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Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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finden würden, vielleicht sogar entsetzt wären. Ich fragte mich, wo diese neue Sichtweise herkam. Ich würde wirklich später mal darüber nachdenken müssen.
    »Das Problem ist«, sagte ich, »dass wir wohl keine Schusswaffen haben werden.«
    Er verzog ein wenig das Gesicht. »Keine Schusswaffen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube, nicht mal Kanezaki könnte uns so kurzfristig besorgen, was wir brauchen. Außerdem bin mir nicht sicher, ob es klug wäre, gerade jetzt darum zu bitten. Und mein japanischer Kontakt könnte uns helfen, wenn wir in Tokio wären. Aber Hongkong ... nicht, wo die Zeit so knapp ist.«
    »Na, toll. Ich hab mich schon auf einem Dach gesehen, mit dem gefürchteten M-40A3 und dem passenden AN/PVS-10-Nachtvisier. Das wäre so feinsinnig gewesen.«
    Ich nickte. »Stimmt, oder ich hätte einfach mit einer Fünfundvierziger in ihr Separee stürmen können, während sie sich gerade die Pekingente schmecken lassen. Aber vielleicht... «
    Er blickte mich an. »Du heckst irgendwas aus, Partner, das seh ich dir an.«
    Ich lächelte. »Ich denke gerade an Hilger. Der war letztes Jahr in Kwai Chung bewaffnet."
    "Bewaffnet und gefährlich«, nickte er. »Der Knabe war eine Einmann-Tötungsmaschine. Hatte seine Hauptwaffe in einem Taillenhalfter oder Bauchgurt, wenn ich mich recht entsinne, und eine Reserveknarre an der Wade.«
    »Glaubst du, das war eine Ausnahme?«
    »Nie im Leben. Ein Typ wie der geht nicht ohne Knarre aus dem Haus. Er würde sich ohne nackt fühlen.«
    »Und selbst wenn er doch mal ohne aus dem Haus geht, wissen wir, dass er im Einsatz bewaffnet ist.«
    »Wie morgen Abend zum Beispiel.«
    »Zum Beispiel.«
    Er strich sich übers Kinn und grinste. »Der gute alte Manny könnte auch bewaffnet sein. Ich an seiner Stelle wäre es, nach dem, was ihm in Manila fast passiert wäre.«
    »Das denke ich auch.«
    »Lieb von ihnen, dass sie die Pistolen für uns mitbringen.«
    Ich nickte. »Ich muss nur an einen von ihnen allein rankommen, von hinten. Zum Beispiel auf dem Klo.«
    Dox räusperte sich. »Hast du keine Angst, na ja, es könnte das Gleiche passieren wie beim letzten Mal mit Manny ...«
    Ich schüttelte den Kopf und spürte, wie sich etwas in mir verschob, wie ein Block tiefgefrorener Granit. »Nein«, sagte ich. »Da habe ich nicht die geringste Angst.«

16
    DA WINTERS UND K ONSORTEN D OX ' Handy vielleicht schon irgendwann früher am Tag angepeilt hatten, war das Grand Hyatt nicht mehr sicher. Wir waren bei der Rückkehr extrem vorsichtig und blieben nur so lange, wie wir brauchten, um unsere Sachen zu holen. Dann gingen wir mit den entsprechenden Gegenaufklärungsmaßnahmen ins Sukhumvit-Viertel, wo wir im Westin Zimmer nahmen. Dox, immer noch kleinlaut, weil Winters uns beinahe erwischt hatte, meldete keinerlei Protest an.
    Ich duschte und rasierte mich, nahm dann ein schmerzhaft heißes Bad, worauf ich normalerweise gut einschlafen kann. Aber ich war noch immer zu aufgekratzt von der Sache vor dem Brown Sugar. Ich musste um sechs Uhr am nächsten Morgen zum Flughafen, und wenn ich nicht bald etwas Schlaf fand, würde ich erst wieder im Flugzeug ein Auge zutun können.
    Ich rückte einen Sessel ans Fenster und saß dann im Dunkeln, schaute hinaus auf die Sukhumvit Road und die urbane Masse dahinter. Es war keine berauschende Aussicht - das Westin ist nicht hoch genug, und die Stadt selbst zu dicht geballt. Einen absurden Augenblick lang wünschte ich
    mir, ich wäre wieder in meiner Wohnung in Sengoku, dem stillen Teil von Tokio, wo ich gelebt hatte, bis die CIA und Yamaoto mich dort aufgespürt hatten. Mir war damals gar nicht bewusst gewesen, wie sicher ich mich dort gefühlt hatte, wie friedlich es dort war. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, so lange war das her, und seitdem war so viel geschehen. Mir wurde bewusst, dass ich nicht mal eine Sekunde darüber getrauert hatte, von dort weggehen zu müssen. Jedenfalls bis zu diesem Moment. Und jetzt konnte ich mir die Ablenkung nicht leisten. Ich dachte über den Plan nach, den Dox und ich uns überlegt hatten. Er hörte sich einwandfrei an, bis zu einem gewissen Grad. Aber ich fragte mich, warum die Lösungen, die ich anstrebte, immer Gewalt beinhalteten.
    Gewalt, dass ich nicht lache. Du meinst den Tod.
    Ich lächelte sarkastisch. Wenn du nichts anderes hast als einen Hammer, sieht alles wie ein Nagel aus.
    Vielleicht waren meine Standardeinstellungen einfach nur entsetzlich verkümmert. Oder pervertiert. Vielleicht gab es

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