Tokatas Todesspur
das konnte ich sogar aus dieser Entfernung erkennen.
Der zweite aber war kein Mensch, sondern ein dämonisches Monster und einer unserer Todfeinde.
Tokata, der Samurai des Satans!
Er hatte den Weg auf die Insel also doch gefunden!
***
Mikos Angst war ins Unermeßliche gewachsen. Obwohl der einarmige Samurai ihm nichts tat, wußte er doch, daß er diesem Monstrum nicht mehr entkommen konnte. Und er hatte mit ihm zusammen einen Teil der Insel betreten, den er nicht einmal aus Erzählungen kannte. Er wußte gar nicht, daß es auf der Insel des Schweigens auch so etwas wie Wald und Natur gab. Über verschlungene Pfade waren sie zu einem Tal geschritten, das zwischen zwei hohen, mit kahlen Bäumen bewachsenen Hängen lag.
Der Boden unter ihnen war mal mit weichem Gras bewachsen, dann wieder felsig. So wechselte sich seine Beschaffenheit ab, und aus einigen Spalten im Untergrund drang sogar Rauch, der seinen Weg fand und in Richtung des Talendes kroch. Nach einigen Metern blieb Miko stehen. Er hatte sich einen innerlichen Ruck gegeben. Die Angst vor diesem düsteren Tal war größer als die vor dem Dämon.
»Ich gehe nicht mehr weiter«, sprach er leise. Seine Haltung versteifte sich dabei.
Zuerst tat Tokata nichts, und Miko rechnete schon damit, gewonnen zu haben, als er plötzlich etwas Kaltes im Nacken spürte. Die Klinge!
Sie blieb aber nicht an einer Stelle. Tokata zog sie von rechts nach links.
Zuerst schien Miko zu Stein zu werden. Dann spürte er den Schmerz. Er drückte seinen Rücken durch, riß den Mund auf und begann zu schreien.
»Gehst du weiter?«
Er hätte ihn nicht erst zu fragen brauchen, Miko wäre auch von allein gelaufen. Noch einmal wollte er diesen Horror nicht erleben. Um seine Ergebenheit zu dokumentieren, stolperte er voran. Tokata brauchte seine Aufforderung nicht zu wiederholen. Der Wald und die Düsternis des Tals nahmen sie auf. Diese Gegend war erfüllt von einem wahren Zauber, einer gefährlichen Magie, die in jedem Stein, jedem Baum, und sogar in den Grashalmen lauerte. Unter der Erde, tief im Gestein der Insel verborgen und Jahrhunderte lang verschüttet, würde sie jetzt wieder zum Angriff vorgehen und das vernichten, was nicht auf ihrer Seite stand.
Im Gras wisperten fremde, unheimliche Stimmen. Sie waren eigentlich lautlos, aber Miko hörte sie in seinem Gehirn. Er nahm sie wahr, obwohl er die Worte nicht verstehen konnte. Sie waren fremd, wurden in einer anderen Sprache ausgesprochen, in einer uralten, längst vergessenen, aber der Gefangene spürte sehr wohl die böse Aura, die diese Worte umgab. Ein schleichendes Gift, ja, sie waren giftig im dämonischen Sinne, und dieses Gift verunreinigte seine Gedanken. Je weiter Miko in dieses Tal hineinging, um so stärker war er dem Einfluß des Bösen ausgesetzt. Er merkte, daß er ein Teil dieses Tals wurde. Er hatte das Gefühl, daß er dazugehörte, eingeschlossen in das absolut Böse, und daß es für ihn kein Entrinnen mehr gab.
Weiter vorn bewegte sich etwas.
Zuerst glaubte er an ein Tier, dann sah er, daß es der Nebel war, der auf und nieder wallte. Der Nebel quoll aus dem Boden, viel stärker als der bei den Spalten und Rissen, die sie schon längst passiert hatten.
Unheimlich war es.
Seltsamerweise spürte er auch die Schmerzen nicht mehr. Nur noch ein leichtes Brennen im Nacken, das andere, das Magische, hatte sein Denken und Fühlen beeinflußt. Hinter sich hörte er Tokatas Schritte. Sie waren schwer, aber gleichmäßig. Der Samurai des Satans hielt seinen Gehrhythmus unbeirrt bei.
Das Tal wurde immer enger und düsterer. Auch die Unebenheiten im Boden hatten zugenommen. Steine wuchsen als kleine Stolperfallen.
Zudem waren sie glatt durch fingerdicke Moosschichten, und Miko mußte achtgeben, daß er nicht ausrutschte.
Und weiter führte ihn der Samurai des Satans. Tiefer hinein in die Schlucht, die ihren schwarzmagischen Zauber beileibe nicht verleugnen konnte. Wo befand sich das Ziel?
Etwa dort, wo auch der Nebel wallte? Miko riß die Augen auf, um besser sehen zu können. Er wollte endlich wissen, woran er war, denn von Tokata erhielt er keine Antwort auf seine bohrenden Fragen. Das hatte er ein paarmal versucht. Plötzlich änderte sich der Untergrund. Er wurde glatt. Und auch seine Beschaffenheit wechselte. Waren die Steine vorhin grau gewesen, so präsentierten sie sich nun schwarz wie Kohle. Kein Staub lag auf ihnen, und schon wenige Schritte später umwallte der Nebel Miko als auch Tokata. Der Japaner
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