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Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Titel: Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Bescheid. Hast du Fotos von Big Liu? Ich will wissen, wie er aussieht.«
    Tatsu drückte den Rufknopf an seinem Bett. Der Bodyguard kam herein.
    »Ich brauche jetzt die Akte, bitte«, sagte Tatsu zu ihm.
    Der Mann reichte Tatsu wortlos einen großen Briefumschlag und kehrte auf seinen Posten zurück.
    »Auf die Art kriegst du also die ganze Arbeit erledigt, während du das Bett hüten musst«, sagte ich.
    Er lächelte und gab mir den Umschlag. Ich öffnete ihn und nahm eine Mappe heraus. Darin lagen mehrere Polizei- und Überwachungsfotos von einem dicken, aber dennoch gefährlich aussehenden Chinesen mit graumeliertem Haar und pockennarbiger Haut.
    »Ganz schöner Brocken für einen Chinesen«, bemerkte ich.
    »Deshalb wird er ja auch Big Liu genannt«, sagte Tatsu wieder, mit dem für ihn typischen Tonfall unendlicher Geduld.
    »Wie ich sehe, ist Yamaoto auch dabei. Und wer ist der Bursche da?«
    »Das ist Kuro. Ich hab gedacht, eine Akte über die Hauptakteure wäre hilfreich.«
    »Danke. Ist es auch.«
    Er nickte. »Du hast nicht viel Zeit.«
    Ich betrachtete ihn, schwach und eingesunken in dem Krankenhausbett, Schläuche in Armen und Nase. Da begriff ich, dass er nicht Yamaotos Treffen meinte.
    »Bist du … kann ich irgendwas für dich tun?«, fragte ich.
    Er sah mich an, und seine Augen glühten lebendig in dem bleichen Gesicht.
    »Erledige Yamaoto«, sagte er.

27
    D ELILAH WAR AUF DEM N ACHHAUSEWEG von einem morgendlichen Fitnesstraining in ihrem Viertel Marais, als ihr Handy klingelte. Sie blieb stehen und kramte in ihrer Tasche nach dem Gerät.
    Fußgänger mit frischem Brot, Blumen und Tüten voller Obst vom Markt auf der Rue de Bretagne manövrierten auf dem schmalen Bürgersteig an ihr vorbei. Sie ignorierte sie und blickte auf das Handy. Im Display stand privat.
    Nach den zwei Stunden Yoga und Pilates hatte sie sich wunderbar entspannt gefühlt, doch jetzt schlug ihr Herz auf einmal schneller. Sie drückte den Empfangsknopf und sagte: »Allô! «
    »Hi. Ich bin’s. John.«
    Diesmal also hi, dachte sie. Normalerweise sagt er hey. Sie war nicht sicher, was das zu bedeuten hatte.
    »Hey«, sagte sie.
    »Wie geht’s dir?«
    »Gut. Ich hätte nicht gedacht, nochmal von dir zu hören.« Es gefiel ihr, wie sich das anhörte. Ruhig, nicht vorwurfsvoll. Eine reine Feststellung.
    »Wieso denn das?«
    »Bei unserem letzten Gespräch hat es sich so angehört, als hätte dich das, weshalb du nach New York wolltest, ziemlich beschäftigt. Und dann wolltest du nach Tokio, und ich hab einfach gedacht … ich dachte, das war’s mit uns.«
    Gut, das war echt gut. Sei kühl, aber verschließe dich nicht. Gib ihm die Chance, alles zu erklären, ohne den Eindruck zu erwecken, es wäre dir allzu wichtig.
    »Ich bin jetzt in Tokio«, sagte er. »Und ich bin beschäftigt. Aber nicht so, wie du denkst.«
    »Wie denn dann?«
    Eine lange Pause trat ein. Er sagte: »Ich brauche deine Hilfe.«
    Damit hatte sie nun nicht gerechnet. Ehe sie richtig nachdenken konnte, sagte sie: »Weißt du, du verlangst öfter nach meiner Hilfe als nach meiner Gesellschaft.«
    »Da hast du wahrscheinlich recht. Und das tut mir leid. Aber im Augenblick brauche ich beides. Kannst du nach Tokio kommen?«
    »Wieso?«
    »Ich erzähl dir alles, wenn du hier bist. Bitte, Delilah. Ich würde dich nicht darum bitten, wenn es nicht wichtig wäre.«
    Sie wusste, dass sie nein sagen sollte. Aber … da war etwas in seiner Stimme, etwas, das sie noch nie gehört hatte. Und was immer er für ein Problem hatte, er musste schier verzweifelt sein, wenn er sie nach ihrem letzten Gespräch um Hilfe bat.
    Aber weshalb verzweifelt? Das Einzige, was ihr einfiel, war, dass irgendetwas schiefgegangen sein musste, als er Midori besuchte. Aber die Frau war ganz gelassen gewesen, als Delilah mit ihr gesprochen hatte … ja, aber sie war ahnungslos, sie hatte bestimmt nicht mitbekommen, was um sie herum vor sich ging.
    Was konnte passiert sein? War Rain gesehen worden? Und wenn ja, war sein Kind in Gefahr? Wenn das der Fall war …
    Sie spürte, dass sie weich wurde. Es war zum Verrücktwerden. Sie war nicht sicher, was er wollte, aber soweit sie wusste, ging es ihm letztlich um ein Leben mit Midori und dem Kind.
    Dennoch – wenn Midori und dem Kind etwas zustieß, obwohl Delilah es hätte verhindern können, konnte sie ihre eigenen Hoffnungen im Hinblick auf Rain für immer begraben.
    Und ihr wurde noch etwas klar: Wenn sie jetzt zu ihm nach Tokio kam, hätte sie

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