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Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Titel: Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. G. Stoll
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Gesicht und Speichel tropfte aus dem schiefen Mund, eine Gestalt wie aus einem Albtraum.
    Kate wich zurück, doch nach nur wenigen Schritten umklammerte von hinten jemand ihren Hals, sodass sie kaum zu atmen vermochte.
    »Was für ein kleines Küken ist mir denn da zugeflogen?«, krächzte es in ihr Ohr.
    Kate wand sich, aber der Griff verstärkte sich eher noch.
    »Zier dich nicht so.«
    Der Sprecher leckte ihr über die Ohrmuschel und lachte irre. Sie versuchte, ihn zu treten, traf jedoch nichts als Luft. Die Frau vor ihr stieß weiter übelste Schmähungen aus. Kate verzweifelte schier, da tauchte Charlie in ihrem Blickfeld auf.
    »Hilf mir«, flehte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich wusste gleich, du machst mir nur Ärger.«
    Doch statt sie im Stich zu lassen, zog er ein Messer und kam näher.
    »Die gehört zu mir«, knurrte er und deutete mit der Messerspitze auf Kate. »Steht unter meinem Schutz.«
    Sofort lockerte sich der Griff.
    »Nur ein wenig Spaß haben, wollte ich. Kein Grund, den alten Willie gleich abzustechen«, stammelte der Unbekannte und rannte davon.
    Kate fasste sich an die Kehle. Die schreckliche Frau stand immer noch da und beschimpfte nun Charlie. Er machte nur einen drohenden Schritt in ihre Richtung. Ein letzter böser Blick auf Kate, dann raffte die Furie ihre Lumpen zusammen und flüchtete um die nächste Ecke.
    Charlie kam zu Kate und herrschte sie an: »Bist du lebensmüde? Diese Gassen sind gefährlich. Voll mit Halsabschneidern, Verrückten und Vergewaltigern.«
    Kate zitterte so stark, dass sie nicht antworten konnte.
    »Komm mit!«, befahl er ihr barsch.
    Wie eingefroren stand sie da. Nicht einmal nicken konnte sie. Ihre Glieder weigerten sich zu gehorchen.
    Er seufzte.
    »Ich bring dich zum Einstieg«, versprach er und verzog die Lippen zu einem gequälten Lächeln, das sie wohl trösten sollte.
    Auf wackeligen Beinen folgte sie ihm.
    Nach und nach entnahm sie seinen dahingeworfenen Sätzen, wie er und seine Freunde bei ihren Diebestouren mit Hausangestellten zusammenarbeiteten. Diese öffneten am abgesprochenen Tag den Zugang zum Abwasserkanal und besorgten sich ein Alibi. Die jungen Männer stiegen dann ein und ließen den Raub im Anschluss wie einen normalen Einbruch aussehen, brachen dafür ein Fenster oder eine Hintertür auf.
    »Vielleicht bleibste besser weg vom Haus. Komm Simon nur nicht in die Quere. Der kann echt bösartig werden«, erklärte er und fuhr mit seiner Pranke über den Schädel, als wäre es ihm peinlich, darüber zu reden.
    Kate verzog das Gesicht. Gegen Madame kam Simon in Bezug auf Gemeinheit und Gefährlichkeit bestimmt nicht an.
    »Meine Herrin weiß doch, dass ich die Klappe geöffnet habe. Du kennst sie nicht. Sie bringt mich um, ohne mit der Wimper zu zucken.«
    Charlie hob die Schultern.
    »Dann lauf weg. Hau ab und lass dich nie wieder blicken«, schlug er vor. »Ich werde es auch so machen. Gebe Simon keine Chance, mich an den Boss zu verraten. Wollte immer schon zur See fahren, nun hab ich einen Grund.«
    Weglaufen.
Wie oft hatte sie fantasiert, die von ihr im Geheimgang gefundenen Goldstücke schon jetzt zu nehmen und zu fliehen, es sich jedoch nicht getraut?
    Zu Recht.
    Heute hatte sie erlebt, was sie in der Freiheit erwartete. Mit fünfzehn Jahren und ohne Schutz durch Erwachsene oder Freunde stand ihr ein Leben bevor, das vermutlich keinesfalls besser verlief als das unter Gustavs Fuchtel.
    Aber jetzt musste sie zurück, den Raub verhindern. Sonst blieb ihr nichts übrig, als tatsächlich wegzulaufen.
    Endlich erreichten sie die Einstiegsluke. Keine Zeit, ihr Schuhwerk zu wechseln, das Laken umzuhängen oder ihre Lampe mitzunehmen. Sie verabschiedete sich auch nicht von Charlie. Hastig kletterte sie nach unten und rannte los. Ohne zusätzliches Licht erkannte sie nur wenig, doch ignorierte sie das ebenso wie das Schmutzwasser, das an ihr hochspritzte, sie durchnässte und die Schuhe in Schlammklumpen verwandelte. Bald brannten die Fußsohlen vor Kälte, als liefe sie über Glasscherben. Immer öfter stolperte sie und musste schließlich anhalten. Gierig sog sie Luft in die Lungen und kämpfte gegen Brechreiz an. Sobald er nachließ, setzte sie sich erneut in Bewegung. Dabei beschimpfte sie sich und trieb sich an: »Blöde Kuh! Dumm und schwach! Wie idiotisch von dir, auf diese Verbrecher hereinzufallen.«
    Dass sie auf dem Weg das blaue Tuch verloren hatte, war eine verdiente Bestrafung.
    Endlich kam sie in Sichtweite der Luke.
    Die letzten

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