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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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gewesen sein», sagte ich.
    «Und ich habe den Brief nicht weit vom Chuo-ku-Postamt eingeworfen, ganz in der Nähe meiner Firma. Das haben sie am Poststempel abgelesen. Von da haben sie sich dann in konzentrischen Kreisen vorgearbeitet. Das war dumm. Ich hätte den Brief irgendwo weit weg einwerfen sollen.»
    «Man kann nicht vorsichtig genug sein», sagte ich und blickte ihn an.
    Er seufzte. «Ich werde wieder umziehen müssen.»
    «Vergiss nicht, die wissen auch, wo du arbeitest.»
    «Das macht mir keine Sorgen. Ich erledige das meiste inzwischen extern. Und an den Tagen, wo ich ins Büro muss, mache ich einen besonders ausführlichen GAG.»
    «Hast du das denn bisher nicht gemacht?»
    «Nicht so, wie es nötig gewesen wäre. Aber glaub mir, wenn ich zu einem Treffen mit dir gehe, bin ich vorsichtig.»
    Das war ein unverkennbares Problem. Innerhalb von Computernetzen war Harry die Heimlichkeit in Person. Aber in der realen Welt war er nun mal eher Zivilist. Eine Schwachstelle in meinem System.
    Ich zuckte die Achseln. «Wenn du das nicht wärst, hätten die Typen mich längst erwischt. Vielleicht im Teise, vielleicht danach. Du hast sie immer abgeschüttelt.»
    Seine Miene erhellte sich ein wenig, dann sagte er: «Du glaubst doch nicht, dass ich in Gefahr bin, oder?»
    Ich überlegte. Ich hatte nicht erwähnt, dass Kanezakis Partner es nicht überlebt hatte, mich gefunden zu haben. Ich erzählte es ihm jetzt.
    «Scheiße», sagte er. «Das habe ich gemeint. Was, wenn sie Rache wollen?»
    «Ich glaube nicht, dass sie sich bei dir für etwas rächen, was auf mein Konto geht. Wenn es eine Yakuza-Sache wäre, dann wäre es was anderes. Die würden sich meine Freunde vornehmen, um mir wehzutun. Aber die CIA wird sich an mich halten, wenn sie meint, sie hätte mit mir ein Hühnchen zu rupfen. Du bist keine Bedrohung für sie. Außerdem, die haben nicht viele Leute für Fälle dieser Art. Das würde der Kongress nicht billigen. Deshalb brauchen sie ja Leute wie mich.»
    «Was ist mit der Polizei? Ein Taxi hat genau an der Stelle auf mich gewartet, wo man eine Leiche finden wird.»
    «Kanezaki wird ein bisschen herumtelefonieren, und die Leiche wird verschwunden sein, bevor irgendwer drüber stolpern kann. Und selbst wenn die Polizei mit reingezogen wird, was haben sie in der Hand? Auch wenn sie irgendwie den Taxifahrer ausfindig machen, was weiß der schon? Er kann einen Namen nennen, der falsch ist, und einen durchschnittlich aussehenden Mann beschreiben, den er im Dunkeln kaum erkannt hat, richtig?»
    «Schätze, du hast Recht.»
    «Aber du musst trotzdem auf der Hut sein», sagte ich. «Diese Frau, mit der du was angefangen hast, Yukiko – traust du ihr?»
    Er blickte mich an. Nach einem Moment nickte er.
    «Wenn du nämlich die Nacht mit der Frau verbringst, weiß sie, wo du wohnst. Das ist eine Schwachstelle in deinen Schutzvorkehrungen.»
    «Ja, aber sie hat nichts mit diesen Leuten zu tun …»
    «Man kann nie wissen, Harry. Man kann wirklich nie wissen.»
    Es entstand eine lange Pause. Dann sagte er: «Ich kann nicht so leben. So wie du.»
    Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf: Das hättest du dir vielleicht überlegen sollen, ehe du dich mit meiner Welt eingelassen hast.
    Aber das war nicht fair. Oder sonderlich hilfreich.
    Die Kellnerin brachte zwei Tassen von dem Nire Blend und stellte sie ungemein behutsam hin, als wären sie zwei kostbare Artefakte. Sie verbeugte sich und ging wieder.
    Wir tranken unseren Kaffee. Harry sagte etwas, das wie ein Lob klang, aber es erschien irgendwie bemüht. Früher hätte er sich mit Vergnügen über meine kulinarischen Empfehlungen lustig gemacht. Mir fiel der Gegensatz auf, und er gefiel mir nicht.
    Wir machten Small Talk. Als wir den Kaffee ausgetrunken hatten, verabschiedeten wir uns voneinander, und ich machte mich auf Umwegen auf zu meinem Hotel.
    Ich fragte mich, ob ich wirklich davon überzeugt war, dass die CIA keine Gefahr für Harry darstellte. Eigentlich schon. Ob sie für mich eine Gefahr darstellte, stand auf einem anderen Blatt. Vielleicht stimmte es, dass sie meine Hilfe wollten, wie Kanezaki gesagt hatte. Vielleicht wollten sie sich aber auch für Holtzer rächen. Ich wusste es wirklich nicht. Dass ich Kanezakis Begleiter ins Jenseits befördert hatte, würde mir jedenfalls nicht gerade ihre Sympathien einbringen.
    Und dann war da noch Yukiko. Sie erschien mir nach wie vor verdächtig, und ich hatte keine Möglichkeit, herauszufinden, ob sie mit der CIA zu

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