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Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Titel: Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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wenn der Bursche clever gewesen wäre, hätte er sich bloß auf den Rücken fallen lassen, und ich würde dich jetzt mit einem Spatel vom Strand kratzen.«
    »Ich hätte besser nicht versuchen sollen, ihm die Luft abzudrücken.«
    »Das kannst du laut sagen. Du hättest einfach an ihm hochklettern, seinen Kopf packen und nach hinten drehen sollen. Ein kleiner Kerl hat das mal mit mir gemacht, und ich kann froh sein, dass ich noch da bin, um es dir zu erzählen.«
    Wir lachten wieder. Als wir uns beruhigt hatten, sagte Dox. »Danke, Mann. Das vergess ich dir nicht.«
    »Vergessen? Ich fürchte, du wirst mich immer wieder dran erinnern.«
    »Oha, darauf kannst du Gift nehmen.«
    »Okay, komm jetzt, ehe sie wieder aufwachen.«
    »Partner, wenn sie auch nur mit der Wimper zucken, baller ich das ganze Magazin meiner HK in die beiden, lade nach und baller auch das zweite leer.«
    »Ich weiß. Also machen wir, dass wir hier wegkommen. Kannst du die Taschen tragen?«
    »Klar, mir tut zwar alles weh, aber ich glaub, es ist nichts gebrochen.«
    Während Dox die Taschen in den Van lud, entfernte ich den Sender vom Cadillac. Dann ging ich noch einmal zu den Chinesen. Sie lagen alle mit dem Gesicht nach unten. Ich drehte sie auf den Rücken und schoss jedem von ihnen in den Oberkörper. Es sollte so aussehen, als hätten die Sumos ganz plötzlich das Feuer eröffnet und ihnen dann sicherheitshalber noch die Kopfschüsse verpasst, mit denen ich angefangen hatte.
    Ich sah auch noch bei den Sumos nach. Sie atmeten beide. Mit einem leicht mulmigen Gefühl drückte ich jedem von ihnen die HK in die Hand und feuerte ein paar Schüsse ins Wasser. Ich war vermutlich gründlicher als notwendig, aber sie sollten Pulverreste an den Händen haben. Die Betäubungsbolzen ragten ihnen noch aus Hals und Bauch. Ich zog sie heraus und steckte sie ein.
    Dox wartete im Van mit laufendem Motor. Ich setzte mich ans Steuer, und wir fuhren los.
    Während der Fahrt warf Dox einen Blick in die Sporttasche. »Scheiße, Partner, ich werd’s jetzt nicht zählen, aber hier drin ist verdammt viel Kohle.«
    »Gut«, sagte ich lächelnd. Ich wollte, dass die Sache sich richtig für ihn auszahlte. Er hatte es verdient.
    Wir suchten uns einen verlassenen Strandabschnitt, parkten und wateten ins Wasser. Dann schütteten wir die Umhängetaschen nacheinander aus, und im Nu standen wir inmitten einer kleinen Sandbank aus Hunderttausenden von Pillen. Wir schoben sie mit dem Fuß in die Wellen, damit sie richtig vom Salzwasser bedeckt waren und sich auch ganz sicher auflösten. »Die Fische hier werden ’nen richtigen Kick kriegen«, sagte Dox, als wir fertig waren.
    Wir fuhren zurück zum Gasthof. Ich wollte nicht bleiben, aber wenn ich mitten in der Nacht abgereist wäre, hätte das verdächtig ausgesehen.
    Ich parkte an derselben Stelle wie zuvor und stellte den Motor aus. Wir verstauten die Brillen und das Betäubungsgewehr, hielten aber die HK-Pistolen griffbereit.
    »Meinst du, die Jungs kommen nochmal hierher?«, fragte Dox.
    Ich überlegte. »Wäre möglich, und wenn es nur ist, um ihr Gepäck zu holen und ihr neues Leben als Flüchtlinge anzutreten. Aber sie haben nichts in der Hand, was sie auf unsere Spur bringen könnte. Unsere Gesichter können sie im Dunkeln unmöglich gesehen haben, und im Gasthof sind wir uns nicht über den Weg gelaufen.«
    Wir schwiegen einen Moment. Dox sagte: »Aber der Motor ist noch warm. Tickt ein bisschen, hörst du?«
    Ich nickte. »Guter Einwand. Also schön, warten wir, bis er sich abgekühlt hat. Wir sollten es lieber mitkriegen, falls sie zurückkommen und es merken.«
    Er tätschelte die HK. »Und wir sollten wach und bewaffnet sein.«
    Wir blieben gut eine Stunde schweigend im Dunklen sitzen. Ich war müde, und ich wusste, Dox auch. Nach dem Adrenalinrausch beim Kampf erfolgt stets eine heftige parasympathische Reaktion, und der Körper verlangt so dringend nach Ruhe, dass er in eine Art Starre fällt. Deshalb wusste Napoleon, dass es keinen besseren Zeitpunkt für einen Gegenangriff gab als gleich nach der Schlacht, wenn die andere Seite noch ganz benommen vom Sieg war.
    Allmählich ließ das Ticken des Motors nach und hörte dann ganz auf. Auch von der Motorhaube stiegen keine Dampfwölkchen mehr auf.
    »Also, ich geh dann mal besser rein«, sagte ich. »Das Personal steht bald auf, und ich will nicht gesehen werden. Tut mir leid, dass du nochmal im Van übernachten musst.«
    Er tätschelte die Sporttasche und grinste.

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