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Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Titel: Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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eine Hand voll Sand vom Fuß eines Pollers, kehrte zu meiner Position an der Mauerecke zurück und spähte um die Ecke. Von Bennys Kumpel war nichts zu sehen. Verdammt, er war nach rechts in die enge Gasse gegangen, die meine Straße mit der Parallelstraße verband, etwa fünfzehn Meter von meiner Wohnung entfernt. Ich hatte damit gerechnet, dass er auf den großen Straßen bleiben würde.
    Das war ein Problem. Er war jetzt vor mir, und es bot sich keine Stelle an, wo ich ihm auflauern konnte. Außerdem wusste ich nicht einmal, wie er aussah. Falls er es bis zur Hauptverkehrsader nahe der U-Bahn-Station schaffte, würde ich ihn niemals von all den anderen Menschen trennen können. Es musste jetzt sein.
    Ich sprintete meine Straße hinunter und blieb vor der Gasse stehen. Als ich den Kopf um die Ecke schob, sah ich eine einsame Gestalt, die sich von mir entfernte.
    Ich suchte den Boden nach einer Waffe ab. Nichts, was die richtige Größe hatte, um als Keule zu dienen. Pech.
    Ich ging in die Gasse, etwa sieben Meter hinter ihm. Er trug eine kurze Lederjacke und war von untersetzter, kräftiger Statur. Selbst von hinten konnte ich sehen, dass sein Nacken massig war. Er trug etwas bei sich – einen Stock, so sah es zumindest aus. Nicht gut. Der Sand musste seinen Zweck auf jeden Fall erfüllen.
    Ich hatte den Abstand zu ihm auf drei Meter verringert und wollte ihn gerade ansprechen, als er über die Schulter sah. Ich hatte kein Geräusch gemacht, und ich hatte die meiste Zeit die Augen von ihm abgewandt gehalten und woanders hingeblickt. Es gibt einen uralten, animalischen Teil in uns, der spürt, wenn wir gejagt werden. Das hatte ich im Krieg gelernt. Aber ich hatte auch gelernt, keine Vibrationen auszusenden, die eine andere Person alarmieren. Dieser Bursche hatte empfindliche Antennen.
    Er drehte sich um, sah mich an, und ich bemerkte die Verwirrung in seinem Gesicht. Benny hatte gesagt, ich wäre an der U-Bahn-Station gesichtet worden. Jetzt kam ich aus der anderen Richtung. Er versuchte, diesen Widerspruch in seinem Zentralcomputer zu klären.
    Ich sah seine Ohren, gekräuselt wie Blumenkohl, entstellt von zahllosen Schlägen. Japanische Judoka und Kendoka halten nichts von Schutzkleidung; manche tragen ihre vernarbten Ohrläppchen, die beim Judo von Kopfstößen und beim Kendo von Hieben mit dem Bambusschwert herrühren, wie Ehrenzeichen. Irgendwo in meinem Unterbewusstsein registrierte ich, was für Fähigkeiten er möglicherweise besaß.
    Um eine zusätzliche Sekunde herauszuschlagen, versuchte ich, so gut ich konnte, den Eindruck zu vermitteln, dass ich bloß ein gewöhnlicher Fußgänger war, der an ihm vorbeiwollte. Ich bewegte mich nach links, machte noch zwei Schritte. Bemerkte, wie sich das Begreifen auf seinem Gesicht verfestigte. Sah, wie der Stock fast in Zeitlupe nach oben kam, wie sein linker Fuß sich vorschob, um dem Schlag mehr Wucht zu verleihen.
    Ich schleuderte ihm den Sand ins Gesicht und sprang zur Seite. Sein Kopf fuhr zurück, aber der Stock hob sich weiter; einen Sekundenbruchteil später sauste er blitzschnell nach unten. Trotz der Kraft des Schlages bremste er ihn jäh ab, als er sein Ziel verfehlte, und dann durchschnitt er die Luft horizontal, immer noch mit derselben geschmeidigen Schnelligkeit. Ich bewegte mich schräg nach hinten, aus seiner Reichweite heraus, tänzelte auf den Zehenspitzen. Der Sand hatte ihn voll getroffen. Es zeugte von einer guten Ausbildung, dass er den Impuls unterdrückte, sich mit den Händen über die Augen zu wischen. Aber er konnte nichts sehen.
    Er machte einen vorsichtigen Schritt nach vorne, hielt den Stock bereit. Tränen strömten ihm aus den gereizten Augen. Er wusste, dass ich vor ihm war, aber er wusste nicht wo.
    Ich musste warten, bis er an mir vorbei war, ehe ich zuschlug. Ich hatte gesehen, wie schnell er mit dem Stock war.
    Er blieb, wo er war, und seine Nasenflügel bebten, als versuchte er meine Witterung aufzunehmen. Himmel, wie schaffte er es bloß, sich nicht über die Augen zu wischen?, dachte ich. Das kann er doch nicht aushalten.
    Mit einem lauten Kiyai sprang er vor und schlug horizontal in Hüfthöhe. Aber er hatte sich verschätzt; ich war weiter hinten. Dann machte er ganz plötzlich zwei große Schritte vorwärts, seine linke Hand ließ den Stock los, und er wischte sich hektisch über die Augen.
    Genau darauf hatte ich gewartet. Ich hechtete vor, hob die rechte Faust zu einem Hammerschlag auf sein Schlüsselbein. Ich schlug zu,

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