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Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Titel: Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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auf die Straße getreten war. Jetzt sah ich ihn noch immer dort, und er hatte den Eingang des Alfie im Blick.
    Nach etwa fünfzehn Minuten tauchte der Fremde auf und ging nach rechts die Roppongi-dori entlang. Ich wartete einen Augenblick ab, was der Telefonmann machen würde, und siehe da, er hängte den Hörer ein und ging in dieselbe Richtung wie der Fremde.
    Ich verließ das Meidi-ya und bog nach links auf den Bürgersteig ein. Der Telefonmann überquerte bereits die Straße, um auf die Seite des Fremden zu gelangen, ohne abzuwarten, bis er an der Fußgängerampel war. Seine Überwachungstechnik war stümperhaft: Er hatte sofort den Hörer eingehängt, als der Fremde aufgetaucht war, hatte davor ständig zum Ausgang des Gebäudes geschaut und nun jäh die Straßenseite gewechselt. Er folgte dem Fremden auch in einem zu geringen Abstand, ein Fehler, weil es mir so möglich war, mich an ihn zu hängen. Einen Moment lang kam mir der Gedanke, ob er vielleicht für den Fremden arbeitete, als Bodyguard oder so, aber dazu war der Abstand wiederum nicht klein genug.
    Vor dem Cafe Almond bogen sie nach rechts in die Gaien-Higashi-dori, der Telefonmann keine zehn Schritte hinter dem Fremden. Ich überquerte die Straße, beeilte mich, weil die Ampel auf Rot sprang.
    Das ist dumm, dachte ich. Du beschattest jemanden und gleichzeitig seinen Beschatter. Falls der andere Beschatter nicht allein ist und die anderen Fotos machen, könnte es sein, dass du mit auf dem Film bist.
    Ich dachte an Benny, wie er ein B-Team auf Kawamura ansetzt, mich zum Narren hält, und da wusste ich, dass ich das Risiko eingehen würde.
    Ich folgte ihnen immer weiter und stellte fest, dass sich keiner von beiden darum sorgte, was hinter ihm geschah. Der Fremde verhielt sich in keiner Weise so wie jemand, der herausfinden will, ob er beschattet wird – kein scheinbar argloses Abbiegen oder Stehenbleiben, womit er einen Verfolger gezwungen hätte, seine Position zu erkennen zu geben.
    Am Rand des hektischen Roppongi, wo das Menschengedränge allmählich nachließ, betrat der Fremde eins der Starbucks, die die traditionellen Kissaten, die Nachbarschaftscafes, allmählich verdrängen. Der Telefonmann, verlässlich wie der Polarstern, suchte sich ein paar Meter weiter eine Telefonzelle. Ich überquerte die Straße und ging in ein Lokal, das Freshness Burger hieß, wo ich die gleichnamige Spezialität des Hauses bestellte und am Fenster Platz nahm. Ich sah, wie der Fremde irgendetwas im Starbucks bestellte und sich dann an einen Tisch setzte.
    Ich vermutete stark, dass der Telefonmann allein war. Wenn er zu einem Team gehörte, hätte er bestimmt irgendwann mit einem anderen die Position getauscht, um das Risiko zu verringern, entdeckt zu werden. Außerdem war mir auf der Straße bei meinen regelmäßigen prüfenden Blicken nach hinten niemand aufgefallen. Wäre er nicht allein gewesen und hätte es sich bei seinen Kameraden um ebensolche Stümper gehandelt, wie er anscheinend einer war, dann hätte ich sie inzwischen längst entdecken müssen.
    Ich saß ruhig da, behielt die Straße im Auge, beobachtete den Fremden, der jetzt im Starbucks einen Schluck von seinem Getränk nahm und auf die Uhr schaute. Entweder war er dort mit jemandem verabredet, oder er schlug nur die Zeit tot, bis er zu einer anderen Verabredung musste.
    Wie sich herausstellte, traf Ersteres zu. Nach gut einer halben Stunde sah ich zu meiner Überraschung Midori auf der Straße in unsere Richtung kommen. Sie suchte im Gehen die Ladenfronten ab, und als sie schließlich das Starbucks-Schild sah, ging sie hinein.
    Der Telefonmann holte ein Handy hervor, drückte eine Taste und hielt sich das Gerät ans Ohr. Ganz schön clever, wo er doch in einer Telefonzelle stand. Er hatte nicht die vollständige Nummer eintippen müssen, wie mir auffiel, also war sie gespeichert und gehörte jemandem, den er häufig anrief.
    Der Fremde stand auf, als er Midori auf seinen Tisch zukommen sah, und verbeugte sich förmlich. Die Verbeugung war gut und verriet mir, dass er schon eine Weile in Japan lebte, mit Sprache und Kultur einigermaßen vertraut war. Midori erwiderte seine Verbeugung, aber nicht ganz so tief, sie strahlte Unsicherheit aus. Ich spürte, dass sie sich nicht gut kannten. Vermutlich hatten sie sich im Alfie zum ersten Mal gesehen.
    Ich blickte hinüber zu dem Telefonmann und sah, dass er sein Handy wieder wegsteckte. Er blieb, wo er war.
    Der Fremde lud Midori ein, Platz zu nehmen; sie tat

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