Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr
Nützliches erfuhr, sollte er uns erreichen können.
Dox und ich gingen mit der Golftasche zurück zum Van. Ich fuhr, während er im Fond saß und die Ausrüstung inspizierte.
»Mannomann, das ist wie Weihnachten«, sagte er.
»Was hast du gekriegt?«
»Die M40A3, die ich mir gewünscht hab, plus ein AN/ PVS-10-Tag- und Nachtvisier, Schalldämpfer von Ops Inc. und hundert Schuss M118LR-Munition, Kaliber 7.62. Hoher Spaßfaktor für mich und hoher Risikofaktor für die bösen Buben.«
»Gut. Tatsu stellt uns eine Liste mit Zielpersonen zusammen. Müsste bald fertig sein.«
Am selben Nachmittag rief Tatsu mich an, und ich fuhr zu ihm ins Krankenhaus. Der Bodyguard ließ mich hinein. Tatsu war allein.
»Hast du die Liste?«, fragte ich ihn.
»Ja. Aber ich glaube, du wirst bis Samstag warten wollen.«
Mein Gott, wie schwach er sich anhörte. Ich hätte ihn beinahe gefragt, wie es ihm ging, aber das hätte ihn nur geärgert. Außerdem kannte ich die Antwort ja.
»Was ist los?«, fragte ich.
»Die Sumos haben sich Yamaoto gestellt, und er hat sie getötet.«
»Scheiße.«
»Nein«, sagte er, mit leiser heiserer Stimme, »das ist gut. Ein Mann namens Big Liu, der Kopf von United Bamboo, kommt am Samstag nach Tokio, um sich mit Yamaoto zu treffen und die Sache endgültig zu klären. Liu wohnt im Grand Hyatt in Roppongi Hills. Das Treffen findet in einem Club namens Whispers statt, in Minami Aoyama. Der Besitzer des Clubs heißt Kuromachi, genannt Kuro, sozusagen die rechte Hand von Yamaoto, soweit man das bei ihm überhaupt sagen kann.«
»Hast du das von dem Informanten erfahren?«, fragte ich.
Er nickte.
»Wenn du so einen prima Insider an der Hand hast, wieso hast du ihn nicht schon vorher benutzt, um Yamaoto eine Falle zu stellen?«
»Erstens konnte ich mich nicht an dich wenden. Zweitens hat der Informant mehr Angst vor Yamaoto als vor mir. In solchen Dingen besteht immer ein empfindliches Gleichgewicht. Wenn ich zu viel Druck mache, könnte ich ihn ganz verlieren. Und im Augenblick mache ich schon sehr viel Druck.«
»Du meinst, wenn wir vor dem Treffen gegen die Yakuza vorgehen …«
»… könnte es sein, dass das Treffen abgesagt wird. Damit würden wir eine der seltenen Gelegenheiten verspielen, Yamaoto direkt auszuschalten.«
Ich überlegte einen Moment. »Was weißt du über diesen Club? Komm ich da an Yamaoto ran?«
»Keine Ahnung. Ich kenne den Grundriss des Gebäudes nicht, und mein Informant fängt an, sich zu zieren. Er hat den Verdacht, dass ich seine Informationen über die Lieferung in Wajima benutzt habe, um den Überfall auf die Chinesen und die Sumos zu arrangieren. Yamaoto glaubt, die Sache geht auf das Konto von jemandem aus seinen Reihen, und er will den Verantwortlichen finden. Der Informant hat Angst. Ich weiß nicht, wie viel ich noch aus ihm rauskriege über das Treffen.«
Ich dachte nach. Wir könnten Dox irgendwo auf einem Dach oder vielleicht im Van postieren. Vielleicht könnten wir Yamaoto mit der M40A3 erledigen, wenn er von seinem Wagen in den Club ging oder wenn er herauskam.
Aber darauf konnten wir uns nicht verlassen. Wenn Yamaoto inzwischen so paranoid war, wie Tatsu behauptete, würde der Wagen bestimmt direkt vor dem Eingang halten, und dann wäre die Zeit, die Yamaoto ungeschützt war, für Dox zu knapp, um einen sicheren Schuss hinzukriegen – falls er überhaupt Gelegenheit dazu bekam. Wir könnten es natürlich versuchen, aber wenn die Sache schiefging, brauchten wir einen Weg hinein.
»Kannst du mir einen Gebäudeplan von dem Club beschaffen?«, fragte ich. »Ich nehme an, der wird irgendwo abgelegt sein. Im Amt für öffentliche Sicherheit, bei der Feuerwehr, Gott weiß wo.«
»Klar.«
»Wie sieht’s aus mit der Stromversorgung? Hast du Leute an der Hand, die für das Viertel, in dem der Club liegt, im richtigen Moment den Strom abschalten können?«
»Ja.«
Es war ein guter Anfang. Aber der Gebäudeplan allein würde nicht ausreichen, das war mir klar. Er konnte uns nicht verraten, wo die Hauptakteure saßen, ob Bodyguards in der Nähe waren und die tausend anderen Dinge, die wir im Voraus wissen mussten. Für all das brauchten wir einen Mann im Club selbst.
»Erzähl mir alles, was du über den Club weißt«, sagte ich. »Ich vermute, es ist ein Nobelschuppen.«
»Allerdings. Wie du weißt, liegen die meisten richtig edlen Clubs in Ginza und Akasaka, wo die Hostessen junge Japanerinnen sind, die für Geld nicht zu haben
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