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Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Titel: Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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WAS Delilah im Club für Erfolge hatte, war ich zugleich erfreut und besorgt. Erfreut, dass der Zufall ihr eine Position beschert hatte, wo sie genau über Yamaotos Position berichten konnte. Besorgt, dass sie ihm näher war als wünschenswert. Jetzt konnte sie nicht mehr so frei agieren. Natürlich, sie konnte sich entschuldigen, um zur Toilette zu gehen. Aber was, wenn sie durch irgendwas auf dem Weg dorthin aufgehalten wurde? Oder wenn Big Liu behauptete, er müsse ebenfalls zum Klo, um ungestört mit ihr reden zu können oder sie zu begrapschen oder was auch immer? Es gab zig Möglichkeiten, wie diese unerwartete Entwicklung uns in Schwierigkeiten bringen konnte.
    Im Grunde hatte sie das bereits, denn Delilah konnte jetzt nicht mehr frei sprechen, um Dox und mich über die Geschehnisse auf dem Laufenden zu halten. Sie hatte es geschickt verstanden, uns mit Informationen zu versorgen, während sie mit den Leuten plauderte, die mit ihr am Tisch saßen, zugegeben, aber diese Kommunikationsform hatte ihre Grenzen.
    Immerhin, sie wusste, wo Yamaoto im Augenblick war, und würde es mir bald sagen können. Unterdessen wollte ich nicht untätig sein.
    »Delilah«, sagte ich, »ich blockiere jetzt den Notausgang des Hauptraums. Wir benutzen den Notausgang im Untergeschoss, wie geplant. Wenn nichts dagegen spricht, räuspere dich.«
    Sie tat es.
    »Okay«, sagte ich. »Ich bin unterwegs. Ich melde mich in ein paar Minuten wieder.«
    Ich nahm eine der Eisenstangen und ging los. Ich trug einen marineblauen Anzug, ein tiefblaues Hemd und eine marineblaue Krawatte. Dunkel, dunkel und dunkel sind für mich zwar nicht der Gipfel eleganter Garderobe, aber das Outfit diente einem doppelten Zweck. Hier draußen würde jeder, der mich sah, in mir einen gepflegten, anständigen Bürger vermuten, der vielleicht gerade irgendwelchen Abfall entsorgte. Meine rechte Seite musste ich natürlich abgewandt halten, sonst könnten die schallgedämpfte HK und das Oberschenkelholster die geplante Wirkung verfehlen, aber das Dämmerlicht würde sein Übriges tun. Ein schwarzes Ninja-Outfit mit passender Sturmmütze hätte einfach keinen so positiven Eindruck vermittelt. Und später im Club, wenn das Licht aus war, wäre ich in dem Outfit noch weit schlechter zu sehen. Die Clarks-Schuhe mit Gummisohlen, die ich anhatte, waren zwar nicht gerade ein Aushängeschild der Londoner Schuhmode, aber in ihnen bewegte ich mich sicher und leise wie in Sportschuhen. Und bequem waren sie obendrein.
    Am Ende der Gasse blieb ich stehen, sah mich um und lauschte. Alles war ruhig. Dann schlich ich zur Rückseite des Gebäudes. Ich steckte ein Ende der Eisenstange in eine Fuge zwischen den Zementplatten, mit denen der Weg gepflastert war, und legte das andere etwa in Hüfthöhe gegen die Seite des Notausgangs, an der keine Scharniere waren. Ich probierte verschiedene Winkel aus, höher und tiefer, links und rechts, bis die Stange Halt hatte, und stieß sie dann immer weiter nach unten, bis sie so fest wie möglich verkeilt war. Ich zog zur Probe daran, aber sie rührte sich nicht. Okay. Ich ging zurück auf meinen Posten.
    »Der Notausgang des Hauptraums ist blockiert«, sagte ich ins Mikro. »Jetzt liegt alles bei dir. Ich warte auf dein Signal. Räuspere dich, wenn du verstanden hast, und ich halte mich in Bereitschaft.«

38
    W ÄHREND D ELILAH BEI B IG L IU , Kuro und Yamaoto am Tisch saß, brachten Kellnerinnen in rascher Folge heiße Tücher, diverse Snacks, die Delilah nicht kannte, und eine Flasche Taittinger-Champagner. Kuro sprach mit der Bedienung auf Japanisch. Delilah tat so, als würde sie das Englisch der Männer nur minimal verstehen.
    »Und«, fragte Big Liu, während eine Kellnerin ihnen Champagner einschenkte, »wie Sie finden Whispers?«
    »Whis … pers?«, fragte Delilah mit einem verwirrten Lächeln. Wenn sie sich Mühe gab, würden sie nicht bloß denken, dass sie kein Englisch konnte, sondern sie noch dazu für ein bisschen beschränkt halten. Es war stets gut, von Leuten unterschätzt zu werden, die man manipulieren wollte.
    »Der Club«, erwiderte Big Liu und deutete mit einem nachsichtigen Lächeln in den Raum.
    »Ah, natürlich! Der Club … sehr schön, ja.«
    Die Kellnerin stellte die Champagnerflasche in einen silbernen Eiskübel auf den Tisch, verbeugte sich und ging. Yamaoto hob sein Glas und sagte: »Zum Wohl. Auf ein gutes Geschäft.«
    Sie alle stießen an und tranken.
    Delilah hörte Rain im Ohr, der ihr sagte, dass die Tür

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