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Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Hilger, den ich als ein wesentlich schwierigeres Ziel einstufte als Manny, würde mein Gesicht kennen und das von Dox. Die CIA besaß Fotos von uns beiden, wie ich während der Belghazi-Operation vor einem Jahr erfahren hatte, und Hilger hatte sie bestimmt genau studiert, so wie ich es an seiner Stelle auch getan hätte. Ins Gebäude hineinzukommen dürfte nicht allzu schwierig werden, aber von da an waren unsere Bewegungsmöglichkeiten wahrscheinlich eingeschränkt.
    Ich grübelte weiter. Ich konnte früh dort sein und würde vermutlich ein Versteck finden. Eine Toilette, eine Putzkammer, egal was. Dox würde später ankommen. Vielleicht konnten wir Kameras verwenden, wie im Peninsula in Manila, und Dox könnte sie überwachen und mir über Funk signalisieren, wann der Zeitpunkt günstig war. Aber wo konnten wir ihn unauffällig postieren? Ich stellte mir vor, wie er in der berühmten Long March Bar des China Clubs saß. Die Long March Bar war dazu da, mit Kunden was zu trinken und sie zu beeindrucken. Jeder, der länger als zehn Minuten dort allein saß, würde auffallen. Das würde nicht funktionieren.
    Wenn er dagegen nicht allein war, wäre es schon eher machbar. Wenn er zum Beispiel in Begleitung einer attraktiven Geschäftsfrau aus Europa wäre.
    Ich stellte mir vor, wie Dox in einem konservativen, in Hongkong maßgeschneiderten Anzug Delilah gegenübersaß, die vermutlich einen modischen, aber geschmackvollen Hosenanzug trug. Dox könnte Mitarbeiter eines hier ansässigen amerikanischen Unternehmens sein, Delilah wäre die smarte europäische Werbefrau, die einen Großauftrag an Land ziehen will. Solche Geschäfte werden Abend für Abend im China Club verhandelt. Die beiden wären ein ganz normaler Anblick. Ach, zum Teufel, ich konnte sowieso nicht schlafen. Ich stand auf, schaltete eine der Leselampen an und nahm das Handy. Ich steckte eine neue SIM-Karte ein, aktivierte das Gerät und rief Delilah an. Sie meldete sich nach dem ersten Klingeln.
    »He«, sagte ich. »Ich hab dich hoffentlich nicht geweckt.«
    »Nein. Der Jetlag macht mir noch zu schaffen.«
    »Kannst du reden?«
    »Ja. Ich sitze bloß in meinem Zimmer rum.«
    Ich spielte mit dem Gedanken, sie noch einmal zu fragen, ob sie sich nicht doch mit mir treffen wollte. Die Gelegenheit war so verdammt günstig, wo wir beide in derselben Stadt waren. Sie hätte im selben Hotel sein können, vielleicht sogar im Zimmer nebenan.
    Aber sie hatte vermutlich recht. Gerade jetzt, wo Gil sie beobachtete, wäre ein Treffen dumm gewesen. Wenn sie ihn irgendwie abschütteln musste, hatte sie wahrscheinlich nur eine Chance dazu, und ich wollte, dass sie die für den China Club nutzte. Außerdem hatte ein Teil von mir, vielleicht nicht gerade der reifste Teil, keine Lust, sich zum dritten Mal eine Abfuhr zu holen, auch wenn sie sachliche Gründe hatte und keine persönlichen.
    »Ich glaube, ich hab morgen Gelegenheit, diese ganze Geschichte abzuschließen«, sagte ich. »Zu Ende zu bringen, was ich angefangen hab.«
    Nach einer Pause sagte sie: »Okay.«
    »Aber ich könnte deine Hilfe gebrauchen. Wenn das ein Problem ist, habe ich dafür Verständnis. Schließlich hast du mit diesem Chaos nichts zu tun.«
    Sie lachte leise in sich hinein. »Schön wär's.«
    »Also gut. Wenn du helfen willst, reinen Tisch zu machen -kannst du morgen nach Hongkong kommen?«
    Wieder trat eine Pause ein. »Ich hab Gil schon gesagt, ich würde ein paar Tage in Bangkok bleiben, für den Fall, dass du dich bei mir meldest. Wie soll ich ihm meine plötzliche Reiselust erklären?« Ich überlegte kurz. »Sag ihm, ich hätte mich gemeldet. Mich bei dir entschuldigt, dass ich in Phuket einfach verschwunden bin, und gefragt, ob du zu mir nach Hongkong kommen könntest."
    "Wenn ich ihm das erzähle, will er auch da hin, genau wie er mit nach Bangkok gekommen ist. Um möglichst nah dran zu sein, wenn du wieder auftauchst, damit er dich gleich erledigen kann. Er traut mir nicht mehr über den Weg. Er wird in meiner Nähe bleiben wollen.«
    »Wirst du damit fertig?«
    Ich konnte spüren, wie sie das Für und Wider abwog. Sie sagte: »Wahrscheinlich.«
    »Meinst du, du kriegst für morgen in aller Frühe einen Flug?«
    »Na klar.«
    »Okay. Dann tu's. Sieh im Bulletin Board nach, wenn du ankommst. Oder ich ruf dich wieder an.«
    Sie schwieg einen Moment, und ich dachte: Triff dich heute Nacht mit mir. Frag einfach.
    Aber sie tat es nicht. Sie sagte: »Okay. Ich werde da sein.« Ich dankte ihr und

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