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Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Titel: Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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lodernden Augen.
    »In den Hals, hab ich gesagt!«, brüllte ich und zog die HK heraus.
    »Ich geb hier mein Bestes!«, hörte ich Dox irgendwo rechts von mir schreien.
    »Ugoku na! Samonaito utsuzo!«, brüllte ich auf Japanisch. Keine Bewegung oder ich schieße! Ich hoffte, die Drohung würde ihn einen Augenblick bremsen. Wenn ich ihn wirklich erschießen müsste, wäre alles ruiniert. Aber wenn ich es nicht tat, würde er mich zerbrechen wie ein Streichholz.
    Plötzlich kam mir ein Gedanke: Der Sumo hatten uns Englisch sprechen hören, und jetzt Japanisch. Es wäre schlecht, wenn er sich daran erinnern würde. Aber vielleicht konnte ich ihn verwirren.
    »Wau ai ni!«, schrie ich, ungefähr die einzigen Brocken Chinesisch, die ich konnte. »Wau ai ni! Ni ai wau ma?«
    Meine Brüllerei machte den Sumo nur noch wütender. Er stützte sich mit einer Hand am Boden ab, wie ein Linebacker im Dreipunktstand. Sein Atem war laut wie bei einer Lokomotive. Eine verrückte Sekunde lang fragte ich mich: Kamt der Kerl vielleicht Chinesisch?
    Ich täuschte links an, dann rechts, dachte, Mensch, wann wirkt das Scheißzeug denn endlich …
    Der Sumo beobachtete mich mit zornigen Augen. Dann schüttelte er den Kopf, als wollte er ihn klar bekommen. Ich wisperte lautlose Dankesworte.
    Der Sumo machte einen wackeligen Schritt auf mich zu, dann noch einen. Ich schob mich im Bogen näher an die Brandung heran. Über dem Wasser war weniger Licht, dort würde er meine Silhouette schwerer ausmachen können.
    Er kam immer näher, aber er lief jetzt auf Autopilot, die Arme vor sich ausgestreckt wie ein Schlafwandler. Ich wich ein Stück zur Seite aus und beobachtete ihn. Er machte zwei Schritte. Drei. Noch einen.
    Ach, Scheiße, er würde es bis ins Wasser schaffen.
    »Oil Kochi da! Kochi da!«, brüllte ich. »He! Hierher! Hierher!« Dann wieder etwas auf Chinesisch, um ihn durcheinanderzubringen. »Wau ai ni! Wau ai ni! «
    Er war jetzt am Rand des Wassers. Ich brüllte erneut.
    Er drehte sich langsam zu mir um. Ich stieß einen erleichterten Seufzer aus.
    Er schwankte einen Moment, erst zum Strand hin, dann zum Wasser.
    Dox stellte sich neben mich und brachte das Gewehr in Anschlag. Wir sahen mit stummer Faszination zu.
    Strand, Meer.
    Ich merkte, dass Dox und ich uns nach hinten lehnten, als wollten wir ihn durch Körpersprache beeinflussen. Dox flüsterte: »Komm schon, komm schon …«
    Der Sumo kippte nach vorn und krachte mit einem Platscher ins Wasser, der eine gewaltige Fontäne aufspritzen ließ. »Nein, nicht schon wieder«, sagte Dox, und wir hechteten zu ihm.
    Für seine gewaltige Masse schwamm der Sumo ziemlich gut. Wir fassten ihn am Revers seines Mantels und schafften es irgendwie, ihn auf den Rücken zu drehen und auf den schlammigen Strand zu ziehen, wo er mit dem Gesicht aus dem Wasser war.
    Wir entfernten uns ein paar Schritte von ihm und blieben stehen, um Luft zu schnappen. Nach einem Moment begann Dox zu lachen. »Mann, so was Verrücktes hab ich echt noch nicht erlebt«, sagte er.
    Ich musste auch lachen. Ja, das war knapp gewesen.
    »He, Mann«, sagte er, »wieso hast du ihn eigentlich auf Chinesisch angebrüllt?«
    »Damit sie nicht erzählen, ihre Angreifer hätten Englisch und Japanisch gesprochen. Yamaoto kommt sonst noch auf den Trichter, dass ich dahinterstecke. Reine Verschleierungstaktik.«
    »Ja schön, aber ›Ich liebe dich‹? Kein Wunder, dass er dich allemachen will!«
    Wir lachten wieder. »Mehr kann ich nicht auf Chinesisch«, sagte ich.
    »Schön, es ist ein nützlicher Satz, meiner Erfahrung nach. Irgendwann musst du mir erzählen, wie es dazu kam, dass du das gelernt hast.«
    »Versprochen«, sagte ich, noch immer außer Atem. »So, jetzt …«
    Die Erde bebte unter uns. Ich blickte auf und sah den zweiten Sumo am Wasser entlang auf uns zustürmen wie eine Dampflok.
    Dox riss das Gewehr von seiner Schulter. Alles schien sich wie in Zeitlupe zu bewegen.
    Ich schrie: »In den Hals, um Himmels willen!«
    Dox ließ sich auf ein Knie fallen und legte an. Doch die Zeit reichte nicht. Der Sumo krachte in ihn hinein wie eine Kanonenkugel, und der Bolzen rutschte über den Schlamm, ohne dass die kleine Sprengladung losging. Dox flog durch die Luft und schlug mit voller Wucht auf. Der Sumo drehte sich zu ihm um.
    Ohne nachzudenken, nahm ich zwei Schritte Anlauf und sprang dem Sumo auf den Rücken. Ich setzte den Hadaka-Jime an, den Sleeper Hold, den ich in meinen vielen Judo-Jahren schon tausendmal im

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