Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr
vorbei«, sagte ich. »Es ist vorbei, seit du meinen Freund Harry umgebracht hast. Du hast einfach noch nicht die Info gekriegt. So, hier ist sie.«
Ich drückte den Kolben der Spritze runter und schickte das Kaliumchlorid auf den Weg zu seinem Herzen. Dann nahm ich die Kochsalzspritze und wiederholte den Vorgang, was die Dosis noch schneller voranspülte.
Yamaoto beobachtete mich. Sein Lächeln blieb unverändert. Ich warf die zweite Spritze zusammen mit der ersten in die Tüte und blickte auf den EKG-Monitor.
Sekunden später wurden die spitzen Zacken, die das einwandfreie Funktionieren des Herzens anzeigten, durch lange Sinuswellen ersetzt. Das Kaliumchlorid hatte das elektrische System des Muskels zerstört, und er zog sich nicht mehr zusammen.
Ich blickte ihn an. »Wie war das eben?«, fragte ich. »Dass es nicht vorbei ist?«
Aber seine Augen hatten bereits den Fokus verloren. Jetzt drehten sie sich nach oben, und mit ihnen verschwand sein Lächeln. Der Mund erschlaffte, und sein Kopf sank zur Seite.
Ich hörte, wie im Schwesternzimmer ein Alarm losging, das Signal, das einer der Patienten einen Herzstillstand hatte. Ich trat zur Tür und blickte hinaus auf den Korridor. Noch war niemand zu sehen. Ich ging schnell zurück ins Treppenhaus und blieb kurz stehen, um durch einen Türspalt den Korridor zu beobachten. Er blieb leer.
Dann kam eine Krankenschwester angelaufen und sah auf den Monitoren nach, bei welchem Patienten das Problem lag. Sie griff zum Telefon, um ein Ärzteteam zu verständigen, aber es war bereits zu spät. Ganz gleich, wie schnell die Ärzte auch zur Stelle waren, sie würden wissen müssen, dass eine riesige Gegenmitteldosis vonnöten wäre, um die Wirkung der von mir verabreichten gewaltigen Dosis aufzuheben. Und jede Sekunde, die bis dahin verging, brachte Yamaoto mindestens einem irreversiblen Hirnschaden näher, mit größerer Wahrscheinlichkeit aber dem Tod.
Ich ließ die Tür hinter mir zufallen und ging. Yamaoto war erledigt. Aber Kuro war noch da.
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I CH SCHAUTE NOCH EINMAL BEI Tatsu rein. Als er mich sah, hob er erwartungsvoll die Augen.
»Es ist erledigt«, sagte ich und rückte einen Stuhl an sein Bett. Er nahm meine Hand und drückte sie. »Danke«, krächzte er. »Danke.«
»Da ist noch was. Es ist vielleicht nichts dran, aber …«
»Was?«
»Ehe er das Bewusstsein verlor, hat er gesagt, ›Es ist nicht vorbei‹. Vielleicht war das nur ein Bluff, aber … Kuro ist noch immer verschwunden. Und Yamaoto hat ihm im Club erzählt, dass ich hinter allem stecke, was in und seit New York passiert ist.«
»Ich hab doch gesagt, du musst dir wegen Kuro keine Gedanken machen.«
»Wieso nicht?«
»Erstens, weil Yamaotos persönlicher Hass gegen dich nichts anderes war als eben persönlicher Hass. Andere Mitglieder seiner Organisation teilen diesen Hass nicht. Wenn er nicht mehr da ist, um Befehle zu geben, hat keiner irgendein Interesse oder Ansporn, dir zu schaden. Oder deiner Familie.«
Ich nickte, nicht völlig überzeugt. »Gibt es einen zweiten Grund?«
»Ja. Kuro ist mein Informant.«
Ich sah ihn an und spürte, wie sich ein Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitete. »Donnerwetter. Kein Wunder, dass deine Informationen so gut waren.«
»Nach der Sache in Wajima war Kuro gar nicht gut auf mich zu sprechen. Er dachte, Yamaoto würde rausfinden, wo die undichte Stelle ist, und ihn töten. Und nach der Schießerei in seinem Club ist er fast ausgerastet. Aber ich vermute, er hat sich inzwischen wieder beruhigt. Niemand ist in einer besseren Position als er, um Yamaotos Nachfolge anzutreten.«
»Haben seine Kollegen denn keinen Verdacht, dass er hinter dem Ganzen steckt?«
»Möglich. Die Angst davor hat ihn immer davon abgehalten, schon früher gegen Yamaoto vorzugehen, obwohl ich ihm immer dringend dazu geraten habe. Natürlich hatte er Angst vor den Konsequenzen, falls eine Aktion gegen Yamaoto scheitern würde. Aber jetzt haben wir ihn vor vollendete Tatsachen gestellt. Jetzt bleibt ihm nichts anderes übrig, als aggressive Maßnahmen zu ergreifen, um seine Macht zu festigen.«
»Was ist mit den Chinesen?«
»Kuro war immer Yamaotos Verbindungsmann zu den Chinesen. Wenn er denen nicht verrät, dass du hinter dieser Sache steckst, wüsste ich nicht, wie sie es erfahren sollten. Und selbst wenn er es ihnen erzählt, würden sie ihm glauben? Wahrscheinlich denken sie eher, er hätte dich als Bösewicht erfunden, um davon abzulenken, dass die Yakuza für das
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