Tokatas Todesspur
hinter der Tür liegenden Zimmer das Klirren einer Scheibe. Der Goldene suchte das Weite.
Gleichzeitig klangen von der oberen Etage her Stimmen auf. Auf japanisch rief jemand etwas, das wir allerdings nicht verstehen konnten.
Zudem wollten wir uns nicht aufhalten lassen und wagten jetzt den Sprung.
Der Goldene hatte uns nicht getäuscht. Er war tatsächlich durch das zerstörte Fenster geflohen. Als wir durch die Scheibe schauten, sahen wir ihn im Garten. Mit Riesenschritten eilte er querbeet. Es war wirklich ein gepflegter Garten, der selbst im Winter noch gut aussah. Der Goldene schlug die direkte Richtung zu der Mauer ein, die an einer Seite den Garten begrenzte. Es gab keinen Zweifel, daß er hinüber wollte.
Er war zu weit entfernt, als daß wir ihn noch durch Nachlaufen erwischen konnten.
Aber wir wollten ihn haben, er war unter Umständen ein wichtiger Informant.
Das wußte auch mein chinesischer Partner und Kollege. Er holte seine stärkste Waffe hervor. Es war der von Buddha vererbte Stab, durch den Suko in die Lage versetzt wurde, die Zeit anzuhalten, wenn er ein bestimmtes Wort rief. Fünf Sekunden erstarrten dann alle Bewegungen in der unmittelbaren Umgebung.
Der Chinese setzte den Stab nur ein, wenn es wirklich erforderlich war.
Und er konnte ihn auch nicht mehrmals hintereinander gebrauchen, weil es einige Zeit dauerte, bis sich dessen Kräfte regeneriert hatten.
Schon hielt er ihn in der rechten Hand. Und wie von selbst drang das bewußte Wort über seine Lippen.
»Topar!«
Suko hatte es laut hinausgeschrien. Augenblicklich erstarrten im näheren Umkreis sämtliche Bewegungen. Und zwar so weit, wie sein Schrei zu hören war.
Hoffentlich hatte ihn der Flüchtling vernommen!
Ich konnte mich ebenfalls nicht bewegen und blieb in der Haltung stehen, die ich vor dem Ruf eingenommen hatte. Leicht geduckt, den rechten Arm nach vorn gestoßen, den linken ein wenig zurückgehalten.
Doch Suko rannte.
Er sprang durch das zerstörte Fenster, landete auf dem weichen Boden und sprintete so schnell er konnte. Suko warf alles in die Waagschale, er wollte und mußte den Goldenen erreichen, noch bevor die fünf Sekunden vorbei waren.
Nach drei Sekunden hatte er schon drei Viertel der Strecke hinter sich. Nur noch wenige Schritte.
Vier Sekunden…
Suko jagte weiter.
Fünf!
Da bewegte sich der Goldene wieder. Sukos gewaltiger Satz war schon eine artistische Meisterleistung. Bevor der Diener des goldenen Samurai irgend etwas unternehmen konnte, sprang der Chinese ihn an. Wuchtig prallte er gegen ihn.
Suko war wirklich kein Schwächling. Er hatte Kraft und stand dem Sumo-Kämpfer sicherlich nur wenig nach. Der war geschockt, daß er von meinem Freund zu Boden gerissen wurde. Das sah ich, als ich durch das Fenster in den Garten sprang, denn nach Ablauf der Zeit konnte ich mich ebenfalls wieder bewegen.
Sukos Arme wirbelten. Er schlug nicht mit der Dämonenpeitsche zu, sondern entriß dem Goldenen mit der freien Hand den Bogen.
Wuchtig schleuderte der Chinese ihn weg. Jetzt hatte der Diener nur noch die Pfeile. Sie steckten in einem Köcher, der sich auf seinem Rücken befand.
Als ich meinen Partner erreichte, hatte Suko den Goldenen bereits hochgerissen und mit dem Rücken gegen einen Baumstamm gewuchtet.
Da wurde der Diener aktiv.
Sein Schrei zitterte durch den winterlichen Garten. Es war ein wilder, herrischer Kampfschrei, wie ihn die Samurai ausstießen, wenn sie gegen den Feind ritten.
Es blieb nicht bei dem Schrei, denn der andere geriet in Bewegung.
Hageldicht kamen seine Schläge. Die Hände waren gekrümmt, sie sollten zu tödlichen Waffen werden und wären es vielleicht auch geworden, wenn vor ihm nicht Suko, ebenfalls ein Meister seines Fachs gestanden hätte. Auch er befand sich in Bewegung. Suko parierte die harten Schläge. Die prallten an seinen zur Deckung hochgerissenen Armen ab, und der Chinese wich sicherheitshalber zurück. Dabei ließ er die Dämonenpeitsche fallen, so daß er sich jetzt mit beiden Händen verteidigen konnte.
Kampf bis aufs Messer. Ich war zu einem Statisten degradiert worden, denn ich konnte da nicht eingreifen. Das war allein Sache der beiden Meister.
Suko war schnell und geschickt. Vielleicht um eine Idee wendiger als sein Gegner, der mehr Kraft hatte. Immer öfter lief der Goldene ins Leere. Seine Hiebe kamen wie Hammerschläge, wuchtig, hart und darauf ausgerichtet den anderen zu zerschmettern.
Manchmal glaubte ich sogar, die Luft pfeifen zu hören, wenn
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