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Tokio Vice

Titel: Tokio Vice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jake Adelstein
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die Blackmans damit beauftragt hatten, nach Lucie zu suchen. Er erzählte mir, dass die Polizei Mr. Blackman um eine Handschriftprobe seiner Tochter gebeten habe. Offenbar war die Polizei immer noch dabei herausfinden, wer ihr den gefälschten Brief geschickt hatte, um von der richtigen Spur abzulenken, und wollte sichergehen, dass die Unterschrift nicht von Lucie stammte, obwohl Tim es ihnen bereits bestätigt hatte.
    Die Ermittlungen schienen gut voranzukommen. Obara wurde wegen mehrerer Straftaten festgenommen, einschließlich des Totschlags an einer Australierin namens Carita Ridgway im Jahr 1992 und mehrerer Vergewaltigungen. Carita hatte er mit Chloroform betäubt und dann vor laufender Kamera vergewaltigt. Sie war schließlich an Leberversagen gestorben. Ihren Eltern hatte man gesagt, es sei eine Lebensmittelvergiftung gewesen. Wahrscheinlich hatte es keine Autopsie gegeben – sie wird selten angeordnet, selbst wenn Japaner unter mysteriösen Umständen sterben.
    Die Polizei durchsuchte das Mietshaus in Miura, in das Obara Frauen gebracht hatte, und die nähere Umgebung, fand aber keine Leiche. Zumindest nicht beim ersten Mal.
    Da Obara nicht gestehen wollte, Lucie getötet zu haben, konfrontierte ihn die Polizei mit den Vorwürfen weiterer sexueller Übergriffe und hoffte, dass er irgendwann zusammenbrechen werde. Das tat er allerdings nicht.
    Am 10. November gegen 18 Uhr schickte Obaras Verteidiger eine Erklärung an die Medien. In diesem Schriftstück nannte Obara die Namen der Opfer und verleumdete sie erneut als Prostituierte. Er wiederholte die Aussage, die er bei der Polizei gemacht hatte. Allerdings gab er zu, Lucie getroffen zu haben – offensichtlich wollte er dafür sorgen, dass die Medien über seinen Brief berichteten. Dieser Brief sei das Werk eines Psychopathen ohne Gewissensbisse meinte ein Profiler, mit dem ich darüber sprach. Hier der Anfang:
    »Ich werde eines Verbrechens beschuldigt, weil ich in der Vergangenheit für Sex mit Ausländerinnen aus Hostessenclubs bezahlt und mich gegen Bezahlung mit japanischen Prostituierten getroffen habe. Ich habe für diese sexuellen Spiele – ich nenne sie Unterwerfungsspiele – einen fairen Preis bezahlt.
    Da ich einen angemessenen Preis für die geleisteten Dienste bezahlt habe und diese Frauen mit den sexuellen Spielen einverstanden waren, denke ich nicht, dass ich mich einer Vergewaltigung oder sexuellen Nötigung schuldig gemacht habe.«
    Dann gab er die Initialen aller Klägerinnen an und beschuldigte sie, Prostituierte, Heroinsüchtige und Lügnerinnen zu sein. Die einzige ungewöhnliche Bemerkung betraf die Initialen TM. Obara behauptete, er habe sie vor den Nachstellungen von Issei Sagawa beschützt und niemals bezahlten Sex mit ihr gehabt.
    Issei Sagawa hatte 1981 während eines Auslandsstudiums ein niederländisches Mädchen erschossen und dann Teile ihrer Leiche gegessen. Französische Gerichte hatten ihn für geisteskrank erklärt und an Japan ausgeliefert. Doch er musste keinen einzigen Tag im Gefängnis verbringen. Es war nicht überraschend, dass Obara ihn kannte.
    Außerdem versuchte Obara noch, einige Fragen zu beantworten, die sich viele stellten. Eine von ihnen betraf den gefrorenen Kadaver seines Hundes, den man in einer seiner Kühltruhen gefunden hatte.
    »Ich glaube, dass mein Hund, den ich sehr liebe, wiederbelebt werden kann, sobald die Medizin weit genug fortgeschritten ist. Darum habe ich ihn zusammen mit Rosen und dem Futter, das er so gerne mochte, in die Gefriertruhe gelegt. Die Polizei hat Fotos davon. Die Behauptung des Fernsehens, ich hätte den Hund zerstückelt, ist eine glatte Lüge.«
    Dann erklärte er, warum er menschliche Wachstumshormone in großen Menge besaß.
    Außerdem gab er an, dass er Schlafmittel einnehme, um sein Unterbewusstsein zu beeinflussen und optimale Leistungen zu erbringen. Zudem leide er an Schlaflosigkeit. Bei Sexspielen habe er nie Schlafmittel benutzt.
    Mit dem Zement habe er die Fliesen in der Wohnung befestigt.
Punkt für Punkt bestritt er alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Er bestritt, Akira Takagi zu kennen. Er bestritt, Frauenkleider getragen zu haben und als Voyeur verhaftet worden zu sein.
    Außerdem drohte er, die Medien wegen Verleumdung zu verklagen und anzuzeigen. Zum Schluss erwähnte er noch, dass die Polizei plane, in den nächsten sieben Tagen alle seine Wohnungen und das umliegende Gelände mit mobilen Einsatzkräften und Hubschraubern zu durchsuchen.
    Der Leiter der

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