Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)
Zukunftspläne erheblich beeinträchtigen.«
»Kate bleibt bei der ganzen Sache aus dem Spiel«, forderte Gustav. »Egal, wie alles endet. Ich benötige sie im Labor, verstehst du?«
»Sicher. Schau mich nicht an, als wärst du wegen meines kleinen Irrtums mit den Pillen weiterhin zornig, mein Guter. Gib mir einen Kuss.«
Bei den nun folgenden Geräuschen zog Kate es vor, sich außer Hörweite zu bringen. Madame und Gustav als Liebespaar. Eine Vorstellung, die ihr den Magen umdrehte.
Die Herrin und dieser Bruce planten also eine üble Geschichte, in der Rufus eine Aufgabe zu erfüllen hatte.
Ein Segen, dass Gustav darauf bestand, sie herauszuhalten.
Fast rührend, wie er der Herrin noch immer die zu starke Giftdosis nachtrug. Ab und zu zeigte der Mann menschliche Züge.
Ach, Unsinn.
Sie zog eine Grimasse. Natürlich ging es ihm ausschließlich um ihre Arbeitskraft.
Auf dem Weg zurück machte sie einen Abstecher in den Nebengang, um den Schatz aufzusuchen. Auch heute öffnete sie die Dose mit den Goldmünzen und wog das pralle Ledersäckchen in der Hand. Wie viele Pfund erhielt sie wohl dafür?
Für ein Flugticket nach Neuanglia reichte das Geld bestimmt. Dort würde sie sich dann nach einer Anstellung umsehen. Gustavs Ausbildung half ihr hoffentlich dabei.
Sie gähnte. Wer mochte der Tote wohl gewesen sein, dessen Überreste sich hier befanden? Ein versteckter Priester, der den Gang kannte? Ein verwundeter Einbrecher, der zufällig auf ihn gestoßen war? Vielleicht sogar der Hausherr, der sich zum Sterben hierher zurückgezogen hatte? Das würde sie wohl nie erfahren. Schließlich machte sie sich auf den Weg zurück in ihr Zimmer. Höchste Zeit zu schlafen.
Als sie endlich im Bett lag, spukten ihr die Gespräche zwischen Madame, Bruce und Gustav im Kopf herum.
Was wohl
Elise mit ihr zu schaffen hatte? Und beim letzten Experiment. Hatte Madame vorgehabt, sie zu töten? Gustavs Reaktion nach zu schließen, hielt er es für möglich.
Sie fühlte sich zu müde, um über diese schwierigen Dinge weiter nachzudenken. Stattdessen malte sie sich aus, ihrem Traumprinzen zu begegnen. Zuneigung auf den ersten Blick würde es sein, wie in der Liebesgeschichte im Buch.
15. Der Jahrmarkt und ander e Überraschungen
Am nächsten Morgen war Madame fort. Kates Leben verlief entspannter, weil Gustav nicht mehr über jeden kleinen Fehler schimpfte, der ihr unterlief. Seltsamerweise zeigte er nach wie vor keine Anstalten, neue Haushaltshilfen einzustellen. Er musste der Köchin einen Ausgleich angeboten haben, denn die Frau ließ sich keinerlei Unmut über die Mehrbelastung anmerken.
Die Tage bis zum geplanten Jahrmarktbesuch zogen sich hin, doch endlich kam der Samstagmorgen und Kate war allein im Haus. Zuerst erledigte sie die aufgetragenen Arbeiten und holte sich im Anschluss das Laken, um vor dem Dreck in der Kanalisation geschützt zu sein. Der Aufenthalt im Loch steckte ihr noch in den Knochen, das würde ihr kein zweites Mal passieren. Im Keller fischte sie mit dem Schürhaken Holzschuhe und Lampe aus dem Versteck unter der Treppe hervor.
Heute würde sie auch nicht den Fehler begehen, die Lederschuhe hierzulassen, daran erinnerten sie schon die weiterhin juckenden Wunden an den Füßen.
So vorbereitet öffnete sie den Kanalzugang. Justin hatte gesagt, sie solle gegen Mittag auf ihn warten, also setzte sie sich neben die Öffnung und horchte. Ungeduldig leuchtete sie immer wieder nach unten. Hatten ihre Freunde sie vergessen?
Endlich!
In der Entfernung flackerte ein Licht und näherte sich. Erleichtert atmete sie auf und merkte erst jetzt, wie angespannt sie gewesen war. Zwar hatte sie gehofft, dass ihre Kameraden sie nicht im Stich ließen, doch nun wusste sie es sicher.
Sie schwenkte die Leuchte, um sich bemerkbar zu machen.
»Hey«, rief Justin und blieb stehen. »Komm her!«
Sie kletterte die Leiter hinunter und wechselte in die Holzschuhe. Ihre Eigenen hing sie um und ging ihm entgegen.
»Alles klar? Keiner da, der dich vermissen könnte?«, vergewisserte er sich und spähte in Richtung der Eingangsklappe.
Sie nickte.
»Dann los«, trieb er sie an. Schon machte er sich auf den Weg. Sie bemühte sich, mit ihm Schritt zu halten. Ab und zu warf Justin einen Blick zurück. Vielleicht wollte er sich überzeugen, dass ihnen niemand folgte.
»Wo sind Charlie und Simon?«, fragte sie ihn ein wenig außer Atem.
»Oben«, erwiderte er.
Sie lief schweigend neben ihm her. Justin schien nicht besonders
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