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Tolle Maenner

Tolle Maenner

Titel: Tolle Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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ihr vorbeilaufen. Es ging ja wohl nicht an, dass er ein Mädchen dazu brachte, sich nach ihm umzudrehen. Ein übler Ausrutscher.
    Manchmal glaubte er schon, es nie zu lernen. Aber als Carole, die Schöne ihn sah und langsam auf ihn zuging, merkte er, dass sie ihn wiedererkannte. Er hatte eine seiner James-Dean-Posen eingenommen – diesmal die trotzig herausfordernde aus Denn sie wissen nicht, was sie tun. Die Vorstellung, dass sie ihn als Pfeife in Erinnerung hatte, war ihm sehr zuwider, und er ärgerte sich, dass er ihr nachgerufen hatte und sie nun wusste, dass er hier arbeitete, aber er war auf Eroberung aus. Vielleicht konnte er aus seinem Patzer am Flughafen, wo er das Bild des Serienkillers so detailgetreu ausgefüllt hatte, wie das ohne genetischen Fingerabdruck möglich war, doch noch Kapital schlagen. Gefährlich wirken, aber doch ehrbar genug sein, um hier zu arbeiten – diese Kombination machte aus ihm einen weitaus akzeptableren Kandidaten. Vielleicht war es ja genau richtig gelaufen.
    Carole musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Das Flugzeug, stimmt’s?«, fragte sie. Er ließ sich nichts anmerken. Konnte es so einfach sein? Nein. Im nächsten Augenblick blinzelte sie und korrigierte sich: »Oh, das Gepäck.«
    Na gut, in diesem Fall war ein guter Angriff wohl die beste Verteidigung. Er rang sich ein Lachen ab. »Genau. Mir war mein Gepäck abhanden gekommen und Ihnen offenbar Ihr Sinn für Humor.« Er ließ den Satz kurz wirken. »Mann, Sie haben mich doch glatt ernst genommen, als ich Ihnen den Verrückten vorgespielt habe«, sagte er und zeigte mit einer Geste über dem Kopf an, um wie viel ihr sein Scherz zu hoch gewesen war.
    Zu seiner Verblüffung errötete sie. »Tut mir Leid. Ich war wahrscheinlich ein wenig verkrampft. Lügen mag ich nicht. Aber... Sie sehen... irgendwie verändert aus.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Vielleicht machen das die Stiefel«, sagte er, und sie schaute auf seine Füße.

    »Sie arbeiten hier?«, fragte Carole. »Das wusste ich ja gar nicht. Haben Sie mir das damals erzählt?«
    Er sah, wie sie sich allmählich entspannte. Sie lächelte. Offenbar war sie zu dem Ergebnis gekommen, dass er doch kein Irrer aus dem Wald war, der nur auf sein nächstes Opfer wartete. Oder dass er, selbst wenn er irr war, wenigstens über eine umfassende Krankenversicherung verfügte. »Ich habe manchmal hier zu tun«, bestätigte Jon wahrheitsgemäß. Endlich einmal brachte es ihm was, als Typ mit Vollzeitjob geoutet zu werden. Er lächelte. Allmählich kam er auf den Trichter. Mann brauchte nur, den Gedanken von Frau zuvorzukommen.
    »Und was machen Sie hier?«, fragte er.
    Carole lächelte. »Das kann ich Ihnen nicht sagen«, erklärte sie.
    Er zuckte mit den Achseln. Durch die Frage hatte er ein paar Punkte verloren, aber das war ihm ziemlich egal. Schließlich hatte er morgen ein Date mit Ruth, am Wochenende eines mit Samantha, und Beth rief auch noch dauernd an. Wenn sie nicht bald damit aufhörte, musste er wohl schon deshalb noch einmal mit ihr schlafen, um seine Telefonleitung freizuhalten. Der Gedanke entlockte ihm beinahe ein Lächeln, aber stattdessen schaute er Carole an. Sie war nicht nur hübsch, sie war auch intelligent. Und sie arbeitete für Micro/Con, so dass sie beide sicherlich einiges gemeinsam hatten. Jon fragte sich, wie es wohl war, mit einer Frau zusammen zu sein, die seine Arbeit verstand und alles, was sie so mit sich brachte. Selbst bei Tracie war das nicht der Fall. Er bedachte Carole mit einem noch breiteren Lächeln. »Können Sie mir sagen, ob Sie essen?«, fragte er.
    »Essen? Natürlich ess ich.«
    »Können Sie mir sagen, ob Sie mit mir essen gehen wollen?«
    Sie lächelte zurück. »Aber natürlich will ich mit Ihnen essen gehen.«
    Und danach wirst du mich küssen und dann wahrscheinlich mit mir schlafen, dachte er hoffnungsfroh. Jon grinste. Das war um einiges interessanter als Parsifal.

    »Und wo?«, fragte sie.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen«, erklärte er, und sie musste lachen. »Wenn ich Ihnen das sagen würde, würden sie mir auf die Spur kommen und mich töten.«
    »Und das wäre natürlich ganz furchtbar«, meinte sie, und er merkte, dass sie mit ihm flirtete. Ach, das Flirten. Er musterte Carole genauer. Sie war witziger als Sam und wahrscheinlich auch witziger als Ruth. Und sie war sehr, sehr schön. Aber nicht ganz so schön, wie er sie in Erinnerung gehabt hatte.
     
    Jon saß mit Ruth, der Bergsteigerin, an einem Ecktisch bei Vito’s.

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