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Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Titel: Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. G. Stoll
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schlug ein weiteres Mal zu.
    Diesmal schrie sie auf.
    »Trocknest du die Walzen noch einmal an deiner Schürze ab, geht die Sache nicht so glimpflich für dich aus, junge Dame.«
    Er deutete auf ihre vom Putzen nasse Kleidung.
    Sie senkte schnell den Kopf zu Boden. Er durfte ihre Erleichterung nicht sehen. Welch ein Glück, so leicht davonzukommen.

7. T ote Hausmädchen
    Nach dem Abendessen saß Kate auf dem Bett und hielt das Buch mit den erbaulichen Sprüchen in der Hand, um endlich weiter darin zu lesen. Die Petroleumleuchte spendete das nötige Licht.
Eine wohlgefällige Tochter gereicht jedem Haus zur Zierde. Stets bemüht, Eltern und Lehrern gehorsam zu sein, ist ihr die Freude des guten Betragens gewiss.
    Kate beobachtete lieber die tanzenden Schatten an der Decke, denn sie boten bessere Unterhaltung.
    »Drei Seiten auswendig. Und das bis morgen«, stöhnte sie.
    Zum Glück ging das Lernen dann doch leichter als befürchtet.
    Nachdem sie zwei Seiten beherrschte und die dritte einigermaßen kannte, klappte sie das Buch zu.
    Nun fing ihr freier Abend an. Was davon übrig war.
    Sie zog ein aus dem Labor besorgtes Blatt Papier hervor und strich es glatt. Im Loch der Matratzenunterseite stocherte sie so lange herum, bis sie den dort versteckten Bleistift zu fassen bekam.
    Gustavs Hang, alles zu kontrollieren, betraf auch die Schreibwerkzeuge. Täglich zählte er sie durch. Kate hatte behauptet, ihr sei einer der Stifte in den Laborausguss gefallen. Das hatte ihr die strenge Ermahnung eingebracht, sorgsamer mit seinen Sachen umzugehen, und einen Tag ohne Abendessen, um den Schaden auszugleichen.
    Mit feinen Strichen begann sie, Mohn, Löwenzahn und Gänseblümchen zu zeichnen. Blumen, die sie von früher kannte. Solange sie sich an Dinge aus ihrer Vergangenheit erinnerte, war ihr, als lebe sie und wäre nicht lebendig in diesem Gemäuer begraben.
    Dann faltete sie das Blatt zusammen und legte es zu den übrigen, die sie im Hohlraum unter einem losen Bodenbrett verbarg. Die kleine Sammlung bestand aus Erinnerungen und Ausgedachtem, wobei das Letztere in erster Linie Zeichnungen selbst entworfener Luftschiffe und lang durchdachter Zahnradantriebe waren.
    Sie entkleidete sich, ging ins Bett und löschte die Lampe. Morgen würde sie Gustav um Petroleum bitten, mit der Begründung, sie habe lange gebraucht, die Aufgabe auswendig zu lernen. Kate versuchte, ihn nicht merken zu lassen, wie leicht ihr einige der von ihm aufgetragenen Dinge fielen. Je weniger er von ihr wusste, desto freier fühlte sie sich.
    Um schneller einzuschlafen, murmelte sie den gelernten Text vor sich hin. Das brachte sie erst zum Kichern und schließlich lachte sie schallend los. Ihr fiel auf, wie sehr Gustav und dieser Archibald, der das Buch verfasst hatte, sich ähnelten. Beide waren völlig humorlos und langweilig.
     
    Am Mittwoch saß Kate im Labor am Schreibpult und tippte in Gustavs Auftrag Seiten aus einem geliehenen Band über neueste Erfindungen ab.
    Obwohl er sie zu vielen Schreibübungen gezwungen hatte, fand er ihre Handschrift nach wie vor zu unleserlich, um längere Passagen davon zu lesen. Sie träumte von dem Schreibautomaten, dessen Funktionsweise sie gerade abschrieb. Angeblich schlugen die Tasten fast von selbst an, sobald man sie berührte. Durch einen mit dünnem Draht verstärkten Schlauch wurde in schneller Folge Luft in ein Röhrensystem eingepresst und angesaugt, was die Druckköpfe förmlich über das Papier fliegen ließ. Kein Vergleich zu dieser Maschine, bei der einige Buchstaben hakten und das K ganz fehlte.
    Sie wollte gerade anfangen, die dadurch entstandenen Textlücken zu ergänzen, als Gustav hereinkam. Kurz und knapp teilte er ihr mit, dass er bis zum morgigen Abend fort sei und erwarte, keine Klagen über sie zu hören.
    Er zählte ihr auf, welche Aufgaben sie für ihn zu erledigen habe, und ermahnte sie, weitere Teile des Sprüchebuchs auswendig zu lernen.
    Sein Verschwinden hatte bestimmt mit dem Anruf von vorhin zu tun. So vernachlässigt das Gebäude wirkte, Gustav hatte vor Kurzem ein hochmodernes Telefon installieren lassen. Immer wenn das Klingeln des Apparates im unteren Flur durch das Haus schallte, brach er bald darauf auf, stets in seine elegantesten Sachen gekleidet.
    Auch heute trug er seinen besten Gehrock. Dazu die schwarzen Schuhe, die ihm das Mädchen polieren musste, bis das Leder glänzte. Statt des gewöhnlichen Ausgehstocks umklammerte er den mit dem silbernen Knauf und diesen blauen Schal

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