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Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Titel: Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Dentalspiegel. Den Spiegel kann man sich unauffällig vors Auge halten, am besten, wenn man sich vorbeugt, einen Ellbogen auflegt und den Kopf in die Hand stützt.
    In dieser Haltung konnte ich den Fremden beobachten, der mit einer widerwilligen Mama debattierte, als das zweite Set begann. Gewiss erklärte sie ihm, dass er nicht bleiben könne, dass kein Stuhl mehr frei sei und der Raum schon aus allen Nähten platze. Ich sah, wie er in seine Jacketttasche griff und eine Brieftasche hervorholte, die er so aufklappte, dass Mama den Inhalt in Augenschein nehmen konnte. Sie sah genau hin, lächelte dann und deutete großherzig zur Wand am anderen Ende. Der Fremde ging in die gewiesene Richtung und suchte sich einen Stehplatz.
    Womit hatte er Mama wohl umstimmen können? Ein Ausweis von der Tokioter Gewerbeaufsicht? Eine Polizeimarke? Ich beobachtete ihn das ganze zweite Set hindurch, doch er lieferte mir keinerlei Anhaltspunkte, stand nur ausdruckslos an die Wand gelehnt da.
    Als das Set zu Ende war, musste ich eine Entscheidung treffen. Einerseits nahm ich an, dass er wegen Midori gekommen war, und ich wollte ihn beobachten, um mich zu vergewissern und möglicherweise noch mehr zu erfahren. Andererseits wusste er vielleicht, falls er mit Kawamura zu tun gehabt hatte, dass der Herzinfarkt künstlich ausgelöst worden war, und es bestand die Gefahr, dass er mich wieder erkannte. Wir hatten ja im Zug bei dem zusammengesackten Kawamura ein paar Worte gewechselt. Das Risiko war zwar klein, aber wie Crazy Jake früher gern sagte, die Strafe für Fehleinschätzungen ist hoch. Irgendwer könnte von meinem derzeitigen Aussehen erfahren, und damit wäre mein so sorgfältig gesponnener Kokon der Anonymität zerstört.
    Außerdem würde ich ihm, wenn ich tatsächlich blieb, um zu beobachten, wie er sich Midori gegenüber verhielt, nicht folgen können, wenn er das Alfie verließ. Denn dazu müsste ich mit ihm zusammen in dem Fünf-Personen-Aufzug fahren oder versuchen, über die Treppe schneller unten zu sein als er, was mir wahrscheinlich nicht gelingen würde, und er würde auf mich aufmerksam werden. Wenn er dagegen vor mir die Straße erreichte, hätte ihn der Fußgängerstrom auf der Roppongi-dori längst mitgerissen, ehe ich unten ankam.
    Es war zwar frustrierend, aber ich musste als Erster gehen. Als der Applaus für das zweite Set geendet hatte, sah ich, wie der Fremde sich zur Bühne drängte. Etliche Gäste standen auf und vertraten sich die Beine, und ich achtete darauf, dass immer einige zwischen uns waren, während ich zum Ausgang strebte.
    Mit dem Rücken zur Bühne gab ich meine Flasche Caol Ila an der Bar ab. Ich bedankte mich noch einmal bei Mama dafür, dass sie mich ohne Reservierung hereingelassen hatte.
    «Ich hab dich mit Kawamura-san sprechen sehen», sagte sie. «War das nun so schlimm?»
    Ich schmunzelte. «Nein, Mama, es war nett.»
    «Warum gehst du schon so früh? Du lässt dich ja kaum noch blicken.»
    «Ich werde mich bessern. Aber heute hab ich noch was vor.»
    Sie zuckte die Achseln, vielleicht aus Enttäuschung, dass ihr Verkuppelungsversuch so im Sande verlief.
    «Übrigens», sagte ich zu ihr, «wer war denn der Gaijin, der nach der Pause gekommen ist? Ich habe gesehen, dass Sie mit ihm debattiert haben.»
    «Ein Reporter», sagte sie und wischte dabei ein Glas ab. «Er schreibt einen Artikel über Midori, deshalb hab ich ihn reingelassen.»
    «Ein Reporter? Toll. Bei welchem Blatt?»
    «Bei irgendeiner westlichen Zeitschrift. Welche hab ich vergessen.»
    «Schön für Midori. Aus ihr wird ganz bestimmt ein Star.» Ich tätschelte ihr die Hand. «Gute Nacht, Mama. Bis bald.»
    Ich rannte die Treppe hinunter nach draußen, überquerte die Roppongi-dori und wartete direkt gegenüber im Supermarkt Meidi-ya, wo ich so tat, als würde ich mir das Champagner-Angebot ansehen. Ah, ein 88er Moet – gut, aber bei 35.000 Yen nicht gerade ein Schnäppchen. Ich studierte das Etikett und beobachtete den Aufzug zum Alfie durch das Schaufenster.
    Aus Gewohnheit suchte ich die anderen Stellen ab, die sich als Beobachtungsposten eigneten, wenn man auf jemanden wartete, der im Alfie war. Parkende Autos am Straßenrand vielleicht. Da es aber immer fraglich war, ob man überhaupt einen Parkplatz fand, schied diese Möglichkeit wahrscheinlich aus. Die Telefonzelle ein paar Schritte vom Meidi-ya entfernt, in der ein Japaner mit Bürstenhaarschnitt, schwarzer Lederjacke und Sonnenbrille schon telefoniert hatte, als ich

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