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Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Titel: Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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wenn Yamaoto in keinem Krankenhaus zu finden war? Was würde das bedeuten? Ein so mächtiger Mann hatte doch bestimmt Ärzte auf der Gehaltsliste, Leute, die eine Schussverletzung verarzteten, ohne die Behörden einzuschalten. Vielleicht machte einer von denen gerade einen Hausbesuch bei ihm. Aber wenn Dox mit seiner Einschätzung recht hatte, dann würde Yamaoto sehr viel mehr brauchen. Ein Operationsteam wahrscheinlich und jede Menge Blut.
    Aber dennoch – was, wenn er überlebte und seinen und Big Lius Leuten erzählte, was im Club passiert war? Bei all dem Misstrauen zwischen den beiden Seiten hätten die Chinesen ihm vielleicht nicht geglaubt. Aber das Einschussloch in seiner Brust wäre bestimmt ziemlich überzeugend. Und was auch immer die Chinesen dachten, Yamaotos Leute würden seine Anweisungen auf jeden Fall ausführen. Wenn er die Chance bekam, sie auf Midori und Koichiro anzusetzen …
    Ich blickte auf das Handy, das ich in Reichweite auf den Rand des Waschtischs gelegt hatte.
    Ruf sie an, dachte ich. Ruf sie jetzt sofort an.
    Nur noch ein kleines Weilchen. Ich kann an ihn rankommen. Ich kann ihn endgültig ausschalten. Ich muss nur wissen, wo er ist.
    Das Handy klingelte. Ich sprang fast aus der Wanne, um den Anruf anzunehmen. Ich sah auf das Display. Tatsu.
    Mein Herz begann zu rasen, und ich klappte das Telefon auf. »Ja?«
    »Du würdest niemals erraten, wo unser Freund ist.«
    »Sag schon.«
    »Genau hier im Jikei-Krankenhaus. Im OP. Meine Leute haben eine Weile gebraucht, um ihn zu finden. Es gibt schließlich ziemlich viele Krankenhäuser in Tokio, und Yamaoto ist unter falschem Namen hier.«
    Ich hielt das Telefon zu fest in der Hand und versuchte, mich zu entspannen. »Wird er durchkommen?«
    »Die Ärzte sind anscheinend ganz optimistisch. Er hat Glück gehabt. Ein Zentimeter weiter, und er wäre nicht mehr zu retten gewesen.«
    »Wie komm ich an ihn ran?«
    »Gar nicht, solange er im OP ist. Und danach kommt er für mindestens vierundzwanzig Stunden auf die Intensivstation, wo er ständig überwacht wird. Du musst warten, bis er auf die Nachsorgestation verlegt wird.«
    »So lange kann ich nicht warten«, sagte ich. Mir war danach, zu schreien, mit der Faust gegen die Wand zu hauen, irgendwas kurz und klein zu schlagen. »Er könnte seine Leute zu Midori schicken.«
    »Das glaube ich nicht. Im Augenblick kämpft er um sein Leben. Mehr macht er nicht. Mehr kann er nicht machen.«
    »Was ist, wenn er von der Intensivstation runter ist? Er hat doch bestimmt Leute zu seinem Schutz da.«
    »Ja, auch jetzt schon, und zwar nicht zu knapp. Aber keine Sorge. Um die werde ich mich kümmern.«
    »Was ist mit Kuro? Was groß ist seine Macht?«
    »Überlass Kuro mir. Konzentrier du dich auf Yamaoto.«
    Ich blickte hin und her, als könnte ich irgendeinen Ausweg entdecken. Schließlich sagte ich: »Verdammt, halt mich ja auf dem Laufenden.«
    »Ich ruf dich sofort an, wenn ich mehr erfahre.«
    Ich klappte das Handy zu und legte es zurück auf den Waschtisch.
    Wieder überlegte ich, ob ich Midori anrufen sollte. Das Problem war, selbst wenn ich sie warnte, würde sie vielleicht nicht auf mich hören. Sie hasste einfach alles an dem Leben, das ich führte, und wollte absolut nichts damit zu tun haben.
    Mir war klar, dass ich mir möglicherweise etwas vormachte, aber ich beschloss, noch ein bisschen länger zu warten.

46
    I CH MACHTE DIE GANZE N ACHT kaum ein Auge zu. Am Morgen absolvierte ich eine Stunde lang ein intensives Krafttraining und Dehnübungen. Ich machte Hindu-Liegestütze, Hindu-Kniebeugen und Hals- und Bauchmuskeltraining. Den Abschluss bildeten zwanzig Klimmzüge am Türrahmen, wobei ich nur an den Fingerspitzen hing, und danach noch hundert Liegestütze auf den Fingerspitzen. Anschließend war ich nicht mehr ganz so nervös wie am Abend zuvor.
    Aber der Rest des Tages war nicht leicht. Ständig dachte ich an Midori und Koichiro, stellte mir vor, wie einfach es wäre, außerhalb ihrer Wohnung in Greenwich Village an sie ranzukommen, im Park oder auf dem Weg zum Einkaufen oder sonst wo.
    Das Whispers war in allen Nachrichten. Gerüchten zufolge gehörte der Club der Yakuza, und man ging zunächst einmal davon aus, dass Verbündete von United Bamboo ihn im Zuge eines Bandenkrieges überfallen hatten. Drei der Toten waren Taiwaner, und einer von ihnen, genannt Big Liu, war eine bekannte Figur des organisierten Verbrechens. Die Polizei vernahm zurzeit die Angestellten des Etablissements. Doch der

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