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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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wir es schaffen würden. Ich nahm die Mütze und die Sonnenbrille ab und tätschelte Dox die Schulter. »Wie geht’s dir?«
    »Beschissen.«
    Er sah auch so aus. Er war blass und hatte Mühe zu atmen. Das Adrenalin betäubte vermutlich einen Großteil seiner Schmerzen, aber die Wirkung würde nicht mehr lange anhalten. Ich wusste, dass Kanezaki Morphium in dem Verbandskasten hatte. Ich holte eine Spritze heraus und gab Dox eine Dosis.
    »Na, was sagst du jetzt?«, fragte ich.
    »Hurra«, sagte er. »John Rain, mein barmherziger Engel.«
    Ich lachte.
    »Wer sitzt denn da eigentlich am Steuer?«, sagte er.
    »Ich bin’s, Dox«, rief Kanezaki von vorn. »Tom.«
    »Schön, dass Sie da sind, Mann«, sagte Dox. Dank des Morphiums klang seine Stimme ein wenig kräftiger. »Ich würde Ihnen ja gern die Hand schütteln und mich richtig bedanken, aber ich bin im Moment ein bisschen angeschlagen. Und wer ist das?«
    Boaz nahm Mütze, Perücke und Sonnenbrille ab. »Boaz«, sagte er.
    Dox hielt ihm die Hand hin, und Boaz schüttelte sie.
    »Ich hab gar nicht gewusst, dass John noch andere Freunde hat«, sagte Dox, leicht nuschelnd. »Ich dachte, ich wäre der Einzige.«
    Boaz schmunzelte. »Schätze, deshalb wollte er Sie auch unbedingt von dem Boot holen.«
    »Meine Haut fängt an weh zu tun«, sagte Dox. »Was habt ihr da eigentlich eingesetzt? Irgend so eine neumodische Mikrowellenwaffe?«
    »Bin ich eigentlich der Einzige, der noch nie was von den Dingern gehört hat?«, fragte ich und hörte Kanezaki lachen.
    »Sorry«, sagte Boaz. »Die Wellen lassen sich nicht so präzise kalibrieren. Sie haben vermutlich Verbrennungen ersten Grades, vielleicht zweiten Grades.«
    Dox lachte, verzog dabei vor Schmerz das Gesicht. »Menschenskind, ein Sonnenbrand, wenn’s weiter nichts ist. Onkel Fester, der Glatzkopf auf dem Boot, war nämlich drauf und dran, Nessie zu enthaupten.«
    Kanezaki warf einen Blick nach hinten. »Nessie?«
    »Bitte fragen Sie nicht weiter nach«, sagte ich.
    »Wenn ihr zehn Sekunden später aufgetaucht wärt, würde ich demnächst im Mädchenchor singen«, sagte er lachend und verzog das Gesicht noch stärker. »Gottverdammt, ich sag euch, das war echt knapp.«
    Dann brach seine Stimme. »Ich … oh, Scheiße, ist das peinlich«, sagte er. »Aber ich hab echt gedacht, ich bin tot, ich … ach, Scheiße.«
    Er lag mit zusammengebissenen Zähnen da, zitterte, und die Tränen liefen ihm lautlos übers Gesicht. Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Na los«, sagte ich. »Lass es raus.«
    »Warum muss mir das ausgerechnet in deinem Beisein passieren?«, sagte er halb lachend, halb weinend. »Du kotzt nie, du flennst nie, und du wirst dich bis an mein Lebensende über mich lustig machen.«
    »Ich werd’s auch all deinen Freundinnen erzählen«, sagte ich, und er lachte erneut unter Tränen.
    Es dauerte eine weitere Minute, dann ließ es nach. »Danke, dass ihr mir aus der Patsche geholfen habt«, sagte er in die Runde. »Ihnen auch, Boaz, wer immer Sie sind. Das werde ich nie, niemals vergessen.«
    »Ich bin froh, dass wir helfen konnten«, sagte Boaz. »Und das mit dem Sonnenbrand tut mir leid.«
    Dox reckte den Kopf und blickte in Richtung Kanezaki. »Wo sind wir überhaupt?«
    »Singapur«, sagte Kanezaki. »Auf dem Weg zu einem Privatjet am Flughafen Changi. In fünf Minuten sind wir da.«
    »Fünf Minuten«, sagte Dox. »Gut. Ich muss euch nämlich einen Witz erzählen.«
    »Das musst du wirklich nicht«, sagte ich, weil ich Dox’ Verständnis von Humor nur allzu gut kannte.
    »Lassen Sie hören«, sagte Boaz mit seinem jungenhaften Grinsen.
    »Ich hab mir geschworen, ich würde John den Kabunga- Witz erzählen, wenn ich lebend aus dieser Sache rauskomme, und ich halte mein Wort, selbst wenn ich high von Morphium bin.«
    »Das ist wirklich nicht nötig«, versuchte ich es erneut, aber er legte bereits los.
    »Drei Missionare«, begann er, »werden von einem bösen Eingeborenenstamm im Dschungel gefangengenommen.« Er sah Boaz an. »Oder kennen Sie den schon?«
    Boaz schüttelte den Kopf. »Weiter.«
    »Also, die Eingeborenen fesseln sie und bringen sie zu ihrem Häuptling, der zufällig ein bisschen Englisch spricht. Der Häuptling sagt zu ihnen: ›Wir sind ein wilder Stamm, und wir können euch Missionare nicht leiden. Ihr habt also nur die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten. Tod oder Kabunga. ‹ Dann zeigt er auf den ersten Missionar und sagt: ›Wähle!‹
    Also, der Mann hat keinen Schimmer, was

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