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Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Titel: Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. G. Stoll
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gewesen?«, fragte er. Er zwinkerte ihr zu und gab ihr das Wechselgeld. Vermutlich wollte er nur freundlich sein, aber ihr kam es vor, als mache er einen Scherz auf ihre Kosten.
    Kate seufzte. Sie musste so viel lernen, bis sie begriff, wie die Außenwelt in all ihren Feinheiten funktionierte.
    Unsicher musterte sie das restliche Geld. Wenn sie sich nicht verzählte, reichte es immer noch für das Tuch.
    Endlich kam sie an die Reihe. Mit jedem Schwung flog sie höher, bis sie kleine Schreie des Entzückens ausstieß. Kurz verharrte die Schaukel in der höchsten Position, gerade lang genug, um einen Blick über den Jahrmarkt zu werfen. Drehte sich dort hinten ein Karussell im Kreis?
    Der Spaß ging leider viel zu schnell zu Ende.
    Bevor sie sich in Richtung des vermuteten Karussells aufmachte, bewunderte sie ein weiteres Mal das Tuch. Schließlich zählte sie die restlichen Münzen zusammen, erstand es und band es um. Der einzige Wermutstropfen war, dass sie das gute Stück vor Gustav und Madame verbergen musste. Aber später, sobald sie volljährig war, konnte sie es tragen, und bis dahin würde es sie immer an den Jahrmarkt erinnern.
    Ein Klaps auf den Rücken riss sie aus den Gedanken. Kaum wagte sie, sich umzudrehen.
    »Charlie! Du hast mich zu Tode erschreckt. Ich dachte schon, ich finde euch nicht. Wo ist Simon? Sieh mal, was ich mir gekauft habe«, sprudelten die Worte aus ihr heraus. Am liebsten wäre sie ihm um den Hals gefallen, so erleichtert war sie, ihn endlich zu treffen.
    Er sah sie nicht an und zischte nur: »Komm hinter mir her. Vorsichtig. Darf keiner merken.« Damit ließ er sie stehen.
    Verstört blickte sie ihm nach. Schließlich gab sie sich einen Ruck und folgte ihm. Er wartete in einer Gasse auf sie.
    »Was für ein dummes Weibsstück du bist«, schimpfte er.
    Als hätte er sie mit einem Eimer Eiswasser übergossen, stand sie da. Sie öffnete den Mund, um sich gegen den unerwarteten Angriff zu wehren, doch er grunzte nur abfällig und knurrte: »Einbrecher. Das sind wir. Arbeiten für den Boss. Der will deine Madame schon lange ausrauben. Wusste nur nicht wie. Hast sie uns geliefert, den Zugang aufgemacht.«
    Kate wollte loslachen. Was für einen Unsinn redete er da?
    Charlie warf die Hände in die Luft und schrie sie an: »Du bist so verdammt blöd. Naiv, wie ein Kleinkind.«
    Fast geflüstert setzte er hinzu: »Der Boss und Simon. Die hätten dich da raushalten sollen.«
    Langsam dämmerte ihr, was er ihr gerade beizubringen versuchte. Ihr Mund war knochentrocken. Sie benötigte zwei Anläufe, um ein Wort hervor zu würgen.
    »Einbrecher?«
    Er nickte.
    »Ihr wollt Madame ausrauben. Deshalb habt ihr mich zum Jahrmarkt gebracht?«
    Er nickte wieder.
    »Traut sich keiner an die Alte ran. Gefährlich wie ein tollwütiges Tier. Sagt das Kreuz.«
    Die Einzelteile fügten sich zu einem Ganzen. Ihre Begegnung in der Kanalisation. Die schweren Säcke, das Silberzeug, die Münzen. Die drei waren auf einem Diebeszug gewesen, und sie war ihnen in die Quere gekommen. Kein Wunder, dass sie Kate bedroht hatten.
    Das Interesse an ihr, all die Freundlichkeit, nur gespielt.
    Tränen der Wut stiegen ihr in die Augen.
    Charlie sprach die Wahrheit aus. Sie war naiv; und unglaublich dumm. Sie hätte sich ohrfeigen mögen. Doch das war nicht das Schlimmste. »Madame bringt mich um«, entfuhr es ihr.
    Betrogen und benutzt zu werden, tat weh. Aber falls ihre Herrin herausfand, dass Kate nicht nur unerlaubterweise das Haus verlassen, sondern dazu einen Raub ermöglicht hatte, strafte die Frau sie grausam. Niemand würde auch nur einen Finger krümmen, um Kate vor ihrem Zorn zu schützen, niemand.
    Sie rannte los.
    In ihrer Hast rempelte sie wiederholt Besucher an, die ihr Flüche hinterher riefen. Sie ignorierte das alles, suchte verzweifelt nach der Gasse, durch die Justin sie hergeführt hatte. Zweimal hoffte sie, die Richtige gefunden zu haben, um festzustellen, dass der Weg an Hinterhöfen vorbeiging, an die sie sich absolut nicht erinnerte.
    Hoffnungslos. Schließlich verharrte sie um Atem ringend in einer engen Straße an einer verwitterten Holzwand. Das Kleid klebte verschwitzt an ihr, die Füße fühlten sich an wie Eisklumpen. Sie kämpfte gegen die Tränen. Wenn sie jetzt losheulte, konnte sie nicht wieder aufhören.
    »Verschwinde, oder ich schlag dich zum Krüppel.«
    Eine zerlumpte Frau torkelte mit erhobener Faust auf sie zu und keifte: »Das ist mein Platz. Hau ab.«
    Wut verzerrte das schmutzige

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