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Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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worden, doch die Therme war wiedergeboren und bewies durch ihre Reinkarnation, dass der Körper zwar schwinden und sterben mag, der Geist aber im Guten wie im Schlechten ewig ist.
    Ich kam an einem Händler vorbei, der Messer verkaufte, und nutzte die Gelegenheit, um mich mit einem Klappmesser zu bewaffnen, einem Imitat der Marke Emerson, mit Holzgriff und einer zehn Zentimeter langen, teilweise gezahnten Klinge. Lange Zeit war ich ohne Waffe ausgekommen, und das hatte mir gefallen. Erstens verhältst du dich anders, wenn du bewaffnet bist, und es gibt Leute, die die Anzeichen erkennen. Zweitens hätte meine altbewährte Ziviltarnung ein wenig gelitten, wenn ich mit einem, sagen wir, Karambit oder irgendeiner anderen versteckten Klinge erwischt worden wäre. Und drittens ist da noch das Problem mit dem Blut, womit man unter Umständen ganz schön besudelt wird, was sich wiederum ungemein nachteilig auswirken kann, wenn man nach einer Begegnung auf Tuchfühlung in der Menge untertauchen möchte. Aber ich hatte das Gefühl, dass sich das Kosten-Nutzen-Verhältnis jetzt geändert hatte. Ich war zum Beispiel nicht mehr so schnell, wie ich mal war. Auch nicht mehr so ausdauernd. Ich fragte mich, ob das, was mir auf der Herrentoilette mit Manny passiert war, nicht auch zum Teil eine Folge des Alters sein könnte. Ohne Dox wäre ich da nicht rausgekommen, genau wie er mich ein Jahr zuvor in Kwai Chung raushauen musste. Obendrein wurde mir jetzt, wo ich mal wieder in Sukhumvit war, deutlich bewusst, dass ich älter geworden war und dass sich die Dinge, die ich früher wunderbar mit den Händen erledigen konnte, in Zukunft wirkungsvoller mit Hilfsmitteln bewerkstelligen ließen.
    Ich fuhr das letzte Stück zum Sukhumvit mit einem Tuk-Tuk. Dox und ich wollten uns am Mittag in dem Restaurant treffen, aber ich war früher da, um das Umfeld zu überprüfen, wie ich es immer tue, wenn ich mich mit jemandem irgendwo verabredet habe, was selten genug vorkommt. Eine unauffällige Vorbesichtigung schützt in der Regel vor Überraschungen. In diesem Fall jedoch wartete die Überraschung bereits auf mich, und zwar in Form von Dox. Prächtig angetan mit einem cremefarbenen Seidenhemd, saß er in einem der Teakpolstersessel in der hinteren Ecke des Hauptraumes und schlürfte irgendein tropisches Gebräu aus einem hohen Glas durch einen Strohhalm. Er wirkte, wie ich zugeben muss, überaus entspannt und fühlte sich in seiner Umgebung sichtlich wohl.
    »Ich hab gewusst, dass du früher aufkreuzt«, sagte er grinsend. Er stellte das Glas auf den Tisch und erhob sich. »Ich wollte nicht unhöflich sein und dich warten lassen.«
    Während ich zu ihm ging, ließ ich den Blick durch das Restaurant schweifen. Die Gäste waren zur Hälfte einheimisch, zur Hälfte Ausländer, und alle interessierten sich offenbar mehr für das vorzügliche Thai-Essen im Baan Khanitha als für das, was um sie herum vor sich ging. Ich merkte allerdings, dass ich die Sicherungsüberprüfung aus reiner Gewohnheit vornahm, nicht weil ich fürchtete, Dox könnte Arger mitgebracht haben. Und dann war ich verblüfft, ja regelrecht verdattert, als mir klar wurde, dass ich jemandem so vertraute. Ich blickte ihn an, und mein Unbehagen war mir anscheinend anzusehen, denn er zog die Stirn in Falten und sagte: »Alles in Ordnung, Mann?«
    Ich reagierte mit einem Nicken, in dem zur einen Hälfte Gereiztheit, zur anderen Hälfte Freude darüber lag, ihn nach unserem Fiasko in Manila wiederzusehen. »Ja. Alles klar.«
    Ich streckte ihm die Hand entgegen, aber er ignorierte sie, schlang stattdessen die Arme um mich und drückte mich ganz fest. Himmelherrgott, dachte ich. Ich klopfte ihm verlegen auf den Rücken.
    Er trat einen Schritt zurück, sah mir ins Gesicht und lachte. »He, Mann, du wirst ja ganz rot! Du bist doch wohl nicht in mich verknallt oder so was?«
    Ich überging das. »Irgendwelche Probleme auf dem Weg hierher?«
    Er lachte erneut. »Keine Probleme. He, schön, dich zu sehen, Mann, auch wenn du anfängst, unnatürliche Gefühle für mich zu entwickeln. Willst du hier was essen oder lieber woanders? Ich schlage vor, wir bleiben. Das Poo nimpäd grapow ist das beste in der Stadt.«
    Ich sah mich erneut um. Dox kannte sich vielleicht mit seinem poo nim aus, was immer das sein mochte, doch in Sachen Vorsichtsmaßnahmen entsprach er nicht immer meinem Standard. Aber um fair zu sein, da wüsste ich eigentlich niemanden.
    »Dein Handy lässt du schön aus, ja?«, fragte

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