Tokio Vice
anzubieten?«
»Ich bin auch in Roppongi. Wie wär es mit sieben oder acht Uhr?«
»Aber ich weiß ja noch gar nicht, um welche Jobs es geht.«
»Nun, wie wäre es mit einem Club oder so? Einem Nachtclub.«
»Na ja, eigentlich hatte ich an einen Job als Hostess gedacht.«
»Ja, klar. Ein Job als Hostess, kein Problem. Vielleicht können Sie in einer Bar arbeiten. Aber wenn Sie darüber reden wollen, dann kommen Sie her.«
»Ich wüsste erst noch gerne, um was für eine Art Club es sich handelt.«
»Ein Club nur für Gentlemen. Mein Club, ganz in der Nähe, ein echt guter Club. Woher haben Sie eigentlich meine Telefonnummer?«
»Meine Freundin Anna hat mal in einem Ihrer Clubs gearbeitet. Sie hat gesagt, dass ich auch Viktor anrufen soll. Allerdings habe ich kein richtiges Visum, nur ein Touristenvisum. Ist das okay?«
»Kein Problem. Ich kümmere mich um alles. Kein Problem.«
»Ich habe Erfahrung als Begleithostess in Kanada.«
»Auch das können Sie machen.«
»Eigentlich suche ich so einen Job.«
»Wo sind Sie jetzt?«
»In der Nähe vom ›Hotel Ana‹.«
»Kennen Sie das ›Almond Café‹? Können Sie dort hinkommen?«
»Ich habe auch gehört, dass Sie Kreuzfahrten zu den Malediven organisieren. Das käme für mich auch in Frage.«
»Darüber reden wir, wenn wir uns treffen. Ginge es in einer Stunde?«
»Wie schaut es denn mit der Bezahlung aus? Wie viel würde ich bekommen?«
»Für welchen Job?«
»Für den Begleitservice.«
»Wenn Sie gut sind, vielleicht 1,5 Millionen Yen (15 000 Dollar) im Monat.«
»Und was muss ich dafür tun? Nur einen runterholen oder auch Oralsex oder ...?«
»Alles, alles.«
»Bekomme ich das ganze Geld oder geht da für Sie eine Provision ab?«
»Darüber reden wir später.«
»Ich möchte nur wissen, worauf ich mich einlasse.«
»Wenn Sie sehr gut sind, können Sie zwei bis drei Millionen Yen (20 000 bis 30 000 Dollar) im Monat verdienen. Das ist durchaus möglich.«
»Kümmern Sie sich auch um eine Unterkunft?«
»Ich habe da etwas Neues am Laufen. Eine neue Bar.«
»Können Sie mir eine Wohnung besorgen? Ich habe zurzeit nämlich nur eine ganz kleine Bude.«
»Wir können Ihnen eine Wohnung geben.«
»Kann ich ein Visum für Künstler bekommen oder eine Arbeitserlaubnis?«
»Das glaube ich nicht.«
»Das klingt ja alles ganz gut, aber gibt es da wirklich kein Problem, wenn ich mit einem Touristenvisum arbeite?«
»Nein, gar kein Problem.«
»Ist eigentlich Prostitution hier erlaubt?«
(Slick lacht.) »Darüber möchte ich am Telefon nicht reden. Wenn wir uns treffen, können wir alles besprechen. Rufen Sie mich einfach an, wenn Sie im ›Almond Café‹ sind, dann komme ich. Irgendwann in der nächsten Stunde.«
Mein Gesicht war in Roppongi schon ziemlich bekannt, daher gab ich, auch wenn sich Slick wahrscheinlich nicht an mich erinnern würde, vorsichtshalber Matchie, einem Jungreporter, das Band und bat ihn, Slick für den Artikel zu interviewen. Ich war mir sicher, dass das nicht gefährlich für ihn war, doch leider brachte er mir wenig Brauchbares. Deshalb beschloss ich, ihn beim zweiten Interview zu begleiten.
Wir trafen uns im »Club Katy«. Seit seinem Gespräch mit Matchie hatte Slick an seiner Geschichte noch etwas gefeilt. Er wirkte auf seine lockere Art richtig charmant. Ich hatte eine Verkörperung des Bösen erwartet und bekam stattdessen Goebbels.
»Viktor nimmt ihnen nur deshalb die Pässe ab, damit sie ihre Versprechen halten«, begann er.
Sein Englisch war nicht sonderlich gut, aber ich verstand ihn. Als er ins Japanische wechselte, gab er zu, dass er ein- oder zweimal einen Pass von Viktor bekommen und ein paar Tage behalten hatte. Viktor kenne er seit acht Jahren. »Wir sagen den Mädchen immer von Anfang an, dass es um Arbeit in einem Sexclub geht, wenn sie nach Japan kommen. Was Veronika17 betrifft, wir haben auch ihr die Konditionen klar und deutlich genannt, aber sie wollte nicht tun, was sie versprochen hatte. Wir haben sie nie betrogen.«
Er gab zu, dass er und seine Helfershelfer Mädchen über das Internet anwarben – etwa über die Seite www.jobsinjapan.com – oder sie von einem Untergrundnetzwerk nach Japan geliefert bekamen. »Ein Agent in Deutschland bat mich darum, Jobs für Frauen zu suchen, die bereit waren, als Prostituierte zu arbeiten«, sagte er beiläufig.
Anscheinend wollte er gar nicht erst leugnen. Er redete zwar mit mir, sprach mich aber nicht direkt an. Offenbar wollte er Matchie, seinen
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