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Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Titel: Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. G. Stoll
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begutachtete er vorsichtig ihre Verletzungen im Gesicht und erklärte sie für schmerzhaft, jedoch harmlos. Die Salbe, die er auf die Blutergüsse und Abschürfungen auftrug, kühlte angenehm. Als er sich nach sonstigen Läsionen erkundigte, erwähnte sie nur die der Hand. Sie schämte sich zu sehr, um sich vor ihm zu entkleiden, und die Rippen taten zwar weh, aber gebrochen wirkten sie nicht. Dann ging es an das Schienen der Finger. Sie verzichtete auf die angebotene Dosis Laudanum zur Schmerzlinderung, was er mit einem milden Lächeln quittierte. Vermutlich erwartete er, dass sie ihre Meinung umgehend ändern würde, sobald er anfing. Er irrte sich, denn sie ertrug die Qualen. Besser, kurz zu leiden, als danach für längere Zeit keinen klaren Gedanken fassen zu können. Endlich erklärte er, für heute fertig zu sein. Er verabschiedete sich und versprach, sich morgen nach ihrem Befinden zu erkundigen.
    Nachdem er gegangen war, stellte Kate sich vor das prasselnde Kaminfeuer. Die Schuhe, die Gustav ihr gegeben hatte, drückten höllisch. Sie schlüpfte heraus, betrachtete die blutenden Stellen an Hacken und Zehen und wärmte die eiskalten Füße. Müde, erschöpft und immer noch seltsam unecht fühlte sie sich. Als träume sie alles. Wachte sie gleich wieder in Madames Haus auf?
    Erneutes Klopfen. Diesmal kam die Hausdame herein. Wie versprochen brachte sie ein Tablett; lauter Köstlichkeiten, deren Düfte Kate verführerisch in die Nase stiegen. Wann hatte sie das letzte Mal eine anständige warme Mahlzeit gegessen? Eine junge Bedienstete begleitete die Frau, legte ein Bündel Wäsche auf dem Bett ab und knickste. Mrs. Harris stellte das Tablett auf dem Tisch neben dem Armsessel ab und sagte: »Die Kleidungsstücke gehören der jungen Lady. Der Baron meinte, sie könnten Ihnen halbwegs passen. Bis die Schneiderinnen eine entsprechende Garderobe angefertigt haben, wird es leider dauern. Ihre Zofe Maria kann die nötigsten Änderungen machen.« Damit deutete sie auf die junge Frau.
    Kate interessierte sich weit mehr für den Braten und das Möhrengemüse als für die Kleidung. Sie flehte, dass die Frauen sie schnell essen ließen. Nur machten diese keinerlei Anstalten, endlich zu verschwinden.
    »Mylady.«
    Als Kate nicht reagierte, räusperte sich die Hausdame und wiederholte einiges lauter: »Mylady.«
    Kate zuckte zusammen. Offenbar meinte Mrs. Harris damit sie.
    Trotz ihrer Erschöpfung zwang sie sich zu einem Lächeln und sagte: »Kate, so heiße ich.«
    Die Wangen der Frau bekamen rote Flecken.
    »Angestellten ist es selbstverständlich untersagt, Herrschaften nur mit Vornamen anzusprechen«, erwiderte sie säuerlich.
    Auch wenn Mrs. Harris auftrat, als steckte ihr ein Stock im verlängerten Rücken, die Person erinnerte Kate an die Köchin. Beide wirkten gleich kleinlich und griesgrämig.
    »Der Baron lässt fragen, ob die junge Lady noch Wünsche hat? Benötigen Sie vielleicht Laudanum?«, fragte sie und sprach die Wörter überdeutlich aus. Vermutlich hielt sie Kate für ein wenig beschränkt.
    Kate schüttelte den Kopf, zu ermattet, um mehr zu äußern. Essen, schlafen und nachdenken, weiter erhoffte sie sich nichts.
    »Mylady findet einen Schlafmantel im Badezimmer und bei den Kleidungsstücken ist ein Nachthemd«, fügte die Frau hinzu. »Maria ist Ihnen beim Baden und Umkleiden behilflich.«
    »Ich würde jetzt am liebsten allein sein«, stammelte Kate.
    Die Hausdame betrachtete sie, als wollte sie Kate ein weiteres Mal zurechtweisen, sagte dann aber nur: »Wie Sie wünschen. Wenn Mylady es sich anders überlegt, ziehen Sie an der Schnur dort, und Maria wird sofort erscheinen.«
    Endlich verließ sie den Raum und das junge Mädchen folgte ihr hastig.
    Kate ließ sich auf den Stuhl fallen und schaufelte das Essen in sich hinein. Gustav hatte sie gelehrt, niemals zu schlingen, doch heute scherte sie sich nicht darum. Das bereits zerteilte Fleisch zerfiel fast im Mund und die Möhren schmeckten zuckersüß. Sie nahm einen Schluck aus dem dabeistehenden Becher und stutzte. Das war kein Wasser. Sie entschloss sich, es stehen zu lassen. Das Erlebnis mit dem Bier steckte ihr noch in den Knochen. Sie hielt es für sicherer, gleich aus dem Wasserhahn zu trinken.
    Nach dem Mahl schleppte sie ihren müden Körper ins Bad. Sich zu entkleiden fiel ihr schwer, selbst die unverletzten Finger schmerzten. Endlich lag auch das Unterzeug auf dem Boden und sie betrachtete sich im Spiegel. Blutergüsse und blaue Flecke

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