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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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und Rainer erneut
seine Unwissenheit eingestehen musste, lockte er seinen Sohn mit dem Hinweis
auf die tolle Aussicht weiter.
    Auf der Aussichtsplattform zeigte
Oskar auf ein Segelboot, das gerade den Jachthafen verließ und ins Watt
steuerte.
    »Guck mal«, krähte er, »der Kapitän
ist eine Frau.«
    Rainer warf einen Blick auf das Boot. Dünenwind stand
in Großbuchstaben auf dem Bug. Und tatsächlich befand sich am Steuer eine
blonde Frau. Beim genaueren Hinsehen erkannte er Heike Harms.
    »Können wir nicht mit so einem Boot
wieder zurückfahren?«, erkundigte sich Oskar und warf dem Schiff
sehnsuchtsvolle Blicke hinterher.
    »Nein, das geht nicht. Sollen wir
gleich ein Eis essen?«, versuchte Elke, ihren Sohn auf andere Gedanken zu
bringen.
    Ohne Erfolg. »Warum nicht mit dem
Boot?«, beharrte der Kleine auf seiner Idee.
    Elke warf ihrem Partner einen
hilfesuchenden Blick zu. Der schüttelte grinsend den Kopf. Nee, meine Liebe,
sagte dieser Blick. Nach Badewanne, Leuchtturm und fast Längengrad bis jetzt du
dran.
    Heike ergab sich in ihr Schicksal.
»Also, das ist so«, begann sie.
    Esch durchzuckte es. Oskar hatte ihn
auf einen Gedanken gebracht. Was, wenn Tohmeier nicht mit der Fähre gefahren,
sondern immer noch auf der Insel war? Aber nicht in einer Wohnung, zum Beispiel
der seiner Schwester, sondern sich auf ihrem Boot versteckte? Sofort wurde ihm
sein Irrtum klar. Warum eigentlich sollte sich Tohmeier verbergen wollen? Oder
vor wem? Gerrit Harms? Möglich. Das würde jedoch bedeuten, dass dieser von
Tohmeier wusste. Aber warum hatte er ihn dann engagiert? Rainer drehte sich im
Kreis. Allerdings ließ ihn der Gedanke, Tohmeier könnte sich auf dem Segelboot
von Heike Harms befinden, nicht mehr los.

43
    Später konnte Heike Harms nicht sagen, was sie in dieser
Nacht geweckt hatte: ein ungewöhnliches Geräusch, ein schlechter Traum oder gar
eine dunkle Ahnung? Auf jeden Fall schreckte sie gegen drei Uhr morgens hoch.
    Sie stand auf, schlüpfte in ihren Jogginganzug, griff zu ihren
Schlüsseln und öffnete die Wohnungstür. Der Hotelflur, der vor ihr lag, wirkte
im Schein der blau schimmernden Notbeleuchtung seltsam kalt und unheimlich. Sie
zog die Tür hinter sich zu, ging durchs Treppenhaus zwei Etagen tiefer in das
Hotelfoyer.
    Im gesamten Hotel war es ruhig. Sie prüfte die Eingangstür: fest
verschlossen. Auch die Bürotüren waren verriegelt. Alles schien so, wie es sein
sollte.
    Erleichtert atmete Heike auf. Ein Albtraum, nicht mehr. Die
Anstrengungen und Aufregungen der letzten Tage forderten anscheinend ihren Tribut.
    Sie ging in ihr Büro, um eine Zigarette zu rauchen, ließ die Tür
jedoch weit offen. Bis die Gäste, die ihnen nach Pfingsten noch geblieben waren,
zum Frühstück kamen, war der Qualm längst verzogen, beruhigte sie sich.
    Fünf Minuten später drückte sie die Kippe im Aschenbecher aus, stand
auf und verließ das Zimmer. Sie verschloss den Raum, um zurück in ihre Wohnung
zu gehen und den unterbrochenen Schlaf fortzusetzen.
    Kurz vor der Treppe fiel ihr der Lichtstrahl auf, der durch einen
Spalt unter der Kellertür schien. Jemand hatte die Beleuchtung nicht
ausgeschaltet. Sie öffnete die Tür und legte den Zeigefinger der rechten Hand
auf den Schalter, als sie etwas hörte. Sofort verharrte sie in der Bewegung und
spitzte die Ohren. Ein Scharren, Kratzen? Ja, es hörte sich an, als ob im
Keller etwas über den Boden geschleift wurde. Dann nahm sie den Brandgeruch
wahr. Nur leicht, nicht intensiv. Deshalb vermutete sie einen Moment, der Rauch
ihrer Zigarette würde immer noch in der Luft hängen. Aber das hier roch anders.
Irgendwie chemisch.
    Sie schlich die Treppe hinunter, blieb an deren Fuß stehen und
lauschte erneut. Wieder das Schleifgeräusch, dieses Mal nur weiter entfernt.
    Sie lugte um die Ecke. Nichts Auffälliges, außer dass die Tür zum Wäschelager
am Ende des Gangs offen stand. Der Schatten eines Menschen tanzte für einen
Moment im Flur, verschwand dann jedoch wieder.
    Heike nahm ihren ganzen Mut zusammen und ging weiter, bemüht, kein
Geräusch zu machen.
    Bei dem Wäschelager handelte es sich nicht nur um einen Raum,
sondern um mehrere, hinter- und nebeneinanderliegende, fensterlose Keller,
verbunden durch einen Flur, der zweimal rechtwinklig abbog. In ihnen wurde
sowohl die Schmutz- als auch die frisch gewaschene Wäsche in raumhohen Regalen
aufbewahrt. Außerdem lagerte hier alles Mögliche: Weihnachts- und
Silvesterdekoration, Kissen, Decken, Tischwäsche,

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