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Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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durchhalten.
    Tinka stellte den Buggy an die Seite des Marktstands neben ein paar grüne Plastikkisten mit Salatköpfen und reihte sich in die Schlange ein. Vor ihr war eine ältere Dame an der Reihe, die von nahezu jeder Sorte Obst und Gemüse winzige Mengen kaufte. Während Tinka die Auslage betrachtete und überlegte, was sie auswählen sollte, horchte sie auf Lucie, jeden Augenblick darauf gefasst, jenen typischen Jammerton zu vernehmen, der ihr Weinen für gewöhnlich einleitete und sich dann mit jedem Atemzug zu einem durchdringenden Brüllen steigern würde. Aber Lucie blieb ruhig, und Tinka versuchte, sich auf den Einkauf zu konzentrieren. Was nicht ganz einfach war, denn von beiden Seiten riefen die Kunden dem Standpersonal ihre Fragen und Wünsche zu, und hinter ihr schob sich laut schnatternd eine Gruppe französischer Touristen vorbei. Tomaten, Äpfel, Lauch, Karotten. Bohnen zum Lamm. Rucolasalat. Noch was? In letzter Zeit fiel es Tinka immer schwerer, ihren Alltag zu bewältigen. Sie verlegte Dinge und vergaß, warum sie in ein Zimmer gegangen war. Neulich hatte sie im Parkhaus eine halbe Stunde nach ihrem Wagen gesucht, weil sie sich einfach nicht mehr erinnern konnte, wo sie ihn geparkt hatte, und vorige Woche hatte sie im Nordstan ihre Einkäufe dalassen müssen. Sie hatte an der Kasse gestanden und plötzlich die PIN ihrer Bankkarte nicht mehr gewusst. Die vier Zahlen, seit Jahren dieselben, waren einfach weg gewesen. Als hätte man sie ihr aus dem Gehirn radiert.
    »Noch etwas?« Die Verkäuferin blickte sie ungeduldig an. Hatte sie die Frage etwa schon einmal gestellt?
    Tinka verneinte und folgte der Verkäuferin zur Kasse. Der Korb mit dem Fisch und der Lammkeule hing schwer an ihrem Arm. Sie bezahlte, verstaute das Gemüse im Korb und das Wechselgeld in der Geldbörse. Als sie sich umwandte, fiel ihr Blick auf einen Mann, der in einem der Cafés vor der Markthalle saß und in seiner Tasse rührte.
    Axel?!
    Es war ein Flirt gewesen. Anders als er hatte Tinka nie vorgehabt, Leander zu betrügen. Aber es hatte gutgetan, ein wenig umworben zu werden. Seit Tinka nicht mehr in der Firma war, schrieben sie sich E-Mails. Nicht oft und nicht regelmäßig, nur gerade so viele, um den Faden nicht ganz abreißen zu lassen. Er berichtete, was in der Firma los war, und sie kommentierte es auf launige, lustige Art. Sie selbst hatte wenig zu erzählen, denn ob Lucie Zähne bekam, Durchfall hatte oder Husten, würde ihn wohl kaum interessieren. Hatte er sie gesehen? Sie konnte es nicht sagen, denn er trug eine dunkle Sonnenbrille. Oder erkannte er sie womöglich gar nicht? Tinka hatte seit Lucies Geburt abgenommen, und in den Augenwinkeln zeigten sich erste Fältchen. Besser, er sieht mich nicht, dachte sie, aber etwas in ihr wünschte sich doch, er würde ihr zulächeln. Einen Kaffee mit ihr trinken. Vielleicht würde sie jetzt sogarUnsinn! Hatte er ihren Blick gespürt? Nun stand er auf und nahm dabei die Sonnenbrille ab. Verlegen senkte Tinka den Blick auf ihre Schuhe. Er war es gar nicht. Nicht Axel vom Marketing. Der Mann war jünger, kleiner und hatte ganz andere Augen. Ich alberne Gans!
    Sie musste sich durch einen Pulk Touristen zwängen bis zu der Stelle, an der sie Lucies Buggy abgestellt hatte. Aber da stand kein Buggy mehr. Die Salatkisten waren noch da, aber der Buggy nicht. Ganz ruhig , befahl sie sich, denk nach! Sie hatte ihn doch dort abgestellt und die Bremse herabgedrückt. Oder? Doch, ganz sicher! Er musste dort sein. Aber er war es nicht.
    Tinka wurde von einem eisigen Schrecken gepackt, gleichzeitig brach ihr der Schweiß aus. War sie vielleicht ans falsche Ende des Standes gegangen oder sogar an den falschen Stand? Sie hastete hin und her und stieß dabei rücksichtslos Leute zur Seite, die ihr im Weg waren. Auf der linken Seite machte der Stand einen Knick, dort sah es ganz anders aus, dort war sie nie gewesen. Auch der rechte Nachbarstand kam ihr fremd vor und der linke verkaufte Blumen.
    Die Panik ließ sich nun nicht mehr aufhalten.
    »Lucie?« Was ein Schrei werden sollte, kam nur als seltsam gequetschtes Wimmern aus ihrem Mund.
    Wie konnte das sein? Lucie konnte doch nicht allein aus dem Wagen klettern und ihn wegschieben, wie sie es schon getan hatte, als sie nicht angeschnallt gewesen war. Denn sie war angeschnallt gewesen, ganz bestimmt! Hatte jemand den Wagen verwechselt? Tinka schaute sich um. Es waren etliche Mütter mit Kinderwagen unterwegs. Da! Über den Kungsportsplatsen

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