geeilt, in Richtung der Haltestellen.
    Die Zeugin hatte später ausgesagt, Tinka Hansson sei »wie eine Verrückte« auf sie und ihr Kind losgestürzt, habe sich dann aber bei ihr entschuldigt und angefangen, um Hilfe zu rufen. Die Mutter des Jungen mit der roten Mütze hatte geistesgegenwärtig die Polizei angerufen. Der Anruf bei der Notrufzentrale war um 12.26 Uhr eingegangen.
    Jetzt war es Viertel nach zwölf. Forsberg warf einen prüfenden Blick auf die kleine Wilma, aber die Hauptdarstellerin ihrer geplanten Scharade schlief noch immer friedlich und ahnungslos. Hoffentlich würde das noch ein paar Minuten so bleiben.
    »Es geht los. Malin, du bleibst zurück, niemand soll euch beide zusammen sehen. Selma, warte, bis ich vor dem Café bin. Einer muss die Übersicht behalten, nicht, dass das Goldstück am Ende wirklich noch geklaut wird.«
    »Weiß Wilmas Mutter eigentlich, wofür du dir ihr Kind ausgeliehen hast?«, fragte Malin.
    »Bist du verrückt?«, entgegnete Selma und schob den Buggy davon.
    Harmonie, Frieden .
    Forsberg blickte ihr stirnrunzelnd nach. War das ihr robuster Charme, war sie sauer, weil er Malin gebeten hatte, mitzukommen? Oder war sie gekränkt, weil

Weitere Kostenlose Bücher