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Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Titel: Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. G. Stoll
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eine reine Bekanntschaft hinausging. Die Frau habe in den letzten Jahren eine zunehmend krankhafte Fixierung auf ihn entwickelt. Als Gentleman habe er dies zu ignorieren versucht. Weitere Aussagen verweigerte er und ließ sich durch einen Anwalt vertreten. Laut ärztlichem Attest litt er seit dem Tod seiner Gattin unter melancholischer Verstimmung und hatte seitdem kaum das Haus verlassen. Bisher lag nichts vor, um ihm Gegenteiliges nachzuweisen. Kates Aussage reichte nicht aus, ihn zu belasten, da sie nur seine Stimme gehört hatte.
    Rufus hatte man nach der Festnahme statt der Todesstrafe Kerkerhaft versprochen, sofern er zur Aufklärung beitragen würde. Sofort nahm er das Angebot an und sagte aus, von Madame zu der Entführung gedungen worden zu sein.
    Die beiden kannten sich aus früheren Zeiten. Damals hieß die angebliche Lady Ballingham noch Maggie Smith, besaß als uneheliche Tochter einer Näherin weder Titel, Familie noch Geld und arbeitete als Tänzerin. Er verlor sie für einige Zeit aus den Augen, als sie einem ihrer Liebhaber, einem sehr viel älteren Lord, ins Ausland folgte. Nach ihrer Rückkehr nach Anglia nannte sie sich plötzlich Madame und bezahlte ihn gut für gelegentliche Dienste. Er hielt ihr andere Verbrecher vom Hals und räumte allzu neugierige Mitmenschen aus dem Weg, darunter eines ihrer früheren Hausmädchen.
    Kate gruselte bei dem Gedanken, einen Mann wie Rufus jemals wieder in Freiheit zu sehen. Hoffentlich sah der Richter das ebenso.
    Ihr Vater berichtete ihr in den nachfolgenden Tagen auch von den Aussagen der vorgeblichen Lady Ballingham. Nur stückchenweise gab Madame preis, was sich nicht länger leugnen lies.
    Sobald die Frau begriff, dass sie sich nicht aus Elises Entführung und Kates plötzlichem Auftauchen herauszuwinden vermochte, beschuldigte sie Bruce Attenburg hinter allen Untaten zu stecken. Demnach befolgte sie seine Befehle, weil er sie mit ihrer Vergangenheit erpresste. Er habe sie gezwungen, sich als Lady Ballingham in die Familie des Barons einzuschleichen, um Lord Standfort dazu zu bewegen, ihn bei seinen politischen Ambitionen zu unterstützen.
    Sie gestand, Kate damals mithilfe des Geburtsdoktors gestohlen zu haben, behauptete jedoch, dies sei spontan aus einem unerfüllten Kinderwunsch geschehen. Mit dem Thallium, das man im Leichnam des so passend verstorbenen Geburtsarztes gefundenen hatte, wollte sie nichts zu tun gehabt haben, wie sie auch jede andere Mordtat vehement abstritt.
    Nach einigem Zaudern gab sie zu, Kate die Jahre über häufiger für Versuche benutzt zu haben, allerdings nur auf Bruce Attenburgs Anweisung hin.
    Erst traktierte sie Kate mit Gift, dann vergiftete sie später ihre Zwillingsschwester mit einer niedrigeren Dosis. Auf diese Weise wusste sie, wie die Krankheit verlief, und nutzte das für ihre vorgeblichen Wunderheilungen.
    Sie schwor Stein und Bein, Kates und Elises Leben seien nie in Gefahr gewesen, denn nichts läge ihr mehr am Herzen als das Wohlbefinden der beiden kleinen Engel.
    Sir Attenburg habe sie gegen ihren Willen dazu gezwungen, die Entführung mitzuorganisieren. Sein Plan war, Elise später zum Schein spektakulär aufzufinden. Natürlich nicht in ihrem Haus, dieser Ort diente nur als Versteck, in dem niemand die Verschleppte hören und vermuten würde. Er beabsichtigte, Rufus als ausschließlichen Täter zu entlarven und zu erschießen, wovon dieser freilich nichts ahnen konnte. Bruce Attenburg versprach sich, als Held und Retter dazustehen, Zeitungsberichte über seinen Mut und letztendlich die Ministerpräsidentschaft oder wenigstens endlich ein wichtiges Ministeramt.
    Im Übrigen behauptete sie, sie habe nie vorgehabt, Kate im Keller sterben zu lassen. Bruce wollte das Mädchen als Mitwisserin loswerden, wohingegen Gustav sie auf ihre Anordnung hin errettet habe.
    Kurz, Madame log nach Strich und Faden.
    »Eine ausgezeichnete Schauspielerin, doch die Beweise reichen, ihr lebenslänglich zu verschaffen«, versprach der Commissioner.
    Kate hörte das mit Erleichterung. Sie gab sich keinen Illusionen hin. Ohne Gustav wäre sie im Loch gestorben.
    Nach allem, was sie nun wusste, vermutete sie stark, dass Madame sie auch ohne den Einbruch niemals hätte gehen lassen. Egal, wie weit weg und zu wem. Eiskalt aus dem Weg geräumt, so hätte ihr Schicksal ausgesehen. Vermutlich unmittelbar im Anschluss an die Geschichte mit Elise. Die angebliche Lady war ein Monster.
    Was Gustav anging, lag die Sache anders. Ihm gegenüber

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