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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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und Angst, um viel zu spüren, und es waren ohnehin zu viele Treffer, um sie noch zu unterscheiden. Er spürte hauptsächlich eine rasende Abfolge von dumpfen Schlägen, die durch seinen Körper vibrierten, als wäre er unter eine Steinlawine geraten.
    Irgendwann hörte es auf. Dox blinzelte und spuckte Blut aus, ob seines oder das von Fester oder von ihnen beiden wusste er nicht. Er versuchte hochzukommen, konnte sich aber nicht bewegen. Er fragte sich vage, ob Fester ihm die Wirbelsäule gebrochen hatte. Na, das spielte jetzt eigentlich keine Rolle mehr.
    Dox spürte den Absatz von Festers Schuh an der Schulter und wurde mühelos auf den Rücken gedreht. Er lag da, halb betäubt, erschöpft und hilflos. Fester ging neben ihm in die Hocke. Er atmete schwer, seine Nase war zerbissen und sein Gesicht eine blutige Maske. Plötzlich tauchte ein Messer in seiner Hand auf. Er packte Dox an den Haaren und zog sein Gesicht dicht an seines.
    »Du zeigst gern deinen Schwanz, du Wichser?«, zischte er, und seine Zähne wirkten seltsam weiß zwischen dem vielen Blut. »Weißt du, was ich jetzt mache? Ich schneid ihn dir ab und steck ihn dir in den Mund. Und deine Eier gleich mit.«
    Dox spuckte Fester einen Klumpen Blut und Schleim ins Gesicht. Er tat es, ohne nachzudenken, aber er war sofort froh darüber. Ohne es zu wollen, hatte er die Frage beantwortet, wie er diese Welt verlassen würde, und die Antwort gefiel ihm. Es war vielleicht nicht viel, aber es war alles, was er im Augenblick hatte, und er hielt sich daran fest, weil es ihm hoffentlich helfen würde, auch den Rest durchzustehen.
    Fester wischte sich den Klumpen aus dem Gesicht und schleuderte ihn weg. Er kniete sich auf Dox’ Brust, presste die Luft aus ihm raus. Dox versuchte, sich wegzudrehen, doch es war, als wäre er am Boden festgenagelt.
    »Es geht los, Wichser«, sagte Fester. »Ich hoffe, es schmeckt dir.«

32
    »WIE SIEHT’S AUS?«, sprach ich in das drahtlose Mikro, das ich trug.
    »Gut«, antwortete Boaz. Seine Worte klangen leicht nuschelig, und ich verstand warum: Er sprach, ohne die Lippen zu bewegen. »Ein herrlicher Nachmittag. Bisher niemand in Sicht, der nach Wachtposten aussieht.«
    »Ich kann Sie jetzt sehen«, sagte ich, und das stimmte. Sein Hawaiihemd war unmöglich zu übersehen, selbst ohne Fernglas. Genauso sollte es sein – sein Erscheinungsbild war das krasse Gegenteil von jemandem, der versuchte, nicht aufzufallen. Wenn du ohnehin bemerkt wirst, versteckst du dich besser deutlich sichtbar.
    Ich kniete hinten in Kanezakis Van. Der Van war ein Lieferwagen, nicht für Passagiere gedacht, und hatte im Fond keine Sitze. Wir standen auf dem Parkplatz des Yachtclubs mit der Nase nach vorn, Naftali gut sechs Meter weg schräg gegenüber von uns. Beide Vans hatten falsche Nummernschilder, die mit Magneten über den echten angebracht waren. Auch hier ein mehrstufiger Schutz.
    »Gut, gut, alles ist gut«, sagte Boaz. Er hatte eine Angelrute über der Schulter, den Kamerarucksack und die Tasche mit dem Bolzenschneider auf dem Rücken, die Nikon um den Hals, und bewegte sich bedächtig. Er trug Baseballmütze und Sonnenbrille, eine durchaus vernünftige Schutzmaßnahme gegen die starke Tropensonne. Die blonde Perücke, die hinten und an den Seiten unter der Mütze hervorschaute, wäre in praktischer Hinsicht ein bisschen schwerer zu erklären, aber um Zeugen zu verwirren, erfüllte sie bestimmt ihren Zweck. Wir anderen waren ähnlich gekleidet.
    Ich beobachtete, wie er den ersten Pier hinunterging. Durchs Fernglas konnte ich die Namen einiger Boote entziffern, aber nicht viele. Die Ocean Emerald war nicht dabei.
    »Fehlanzeige«, hörte ich ihn sagen und sah, wie er kehrtmachte. Er ging zurück zum Hauptkai und wiederholte den Vorgang auf dem zweiten Pier. Ich suchte die Umgebung ab, ob irgendwer auf ihn reagierte. Alles schien in Ordnung.
    Ich sah, wie er den dritten Pier entlangging, dann den vierten. Allmählich wurde ich unruhig. Was, wenn sie weitergefahren waren? Vielleicht war Hilger nervös geworden. Vielleicht hatte er beschlossen, dass sie schon zu lange in Singapur waren, und hatte Kurs Richtung Malaysia genommen oder Richtung Indonesien. Oder er hatte den Namen des Bootes geändert. Oder Kanezakis Informationen waren falsch …
    Boaz ging wieder zurück zum Kai, bog dann nach rechts auf den letzten Pier und schlenderte ihn gemächlich entlang. Die Boote zeigten mit dem Bug zu mir, und auch Boaz schaute in meine Richtung, während er

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