Tolle Maenner
stöhnte. In ihre Neugier mischte sich zunehmend Sorge. Vielleicht...
»Vielleicht laden die sich gerade Rezepte aus dem Internet«, sagte Phil. Er klang unglaublich gereizt – wie immer, wenn man ihn aus dem Schlaf riss. »Jetzt schlaf endlich, du bist doch nicht seine Mutter«, erinnerte er sie. »Dir kann das alles doch egal sein.«
»Na ja... ich hoffe nur, dass mit ihnen alles in Ordnung ist,« erklärte Tracie und setzte sich auf ihre Seite des Betts. Sie stellte sich schon vor, wie Jon endgültig jede Hoffnung aufgab und sich in seinem fast leeren Kleiderschrank erhängte. Oder völlig durchknallte und wie ein sexbesessener Hund über Beth herfiel.
Phil drehte sich wieder um, aber Tracie starrte weiter in die Dunkelheit. Kurz danach hörte sie ihn schnarchen.
Später saß sie im Dunkeln auf dem Sofa und überlegte, was sie als Nächstes tun sollte, als Laura von ihrem Futon aufstand, leise zum Beistelltisch ging und nach dem Telefon griff. »Was machst du da?«, fragte Tracie.
Laura zuckte zusammen und hätte fast geschrien. »Oh mein Gott, Tracie, hast du mich erschreckt! Ich wusste gar nicht, dass du da bist.«
»Sieht so aus«, meinte Tracie. »Wen wolltest du denn anrufen? Doch bestimmt niemanden in Encino?«
»Ich wollte überhaupt nicht telefonieren«, sagte Laura.
»Aber nein«, pflichtete Tracie ihr sarkastisch bei. »Du bist einfach nur mitten in der Nacht mit dem unwiderstehlichen Drang aufgewacht, das Telefon abzustauben.« Tracie kniff die Augen zusammen, obwohl sie Lauras weiße Gestalt in der Dunkelheit kaum erkennen konnte. Hat sie etwa schon die ganze Zeit über mit ihm telefoniert, während ich dachte, sie käme allmählich darüber hinweg?, fragte sich Tracie. »Nachdem auf meiner Rechnung keine Party-Line-Nummern aufgetaucht sind, nehme ich an, dass du dauernd bei Peter anrufst«, sagte sie verbittert.
»Nein, Tracie, ich schwör’s dir, das ist das erste Mal. Ich hatte einfach nur…« Laura setzte sich neben Tracie, nahm eines der Sofakissen und drückte es an sich. Als sie so gemeinsam in ihren Nachthemden in der Dunkelheit saßen, verspürte Tracie plötzlich eine warme Zuneigung zu ihrer Freundin. Laura hatte es wirklich nicht leicht. Wer hatte schon Verständnis für ein mächtiges Weibsstück mit Witz, Verstand, Humor, Esprit und einer Leidenschaft fürs Kochen? Wer wollte mit ihr zusammenleben und sie so lieben, wie sie es verdiente? Nun, Tracie schon, und jeder Mann, der das nicht wollte, verpasste etwas – und nicht nur erstklassiges Essen.
»Ich weiß auch nicht. Erst musste ich mit ansehen, wie Beth sich für ihr Date hergerichtet hat, und dann musstest du los zu Phil, und da kam es mir eben so vor, als hätte jeder jemanden, nur ich nicht. Da musste ich an Peter denken. Ich weiß ja, dass ich nicht mehr an ihn denken sollte«, gestand Laura mit schmerzerfüllter Stimme. »Ich weiß es ja, aber...«
»Ich weiß«, wiederholte Tracie und legte Laura den Arm um die Schultern. »Es ist hart, in einer Welt voller Paare allein zu sein. Ich hoffe, dass du dich bei Phil und mir nicht ausgeschlossen fühlst, das wäre wirklich schlimm.«
»Nein, nein. Du gibst mir nie das Gefühl, das fünfte Rad am Wagen zu sein. Ich finde es ganz großartig, dass du mich hier wohnen lässt.« Sie stockte. »Es war am Ende echt furchtbar in
Sacramento.« Laura gab ein würgendes Geräusch von sich. »Es ist wirklich nicht so, dass ich Peter wieder haben möchte. Aber als ich Phils Schnarchen hörte, da habe ich mich furchtbar einsam gefühlt...« Sie hielt inne, und Tracie sah eine einzelne Träne über Lauras Wange kullern. »Ich wollte einfach meinem eigenen Schnarchsack nahe sein«, sagte Laura und schniefte. »Und jetzt mach mich fertig.«
»Diesmal noch nicht«, sagte Tracie. »Aber mit den Wiederholungen von Quincy ist ab sofort Schluss. Jack tut dir gar nicht gut. Mr. Bill in meiner Videothek erlaubt mir auch nicht, Verliebt in einen Fremden auszuleihen.«
»Ehrlich nicht?«
»Ehrlich nicht. Und das ist gut so. Du musst endlich mal wieder rauskommen – vor meinem Fernseher oder in meiner Küche lernst du niemanden kennen.«
»Da könntest du allerdings Recht haben«, musste Laura eingestehen.
Tracie rieb Lauras Hände. Sie waren ebenso groß und warm und geschickt wie Laura selbst.
»Komm schon«, sagte Tracie, »findest du nicht auch, dass du dich endlich entscheiden solltest, hier in Seattle zu bleiben und dich nach einem Job umzusehen?«
»Bei einem
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