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Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Titel: Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. G. Stoll
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richtig unangenehm.
    Hier stehen zu bleiben, machte auch keinen Sinn, also tastete Kate sich an der Wand entlang. Im Bereich des bleiverglasten Flurfensters hielt sie inne und drehte sich um. Beide Bediensteten waren am Eingang stehengeblieben, als trauten sie sich nicht, ihr zu folgen.
    »Kommt schon«, forderte Kate sie auf. »In der Küche ist es heller und dort befinden sich Lampen.«
    Vorsichtig ging sie weiter, öffnete die Küchentür und verharrte wie angewurzelt.
    Auf den sonst sorgfältig gewienerten Arbeitstischen lag dick der Staub, und Abfall übersäte den Boden. Die Herde strahlten eine Eiseskälte ab, als wären sie seit Ewigkeiten nicht befeuert worden. Gustavs Lieblingsgeschirr, offensichtlich achtlos aus den Schränken gezerrt, lag zerbrochen auf dem Hackblock. Die Schranktüren wirkten brutal aufgebrochen und hingen zersplittert in halb ausgerissenen Angeln.
    Zum Glück standen wenigstens die Petroleumlampen unberührt an ihrem Platz an der Wand. Kate wies den Diener an, für jeden von ihnen eine anzuzünden und im Erdgeschoss auf sie zu warten, bis sie den Besuch für beendet erklärte. Im Schein der Lampe eilte sie die Treppe hoch, Maria hinter sich.
    »Gruselig, Mylady. Als lebten überall Geister und Gespenster.«
    Kate drehte sich zu ihr um. Mit ihrem schreckensbleichen Gesicht sah Maria beinahe selbst wie eine Untote aus. Wüsste sie, dass nicht weit entfernt die Knochen eines Menschen lagen, würde sie vermutlich schreiend fortlaufen. Maria glaubte felsenfest daran, Unbestattete wären dazu verdammt, auf ewig herumzuspuken. Kate fürchtete sich nicht vor Geistern. Falls sie tatsächlich das Haus heimsuchten, hatten sie ihr nie ein Haar gekrümmt. Was man von den Lebenden nicht behaupten konnte.
    Aber Marias Angst kam ihr wie gerufen. Kate hatte bereits überlegt, wie sie ohne Zeugen an den Schatz gelangte, nun kam ihr ein guter Plan in den Sinn. Absichtlich trat sie auf die Bretter, die am lautesten knarrten, um ihre Zofe noch mehr einzuschüchtern.
    Gustavs Bücher lagen in abenteuerlich übereinander getürmten Stapeln auf dem staubigen Boden der Bibliothek. Offensichtlich hatte jemand sie für den Abtransport vorbereitet, sich aber wenig Mühe gegeben, die Bände vorsichtig zu behandeln. Kate bahnte sich einen Weg bis zu Gustavs Lesestuhl, trug ihn vor eines der Fenster und sagte: »Setz dich, Maria. Du siehst aus, als würdest du jeden Augenblick vor Furcht zusammenbrechen.«
    Maria starrte sie an, als traue sie ihren Ohren nicht.
    »Das schickt sich doch nicht. Ich sollte Ihnen zur Seite stehen.«.
    »Unsinn. Ich kenne mich hier aus, du nicht. Im Tageslicht fühlst du dich gleich besser. Das schreckt alle Monster ab, egal, wie trüb es draußen ist«, setzte Kate mit einem Zwinkern hinzu.
    Wichtiger, von dieser Stelle aus sah man den Kamin im angrenzenden Zimmer nicht, was ihr sehr entgegen kam.
    Maria ließ sich mit einem Seufzer auf den Sitz fallen. Ihre Dankbarkeit war fast greifbar.
    »Mylady ist wirklich zu großzügig«, stammelte sie.
    Kate zwinkerte ihr zu. »Das bleibt selbstverständlich unter uns. Hausdrache Harris mit ihrem Zitronengesicht muss nicht alles wissen.«
    Maria kicherte und nickte eifrig.
    »Kein Wort«, versprach sie, die Wangen nun gerötet.
    »Ruh dich aus. Ich suche mir inzwischen zusammen, was ich holen wollte«, sagte Kate.
    Mit ein wenig Glück bekam Maria nicht mit, wenn sie den Raum verließ. Falls doch, musste Kate eine Erklärung dafür finden, um sie zu beruhigen.
    Leise kletterte sie in den Kamin, öffnete den Geheimgang und schlüpfte mit der Lampe in der Hand hinein. Auf eventuelle Schmutzflecke nahm sie keine Rücksicht, denn es würde später einfach sein, diese auf den verkommenen Zustand der Räume zu schieben.
    Sie hastete zur Abzweigung und dann weiter bis zu dem Platz mit dem Toten. Wie all die Jahre zuvor wartete dort das Säckchen mit den Goldmünzen. Erleichtert griff sie danach. Sie band den Beutel mit einem dafür mitgebrachten Stoffstreifen um den Unterschekel, wo er durch das Kleid verdeckt wurde. Schnell eilte sie zurück zur Bibliothek.
    Maria hatte nichts von ihrem Ausflug bemerkt. Zusammengesunken saß sie auf dem Stuhl und schnarchte leise vor sich hin. Ihr Arbeitstag begann früh und dauerte bis in die Nacht. Das arme Ding war vermutlich ständig übermüdet und ihr Körper nahm die Möglichkeit wahr, sich ein wenig zu erholen. Kate nutzte die Gelegenheit und suchte in aller Ruhe in den Stapeln nach ihrem Lieblingsbuch über

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