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Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Titel: Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Tokioter Kodokan angewandt hatte. Richtig platziert, schneidet der Würgegriff die Blutzufuhr zum Gehirn ab, was binnen Sekunden zur Bewusstlosigkeit führt. Aber bei einem Mann, dessen Hals den Umfang eines Telefonmastes hatte, war die richtige Platzierung reines Wunschdenken. Ich merkte gleich, dass der Griff den Sumo nicht außer Gefecht setzen würde. Er machte ihn höchstens noch wütender. Er fauchte und griff nach hinten, um mich zu packen, aber ich entzog mich seinen verzweifelten Versuchen. Dann begann er, sich im Kreis zu drehen, um mich wegzuschleudern. Ich klammerte mich mit aller Kraft an ihm fest. Er wurde immer schneller und stieß meine Arme brutal nach oben. Sein Hals und Kopf waren glitschig vom Schlamm, ich verlor den Halt und flog von ihm weg. Ich landete auf der Erde und rollte mich weg, vor allem aus Furcht, er würde sich mit seinem massigen Körper auf mich stürzen.
    Er blieb einen Moment lang stehen, blickte nach links und rechts, und ich begriff, dass er mich im Dunkeln, vielleicht auch, weil er noch groggy von dem Betäubungsmittel war, aus den Augen verloren hatte. Plötzlich sah ich das gelbe Endstück des Bolzens, den Dox abgefeuert hatte, aus dem Schlamm ragen. Langsam schob ich mich darauf zu.
    Dox stöhnte, und der Sumo wirbelte herum in Richtung des Geräusches. Ich schnappte mir den Bolzen und stand auf. Dox stöhnte erneut. Der Sumo knurrte wütend und stakste auf ihn zu. Ich sah, dass er nur noch wenige Schritte entfernt war. Ich lief los und betete, dass er mich nicht hören würde, weil er so darauf konzentriert war, Dox zu finden.
    In letzter Sekunde bemerkte er mich, aber da war es zu spät. Als er sich umdrehen wollte, sprang ich ihm auf den Rücken und wandte wieder einen Hadaka-Jime an – mit dem entscheidenden Unterschied, dass ich diesmal nicht eine Hand gegen seinen Hinterkopf stützte, sondern ihm den Bolzen seitlich in den Hals rammte. Die Ladung ging mit einem Plopp und einem Blitz los. Er heulte auf und versuchte wieder, mich wegzuschleudern. Doch ehe er eine Drehung vollziehen konnte, sank er bereits auf ein Knie, dann auf das andere. Ich merkte, wie das Betäubungsmittel wirkte, und lockerte ein wenig die Umklammerung an seinem Hals.
    Er fiel auf alle viere. Ich stieg vorsichtig von ihm runter und trat zurück.
    Auf einmal richtete er sich auf und machte Anstalten, wieder aufzustehen. Ich dachte: Das kann doch wohl nicht dein verdammter Ernst sein. Ich zog die HK und zielte.
    Der Sumo taumelte, fiel dann auf die Seite und blieb reglos liegen.
    Ich lief zu Dox. Die Nachtsichtbrille war ihm beim Aufprall vom Gesicht geflogen. »Alles klar?«, fragte ich und hockte mich neben ihn.
    »Meine Fresse«, ächzte er und wälzte sich von einer Seite auf die andere. »Meine Fresse.« Dann ließ er eine bewundernswert einfallsreiche Serie von Flüchen folgen.
    »Na, auf jeden Fall bewegst du dich noch«, sagte ich. »Da kann es ja nicht so schlimm sein.«
    Er setzte sich mit einem lauten Stöhnen auf. »Der Mistkerl hat mir die Puste aus dem Leib gejagt.«
    Ich half ihm auf die Beine. Wir suchten seine Brille, und er setzte sie wieder auf. Der Sumo war k. o.
    »Ja, zum Glück ist er vorhin nicht erstickt«, sagte Dox, während er sich die Rippen rieb. »Das wäre echt tragisch gewesen.«
    »Ich dachte, du wärst ein Scharfschütze! Herrgott, dem einen schießt du in den Bauch, den anderen Bolzen in den Schlamm!«
    »He, du Großkotz, wann hast du zuletzt versucht, einen vier Zentner schweren, stinkwütenden Primaten zur Strecke zu bringen, der wie ein wild gewordener Büffel auf dich zudonnert?«
    »Vor knapp zehn Sekunden!«
    »Ja, klar, wenn du nicht die ganze Zeit mit Tanzen beschäftigt gewesen wärst, hättest du vielleicht mitgekriegt, dass ich kaum Zeit hatte, das verfluchte Gewehr in Anschlag zu bringen, geschweige denn zu zielen!«
    Wir starrten einander wütend an. Dann prustete Dox los. Ich auch, und dann schüttelten wir uns ein paar Sekunden so heftig vor Lachen, dass wir nicht sprechen konnten.
    »Verrat mir eines«, sagte Dox und schob seine Brille hoch, um sich die Augen zu wischen. »Ich hab das ohne die Brille nicht genau erkennen können, aber bist du dem Berg von einem Mann echt auf den Rücken gesprungen oder was?«
    Ich lachte noch immer. »Ja, bin ich. Ich bin einfach …«
    Er schlug sich klatschend auf den Schenkel. »Scheiße, Partner, das war echt das Blödeste, was ich je im Leben einen Mann hab machen sehen, das kannst du mir glauben. Ich meine,

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