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Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Titel: Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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notwendigsten Dinge zusammen und stopfte sie in einen Beutel, dann eilte ich zur Tür und drehte mich noch einmal um, bevor ich ging. Alles sah aus wie immer; es gab keine Spur von den Leuten, die hier gewesen waren. Ich fragte mich, wann ich diese Räume je wieder betreten würde.
    Draußen ging ich in Richtung Sugamo. Von dort konnte ich mit der Yamanote-Bahn zurück nach Shibuya fahren, zurück zu Midori. Vielleicht würden die Handys ja irgendwelche Anhaltspunkte liefern.

13
    ALS ICH DAS HOTEL ERREICHTE , waren die Schmerzen in meinem Rücken ein dumpfes Pochen. Das linke Auge war zugeschwollen -irgendwann hatte er dort einen Finger landen können -, und mir tat der Kopfweh, wahrscheinlich von seinem Versuch, mir ein Ohr abzureißen.
    Ich schlurfte an der alten Frau an der Rezeption vorbei und zeigte ihr meinen Schlüssel, damit sie wusste, dass ich schon angemeldet war. Sie blickte kurz auf und las dann weiter. Ich hatte ihr nur meine rechte Gesichtshälfte zugewandt, die nicht ganz so lädiert war wie die linke. Aber sie schien mein Gesicht gar nicht zu bemerken.
    Ich klopfte an die Tür, damit Midori wusste, dass ich kam, und schloss mit dem Schlüssel auf.
    Sie saß auf dem Bett und fuhr zusammen, als sie mein verquollenes Auge und das zerkratzte Gesicht sah. «Was ist passiert?», keuchte sie, und trotz der Schmerzen tat mir die Besorgnis in ihrer Stimme gut.
    «In meiner Wohnung hat mir jemand aufgelauert», sagte ich und schloss die Tür hinter mir ab. Ich ließ mein Jackett vom Rücken rutschen und setzte mich behutsam auf die Couch. «In letzter Zeit scheinen wir beide ziemlich beliebt zu sein.»
    Sie trat näher, kniete sich vor mich und betrachtete mein Gesicht. «Dein Auge sieht schlimm aus. Ich hol dir etwas Eis aus dem Tiefkühlfach.»
    Ich sah ihr nach, wie sie sich von mir entfernte. Sie trug Jeans und ein marineblaues Sweatshirt, das sie sich während meiner Abwesenheit irgendwo besorgt haben musste, und da sie das Haar nach hinten gebunden hatte, bot sich mir ein hübscher Blick auf die Proportionen von Schultern, Taille und geschwungenen Hüften. Und ehe ich mich's versah, hatte ich ein solches Verlangen nach ihr, dass ich den Schmerz in meinem Rücken glatt hätte vergessen können. Ich konnte nichts dagegen tun. Wie jeder Soldat bestätigen wird, der wirklich etwas durchgemacht hat, ist extreme Geilheit eine Reaktion auf den Kampf. Gerade noch hat man um sein Leben gekämpft, und kaum ist es überstanden, hat man einen Ständer. Ich weiß nicht, warum das so ist, aber so ist es nun mal.
    Sie kam mit Eiswürfeln in einem Handtuch zurück, und ich rückte verlegen auf der Couch beiseite. Sofort schossen mir Schmerzen wie Stromstöße durch den Rücken, aber das änderte nichts an meiner misslichen Situation. Sie kniete sich wieder vor mich und legte mir das Eis aufs Auge, strich mir gleichzeitig das Haar zurück. Sie hätte mir besser die Eiswürfel in den Schoß kippen sollen.
    Sie drückte mich sachte auf der Couch nach hinten, und ich verzog das Gesicht, war mir ihrer Nähe ungeheuer bewusst. «Tut das weh?», fragte sie, und ihre Berührung wurde sofort zögerlich.
    «Nein, geht schon. Der Kerl, der mir das Gesicht zerkratzt hat, hat mir auch mit einem Stock in den Rücken geschlagen. Ist nicht so schlimm.»
    Midori hielt mir weiter das Eis aufs Auge, ihre freie Hand warm an meinem Kopf, während ich stocksteif dasaß, Angst hatte, mich zu rühren, und mich meiner Reaktion schämte. Und der Augenblick zog sich in die Länge.
    Einmal verschob sie das Eis leicht, und ich griff nach oben, um es ihr abzunehmen, aber sie hielt es weiter fest, und meine Hand landete auf ihrer, bedeckte sie. Ihr Handrücken war warm in meiner Handfläche, das Eis kalt an meinen Fingerspitzen. «Das tut gut», sagte ich. Sie fragte nicht, ob ich das Eis oder ihre Hand meinte. Ich wusste es selbst nicht genau.
    «Du warst lange weg», sagte sie nach einer Weile. «Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich wollte dich anrufen, aber dann hab ich irgendwann gedacht, dass du das Ganze zusammen mit den Männern in meiner Wohnung arrangiert haben könntest, wie dieses Spiel mit dem guten und dem bösen Bullen, damit ich dir vertraue.»
    «Ich hätte das Gleiche gedacht. Ich kann mir vorstellen, wie das alles auf dich wirken muss.»
    «Es kam mir allmählich ziemlich irreal vor, ehrlich gesagt. Bis du wiedergekommen bist.»
    Ich blickte auf das Handtuch, das jetzt dort, wo es auf meinem Gesicht gelegen hatte, rot

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