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Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Titel: Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Hände tun, wenn ich das könnte?
    «Ich fand New York wirklich toll», sagte sie nach einem Augenblick, lächelte bei irgendeiner Erinnerung, «und ich möchte irgendwann wieder hin, sogar eine Weile dort leben. Mein Manager meint, die Band ist nicht mehr allzu weit davon entfernt. Im November haben wir einen Gig im Vanguard; damit machen wir uns dann wirklich einen Namen.»
    Das Village Vanguard in Manhattan, das Mekka des Live-Jazz. «Im Vanguard?», sagte ich beeindruckt. «Eine stolze Ahnenreihe. Coltrane, Miles Davis, Bill Evans, Thelonious Monk, das ganze Pantheon.»
    «Eine große Chance», sagte sie nickend.
    «Sie könnten Kapital draus schlagen, New York zu Ihrer Basis machen, wenn Sie wollten.»
    «Mal sehen. Vergessen Sie nicht, ich habe schon mal in New York gelebt. Es ist eine tolle Stadt, vielleicht die aufregendste Stadt, in der ich je gewesen bin. Aber es ist wie unter Wasser schwimmen, finde ich. Zuerst meint man, man könnte für immer so weitermachen, alles aus dieser neuen Perspektive sehen, aber irgendwann muss man auftauchen, um Luft zu holen. Nach vier Jahren wurde es Zeit für mich, wieder nach Hause zu kommen.»
    Das war die Gelegenheit. «Sie müssen tolerante Eltern gehabt haben, wenn sie nichts dagegen hatten, dass Sie so lange ins Ausland gehen.»
    Sie lächelte schwach. «Meine Mutter starb, als ich klein war – wie bei Ihnen. Mein Vater hat mich auf die Julliard geschickt. Er hörte für sein Leben gern Jazz und war ganz begeistert, dass ich Jazzpianistin werden wollte.»
    «Mama hat mir erzählt, Sie haben ihn vor kurzem verloren», sagte ich und hörte ein tonloses Echo der Worte in meinen Ohren. «Das tut mir Leid.» Sie beugte den Kopf, um für mein Mitgefühl zu danken, und ich fragte: «Was hat er beruflich gemacht?»
    «Er war ein Funktionär.» In Japan ist das ein ehrenhafter Beruf, und das japanische Wort Kanryo hat keinen negativen Beiklang.
    «In welchem Ministerium?»
    «Überwiegend im Kensetsusho.» Das Bauministerium.
    Wir machten allmählich Fortschritte. Aber ich merkte, dass mir bei dieser Manipulation unbehaglich wurde. Bring das Gespräch zum Abschluss, dachte ich. Und dann nichts wie weg. Sie wirft dich aus der Bahn; das ist gefährlich.
    «Das Bauministerium muss für einen Jazzliebhaber ja ziemlich trocken gewesen sein», sagte ich.
    «Es war manchmal nicht leicht für ihn», räumte sie ein, und mit einem Mal spürte ich, dass sie auf der Hut war. Ihre Haltung war unverändert, auch ihre Mimik, aber irgendwie wusste ich, dass sie mehr hatte sagen wollen und es sich im letzten Moment anders überlegt hatte. Falls ich einen wunden Punkt berührt hatte, so hatte sie es sich kaum anmerken lassen. Sie dachte bestimmt, ich hätte es nicht bemerkt.
    Ich nickte beruhigend, wie ich hoffte. «Ich weiß ein bisschen, wie das ist, wenn man sich mit seiner Arbeit nicht ganz wohl fühlt. Zumindest hat die Tochter Ihres Vaters keine Probleme damit -Gigs im Alfie sind für eine Jazzpianistin doch genau das Richtige.»
    Ich spürte die sonderbare Spannung noch einen Augenblick länger, dann lachte sie leise, als hätte sie beschlossen, irgendetwas loszulassen. Ich war mir nicht sicher, was ich da gestreift hatte, und wollte später darüber nachdenken.
    «Also vier Jahre in New York», sagte ich. «Das ist eine lange Zeit. Sie hatten bestimmt eine ganz andere Weltsicht, als Sie wieder nach Hause kamen.»
    «Das stimmt. Wer lange im Ausland war, ist bei seiner Rückkehr nicht mehr der Mensch, der er bei seiner Abreise war.»
    «Wie meinen Sie das?»
    «Die persönlichen Anschauungen ändern sich. Es ist nicht mehr alles so selbstverständlich wie vorher. In New York ist mir zum Beispiel aufgefallen, dass Taxifahrer, wenn sie von einem anderen Taxi geschnitten werden, den Kollegen anbrüllen und so machen» – sie imitierte gekonnt einen New Yorker Taxifahrer, der einem anderen den Stinkefinger zeigt – «und ich begriff, dass die Amerikaner das deshalb tun, weil sie denken, der andere hat das mit Absicht getan, und es ihm heimzahlen wollen. Aber Sie wissen ja, dass sich in Japan niemand über solche Situationen aufregt. Japaner betrachten die Fehler anderer eher als etwas Gegebenes, wie das Wetter, glaube ich, es ist für sie kein Grund, sich darüber aufzuregen. Erst in New York habe ich darüber nachgedacht.»
    «Dieser Unterschied ist mir auch aufgefallen. Mir gefällt die japanische Art besser. Durchaus erstrebenswert.»
    «Aber was sind Sie? Japaner oder Amerikaner? Von

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