Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
Vom Netzwerk:
Atem, als wäre sie soeben aus der Tiefe aufgetaucht. Rain ließ seinen Kopf neben ihren fallen. Sie hörte ihn murmeln, irgendwas, was sie nicht verstand, und sie lächelte halb im Delirium.
    Er blieb einige Augenblicke so liegen, reglos, bis sein Atem allmählich ruhiger und gleichmäßiger wurde. Dann rollte er sich von ihr herunter auf den Rücken, aber so, dass ihre Körper einander berührten, nicht wie zuvor auf der Couch. Sie lagen da, und Delilah stellte sich vor, sie hätten beide einen Schiffsuntergang überlebt und wären erschöpft an den Strand gespült worden.
    John drehte sich auf die Seite, um sie anzusehen, und legte eine Hand auf ihren Bauch. Schweißtropfen perlten ihm auf der Stirn, und sie wischte sie mit dem Finger weg.
    »Alles okay?«, fragte er.
    Sie lächelte. »Okay?«
    »Ich wollte nicht so … grob sein.«
    Sie lachte. »Ich glaube doch.«
    Er senkte den Blick, und ein wenig Farbe stieg ihm in die Wangen. »Na ja …«
    Sie fand ihn so anziehend in diesem Moment. Das zerwühlte Haar … der Schweiß … die plötzliche Schüchternheit nach einem geradezu dämonischen Liebesakt. »Manchmal bist du ein bisschen grob, John«, sagte sie und zeichnete mit den Fingerspitzen die Konturen seines Gesichts nach. »Das gehört zu dir. Das gehört zu dem, was ich an dir mag.«
    Großer Gott, in der ungeschminkten, benommenen Ehrlichkeit des Augenblicks hätte sie beinahe gesagt: »Was ich an dir liebe.« Sie war schon einige Male kurz davor gewesen, ihre Gefühle in Worte zu fassen, hatte aber stets aus Angst vor seiner Reaktion einen Rückzieher gemacht.
    »Komm, wir gehen in den Whirlpool«, sagte sie.
    Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Ich weiß nicht, ob ich mich bewegen kann.«
    Sie lächelte und stieß ihn gegen die Schulter. »Wenn ich das kann, kannst du das auch.«
    Sie schalteten das Terrassenlicht aus und stiegen langsam ins Wasser, schreckten erst zurück, weil es so heiß war, dann gewöhnten sie sich daran und tauchten schließlich ganz ein. Sie saßen in der fast vollkommenen Dunkelheit, eingehüllt von dem Dampf, der in die kühle Luft aufstieg.
    »Es ist schön hier, nicht?«, sagte Delilah. In dem Dämmerlicht konnte sie seine Augen sehen, aber nicht seinen Gesichtsausdruck erkennen.
    Er antwortete eine Weile nicht. Er sah an ihr vorbei, und als sie ihn schon fragen wollte, was er dachte, sagte er: »Woher kann ich es wissen?«
    »Was wissen?«
    »Wie ich die richtige Entscheidung treffen soll. Das hab ich nämlich noch nie.«
    Sie griff unter Wasser nach seiner Hand. »Ich glaube, vor ein paar Minuten hast du eine gute Entscheidung getroffen. Das ist schon mal ein Anfang.«

19
    DOX WAR INZWISCHEN GEÜBT darin, Geräusche und andere Signale auf dem Boot zu deuten. Welcher Gang und welche Stimme zu wem gehörte. Die Vibrationen des Motors, wenn sie unterwegs waren; Stille, wenn sie in einem Hafen lagen. Das leichte Schaukeln des Bootes, wenn jemand an Bord kam oder ging. Er wusste, dass sie jetzt gerade in einem Hafen waren, irgendwo. Hilger und der blonde Bursche hatten das Boot verlassen. Nur Onkel Fester und der jung aussehende Typ waren noch an Bord.
    Er hörte Schritte auf der Treppe und erriet am Klang, dass es Fester war. Einen Moment später sah er ihn, wie er durch das Türfenster hereinspähte. Dox lächelte ihn an, um ihm zu zeigen, dass er keine Angst hatte, und drehte dann beide Hände nach oben zu einem Gruß mit beiden ausgestreckten Mittelfingern. Er hörte, wie der Schlüssel gedreht wurde, und Fester steckte den Kopf herein.
    »Wie geht’s, wie steht’s, Onkel Fester?«, fragte Dox, mit einem Lächeln, als wäre der Psychopath sein bester Freund.
    »Gut, pendejo, danke der Nachfrage. Ich wollte dir bloß sagen, dass ich bald eine Überraschung für dich habe.«
    »Ach Fester, du musst dir meinetwegen keine Umstände machen. Ich weiß doch, dass du Wichtigeres zu tun hast, wie Rasen mähen, Obst pflücken und so.«
    Fester lief rot an, und Dox durchströmte ein Gefühl von Genugtuung. Er hatte nichts gegen Mexikaner oder sonst wen. Er genoss es einfach, Fester auf die Palme zu bringen.
    Fester beherrschte sich und setzte ein irres Strahlelächeln auf. »Normalerweise würde ich dich dafür fertigmachen. Aber ich glaube, ich warte damit, bis ich wiederkomme. Ich bring die Überraschung dann mit. Du kannst ja schon mal drüber nachdenken.«
    Dox schüttelte den Kopf. »Fester, ich bin enttäuscht von dir. Ich find’s einfach traurig, dass so ein erstklassiger

Weitere Kostenlose Bücher