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Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Titel: Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Tür. Auf dem Weg nach draußen bedankten sich noch einige Gäste mehr bei Midori. Der Bassist und der Drummer umarmten sie. Der Barkeeper winkte, und der Türsteher verabschiedete sie mit einem Kuss auf beide Wangen. Sie war offensichtlich beliebt und fühlte sich wohl hier. Es war ihre Welt.
    Sie gingen zu der Bar hinüber, die Midori vorgeschlagen hatte. Delilah kontrollierte auf dem Weg dahin unauffällig die Umgebung. Sie bemerkte, dass Midori das nicht tat.
    Das Lokal war nett – eine gemütliche Bar, wie Midori gesagt hatte –, alt und dunkel, mit Sofas und anderen Polstermöbeln, die auf einem weißen Fliesenboden zu Sitzgruppen angeordnet waren. Das Stimmengemurmel und die Musik waren angenehm ausgewogen. Hier konnte man sich unterhalten, ohne schreien zu müssen.
    Sie entschieden sich für einen Ecktisch. Delilah nahm an einem Ende einer Couch Platz, mit dem Rücken zur Wand, Midori auf einem Sessel daneben, mit dem Rücken zum Fenster. Delilah hielt einen Moment inne, um zu lauschen, und sagte dann: »Guter Song. Oystein Sevag. Ein Freund in Oslo hat mir von ihm vorgeschwärmt.«
    »Dann mögen Sie also nicht nur Jazz?«
    Delilah lächelte. »Oh, nein. Ich mag alles.« Sie nahm die Getränkekarte. »Und? Was hätten Sie gern?«
    »Ach, ich weiß nicht. Eigentlich nur ein Glas Wein.«
    »Sollen wir fragen, ob sie einen Beaujolais haben? Es gibt dieses Jahr ein paar richtig gute.«
    »Das klingt vielversprechend.«
    Delilah blickte auf die Getränkekarte und sah zu ihrer Freude, dass sie den Domaine Dupeuple hatten, den sie für einen der besten hielt. Als die Kellnerin kam, bestellte Delilah eine Flasche. Midori hatte zwar nur von einem Glas gesprochen, aber sie erhob keinen Einwand.
    »Wie gefällt Ihnen New York?«, fragte Delilah. »Auf Ihrer Webseite steht, dass Sie aus Tokio stammen.«
    »Ich liebe die Stadt. Ich hab früher schon mal hier gelebt, und sie ist für mich zur zweiten Heimat geworden.«
    »Was hat Sie wieder hergeführt?«
    »Überwiegend berufliche Gründe.« Die Antwort kam reibungslos, aber Delilah meinte, dass sich Midoris Gesicht für den Bruchteil einer Sekunde verdunkelt hatte, als sie an die Umstände ihres Umzugs denken musste. Interessant.
    Die Kellnerin brachte den Wein und ging wieder. Delilah nahm ihr Glas. »Cheers«, sagte sie. »Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen.«
    »Ebenso«, sagte Midori. Sie stießen an und tranken.
    Delilah ließ sich Zeit. Das Geheimnis der Verführung liegt in Wahrheit nicht in der Anziehungskraft, die die verführende Person auf die Zielperson ausübt. Es liegt eher darin, dass die verführende Person ein gewisses Selbstwertgefühl bei der Zielperson auslöst.
    Daher stellte Delilah während des ersten und dann des zweiten Glases Wein vor allem Fragen zu Midoris musikalischem Werdegang. Delilah war schließlich ein Fan, und daher war ihre Neugier nur verständlich. Wo haben Sie Klavier spielen gelernt? Welche berufliche Verbindung besteht zu New York? Was hat Sie an Jazz fasziniert? Wer hat Sie beeinflusst? Was ist das für ein Gefühl, einen Song zu komponieren?
    Anders als die meisten Männer ließ Midori sich nicht völlig durch Delilahs Interesse blenden. Sie stellte selbst auch etliche Fragen. Aber Delilah gelang es stets, das Gespräch zurück auf Midori zu lenken.
    Als sie den Rest in der Flasche verteilt hatten, blickte Delilah auf Midoris Hand, als wäre ihr eben erst aufgefallen, dass sie keinen Ring trug. »Sind Sie nicht verheiratet?«, fragte sie.
    Midori schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Tut mir leid. Aber sie hatten erwähnt, dass Sie ein Kind haben, daher …«
    »Es muss Ihnen nicht leidtun. Der Vater lebt in Japan.«
    Für Delilah hörte sich die Antwort wie einstudiert an, absichtlich so vage formuliert, um weiteres Nachfragen abzublocken, ohne Unbehagen auszulösen.
    »Das muss schwer sein«, sagte Delilah.
    »Nein. Ehrlich gesagt, ist es so am besten.«
    Midori beließ es dabei, und Delilah begriff, dass Midori, obwohl ihr der Wein und Delilahs offensichtliches Interesse zu Kopf gestiegen waren, nicht darüber reden wollte.
    Andere die Taktik. Biete ihr auch was Persönliches von dir.
    »Meine Mutter hat mich allein großgezogen«, sagte Delilah und improvisierte jetzt. »Als ich klein war, weigerte sie sich strikt, über meinen Vater zu sprechen.«
    Midori beugte sich ein wenig vor. »Wieso?«
    »Tja, das hab ich erst sehr viel später erfahren. Mein Vater hat sie verlassen, als sie mit mir schwanger war. Wegen einer

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