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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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»Er ist ein großer Kerl, und falls er Hilfe braucht, habe ich alle Hände voll zu tun. Boaz, werden Sie bewaffnet sein?«
    »Bis an die Zähne.«
    »Gut. Sie decken den Rückzug zu den Vans. Tom, wir fahren mit Ihnen. Naftali, wenn jemand versucht, uns zu verfolgen, rammen Sie das Fahrzeug. Klar?«
    Alle nickten.
    »Für den Fall, dass wir untertauchen müssen, nehmt mit, was ihr braucht. Gepäck, Papiere, alles. Könnte ja sein, dass wir nicht zurück in unsere Hotels können. So, was haben wir übersehen?«
    »Wahrscheinlich ziemlich viel«, sagte Boaz.
    »Ich weiß. Aber uns bleibt keine Zeit. Eine bessere Chance als die kriegen wir nicht mehr. Gehen wir noch mal alles durch, und dann legen wir los.«

31
    DOX SASS AUF SEINER Pritsche, die Augen geschlossen, den Kopf zur Seite geneigt. Eine halbe Stunde zuvor hatte er gespürt, wie jemand von Bord ging. Die Schritte, die er danach noch auf dem Boot hörte, verrieten ihm, dass es sich um Hilger gehandelt haben musste. Der blonde Kerl war schon seit Tagen verschwunden. Falls der junge Typ auch noch ging, wäre nur noch Onkel Fester da. Dox hatte keinen Zweifel, dass das kranke Schwein ihm dann postwendend einen Besuch abstatten würde – beim letzten Mal hatten seine Spötteleien ihn tatsächlich bis zur Weißglut gereizt. Tja, diesmal hatte Dox einen Plan. Der war nicht gerade toll und würde wahrscheinlich schiefgehen, aber er war besser als gar nichts.
    Er hatte sich schon oft im Leben gefragt, ob er, wenn das Schlimmste bevorstand, zusammenklappen würde oder den Mut hätte, kämpfend den Abgang zu machen. Er hatte von tapferen Männern gehört, die im Augenblick der Wahrheit durchgedreht waren, die Nerven verloren hatten, ihren Stolz. Er hoffte, bei ihm wäre das nicht so, aber er vermutete, dass man das wirklich erst wissen konnte, wenn der Augenblick kam.
    Er horchte, verzog leicht das Gesicht vor lauter Konzentration. Er vernahm Schritte, eine Tür, die geöffnet wurde, dann ein dumpfer Aufschlag, als wäre irgendwas oben auf die Deckplanken gefallen. Ein Körper vielleicht. Dann das Schließen einer Tür, gefolgt vom Klicken eines Schlosses.
    Ach du Scheiße. Das hörte sich an, als hätte Fester den jungen Typen bewusstlos geschlagen und irgendwo eingesperrt. Und das konnte nur eines bedeuten.
    Ein Adrenalinstoß rauschte heiß durch seinen Oberkörper. Es war so weit. Sein Augenblick der Wahrheit stand kurz bevor.
    Er holte zweimal tief Luft und zog mit voller Kraft an den Ketten, erst links, dann rechts. Er hatte seit seiner Entführung tagtäglich möglichst viele isometrische Übungen gemacht, weil er darauf gehofft hatte, dass es tatsächlich von Nutzen sein könnte, wenn sein Körper halbwegs in Form blieb. Na, anscheinend hatte die Mühe sich gelohnt. Wenn das, was er vorhatte, auch nur den Hauch einer Chance haben sollte, dann musste er in Sekundenschnelle voll einsatzbereit sein.
    Eine halbe Minute verstrich. Er hörte Festers Schritte auf dem Gang. Und dann war er da, lächelte sein irres Lächeln durch das Türfenster, während er einen Schlüssel im Schloss drehte.
    »Hola, maricón« , sagte er, als er eintrat. In einer Hand hielt er wieder die Batterie mit den Kabeln. »Wir waren mit unserer Unterhaltung noch gar nicht fertig.« Er drehte sich um und schloss die Tür von innen ab. »Und jetzt kann uns auch keiner mehr stören wie beim letzten Mal.« Er steckte den Schlüssel in die Tasche.
    »Moment«, sagte Dox mit bemüht ruhiger Stimme, um sich nicht anmerken zu lassen, wie sein Herz raste. »Soll das heißen, du hattest einen vollen Tag Zeit zum Grübeln, hundert Möglichkeiten abzuwägen, und der beste Spruch, der dir einfällt, ist –« er äffte einen mexikanischen Akzent nach »– ›Wir waren mit unserer Unterhaltung noch gar nicht fertig‹?«
    Onkel Fester sah ihn verblüfft an.
    »Ich meine, du hättest so was sagen können wie ›Deine Stimme gefällt mir, jetzt wollen wir dich mal schreien hören‹ oder ›Du hast recht, ich foltere für mein Leben gern, aber ich hab noch keinen so gefoltert, wie ich dich jetzt foltern werde‹. Was hältst du von den beiden Vorschlägen? Du kannst gern einen davon verwenden. Ich sag’s auch nicht weiter, dass er von mir ist. Los, geh noch mal raus, wir fangen noch mal von vorn an.«
    Fester stand da, mit loderndem Hass in den Augen.
    »Ach, verdammt. Wenn du schon mit mir deinen Spaß haben willst, dann sing mir wenigstens was vor. Ich hab eine Schwäche für diesen Lou-Rawls-Song. Den

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