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Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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hatte sich ja Zeit lassen können. Für den Einbruch in Långedrag hatte er allerdings abwarten müssen, bis Dag und Mette Cederlund abgereist waren. Es mit drei Personen aufzunehmen, war ihm offenbar zu riskant gewesen.
    »Was ich mich andauernd frage«, begann Forsberg, »warum erschießt sich einer mit einer Schrotflinte, wenn er auch eine Pistole benutzen könnte? Wäre doch handlicher und nicht so eine Schweinerei.«
    »Ganz einfach«, sagte Abrahamsson. »Für die Glock war keine Munition im Schrank. Da lagen nur ein paar alte Schrotpatronen drin.«
    Ganz einfach, dachte Forsberg.
    »Ich habe gehört, eure Spurensicherung ist heute noch mal in das Haus rein. Ihr traut uns Provinzlern nicht über den Weg, was?«, fragte Abrahamsson. Der Ton war scherzhaft, aber Forsberg wusste um die Empfindlichkeiten der Kollegen in den kleineren Orten. Er selbst ließ sich ja auch nicht gerne von den Superhirnen aus Stockholm für dumm verkaufen.
    »Nein, das hat andere Gründe. Es hat sich was ergeben, betrifft einen meiner Fälle.«
    »So, so«, kam es gedehnt.
    »Ich kann noch nicht darüber reden, sonst bekommt jemand großen Ärger.«
    »Und dieser Jemand bist du, was?« Abrahamsson lachte dröhnend.
    »Auch«, sagte Forsberg.
    »War’s das?«, fragte Abrahamsson.
    »Ja. Danke!« Forsberg legte auf, zerknüllte den Zettel und warf ihn in den Papierkorb, den er zwecks Zielübungen drei Meter vom Schreibtisch entfernt vor das Fenster gestellt hatte. Treffer. Dann stand er auf und griff nach seiner Jacke. Besser, er fuhr selbst da raus und sagte den Kriminaltechnikern, wonach sie suchen sollten. Dann könnte er ihnen auch gleich ganz dezent das Schokoriegelpapier unterjubeln.
    »Ich bin mal für ein paar Stunden weg«, sagte er zu Selma. Sie nickte und kaute dabei Kaugummi, aber die dunklen Vogelaugen musterten ihn sehr genau.
    Kaum war die Tür hinter Forsberg zugefallen, stand sie auf, fischte den Zettel aus dem Papierkorb und strich ihn wieder glatt.

Wo sie jetzt wohnten, war der Schnee weißer und der Sommer heißer und heller, aber der Winter war eine einzige lange Nacht, wie ein Vorgeschmack auf das Grab. In sternklaren Nächten flossen grün schimmernde Lichtbögen über den Himmel, formten kunstvoll geschwungene Muster, als würde jemand mit einem riesigen Pinsel Bilder auf die Himmelsleinwand malen. Was Lillemor zunächst eine Höllenangst machte, veranlasste die anderen Bewohner jedoch höchstens zu der Bemerkung, dass dies ein Anzeichen für bevorstehende Kälte wäre. Und die Kälte kam. Sie biss zu, sobald man den Kopf vor die Tür streckte, biss sich sogar durch die doppelt gestrickten Mützen und Handschuhe. Das Schlimmste aber war der Wind, der mit unablässiger Schärfe vom Nordpol her über das Land fegte, nachts um das Haus herum heulte wie ein Rudel Wölfe und dabei an den Fensterläden rüttelte.
    Anfangs dachte Lillemor, dass Ingvar, bei dem sie wohnten, ihr Vater sei, denn Camilla hatte ihr erklärt, dass Ingvars Sohn jetzt ihr Bruder war. Lillemor freute sich über diesen unverhofften kleinen Bruder. Wenn es nicht gar so kalt war, fuhr sie den Dreijährigen auf dem Schlitten spazieren. Im Haus war es manchmal ziemlich anstrengend, wenn sie auf ihn aufpassen musste, aber sie machte ihre Sache gut, denn wenn er etwas kaputt machte oder sich verletzte, dann war sie es, die dafür bestraft wurde.
    Ingvar war freundlich zu ihr, wenn er da war, aber er erzählte keine Geschichten wie ihr Großvater. Und wenn er doch mal eine erzählte, dann handelte sie von Gott und Jesus, und das fand Lillemor nicht so aufregend. Manchmal redete er in einer anderen Sprache als sie und Camilla. Aber zu Hause sprach er normal. Nur wenn er mit bestimmten Menschen redete. Jeden Sonntag stand er in seinem schwarzen Umhang mit dem weißen Kragen in der Kirche, und die Leute saßen still da und hörten ihm zu. Das gefiel Lillemor, das und das Singen.
    Ein »böses Los«, das waren Camillas Worte, habe Ingvar in diese Gegend verschlagen. »Gottverlassene Gegend«, sagte sie, wenn Ingvar es nicht hörte, und klagte, dass man diese ganze Misere nur Lillemors Vater zu verdanken habe. Diesem Mistkerl, diesem Betrüger, der jetzt eine andere geheiratet habe, eine, die ihren, Camillas, Platz einnahm in der großen Villa in der Stadt am Meer. Lillemor wusste nicht, was eine Misere war, und auf die Frage, wer denn dieser Vater sei, antwortete Camilla stets mit »erklär ich dir, wenn du größer bist«.
    Lillemor lernte rasch lesen, nur

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